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Task-Force untersucht Schwerverkehr Nord-Süd

Probleme bei der Zollabfertigung in Chiasso führten zu kilometerlangen Lastwagen-Staus. Keystone Archive

Nach dem Lastwagenstau auf der A2 im Tessin hat der Bund eine Task-Force eingesetzt. Diese soll die Möglichkeit zusätzlicher Stauräume und andere Sofort-Massnahmen prüfen. Rund 600 Camionneure sassen am Freitag (30.03.) am Gotthard fest. Bereits am Tag zuvor war es zu kilometerlangen Lastwagen-Staus gekommen.

Neben dem allgemein starken Wachstum des alpenquerenden Strassengüter-Verkehrs hätten Sonderfaktoren zu den Problemen geführt, sagten UVEK-Generalsekretär Hans Werder und Oberzolldirektor Rudolf Dietrich am Freitag an einer Medienkonferenz. Eine vorübergehende Sperrung des Gotthard-Strassentunnels am Mittwoch habe das Ganze ausgelöst. So wurden am Donnerstag Hunderte von Lastwagen bereits bei ihrer Anfahrt in den Kantonen Luzern, Nidwalden, Uri und Tessin angehalten. Am Freitag dann protestierten rund ein Dutzend Lastwagenfahrer zwischen Faido und Biasca mit einer Blockade gegen die Wartezeiten am Zoll.

Laut Dietrich liessen sich die italienischen Zollbehörden nicht dazu bewegen, am Mittwoch auch nach 22 Uhr noch Lastwagen abzufertigen. Am Donnerstagmorgen habe man deshalb mit einer “Altlast” beginnen müssen.

Kein Platz mehr im Nadelöhr

Nach Ansicht Dietrichs wird es immer häufiger zu derartigen Situationen kommen: “Es braucht wenig, damit das System kippt.” Das Verkehrsdepartement (UVEK) und das Finanzdepartement (EFD) haben deshalb eine Task-Force eingesetzt, die mit den Verbänden der Camionneuren und den betroffenen Kantonen Sofortmassnahmen erörtern wird.

Geprüft wird auf Vorschlag des Nutzfahrzeug-Verbandes Astag insbesondere die Schaffung zusätzlicher Stauräume für Lastwagen, beispielsweise auf dem Miltärflugplatz Ambri. Zur Diskussion stehen auch Kapazitäts-Erhöhungen beim Zoll in Chiasso und die freie Fahrt für die Zulieferer im Tessin. Täglich passieren bis zu 5’500 Lastwagen den Grenzübergang bei Chiasso.

Was die Zollabfertigung angeht, zeigte sich Dietrich skeptisch. “Wenn wir wüssten, wie wir die Abfertigung beschleunigen könnten, hätten wir dies schon vor Jahren getan.” Selbst mit doppelt so viel Personal könnte der Zoll nicht mehr leisten, wenn nicht auch die Anlagen verdoppelt würden. “Im Nadelöhr Chiasso ist aber jeder Quadratmeter verbaut”, sagte er.

Umlagerungspolitik umsetzen

Eine Lockerung des Nachtfahrverbots zwischen 22.00 und 05.00 Uhr würde laut Dietrich bloss Mehrverkehr produzieren. Generalsekretär Hans Werder erinnerte daran, dass das Nachtfahrverbot vom Parlament ausdrücklich im Gesetz verankert worden sei und bei der Zustimmung zu den bilateralen Verträgen eine grosse Rolle gespielt habe.

Ob und wie weit die mit der Einführung der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) auf Anfang 2001 verbundene Erhöhung der Gewichtslimite auf 34 Tonnen zum Mehrverkehr beigetragen hat, konnte Werder nicht sagen. Die 40-Tonnen-Kontingente würden von der EU nur sehr beschränkt beansprucht.

Laut Werder setzen die Bundesbehörden alles daran, die Politik zur Verlagerung des Güterschwerverkehrs von der Strasse auf die Schiene umzusetzen. Dies brauche aber einige Jahre. Das grösste Problem liege dort, wo der Verkehr die Grenze überschreite. Es brauche deshalb eine enge Zusammenarbeit mit den Nachbarländern und insbesondere mit Italien.

swissinfo und Agenturen

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