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Technopark schaut in die Zukunft

Lesley Spiegel, seit Oktober 2004 Direktorin des Technoparks Zürich Christian Lenz / RDB

Nach Ansicht der neuen Direktorin des Zürcher Technologieparks liegt die Zukunft der Schweiz in der Schaffung neuer und innovativer Firmen.

Im Gespräch mit swissinfo bezeichnet Lesley Spiegel die Förderung von neuen Technologien als wesentliches Werkzeug, um die Abwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte zu verhindern.

Lesley Spiegel ist seit Oktober 2004 Direktorin der Stiftung Technopark Zürich. Die Stiftung versteht sich als Plattform für den Austausch von Technologien zwischen Wissenschaft und Industrie und will risikowilligen Unternehmern die Möglichkeit geben, ihre eigene Firma aufzubauen.

Gegenwärtig beheimatet der Technopark 190 Firmen mit rund 1400 Angestellten und hilft ihnen, den oft steinigen Weg von der Idee zum Markt etwas weniger beschwerlich zu machen.

swissinfo: Was ist am Technopark so einmalig?

Lesley Spiegel: Es ist die Kombination von gezielten Dienstleistungen, die wir neu gegründeten Unternehmern anbieten können. Auf der Infrastrukturebene pflegen wir ein modulares und flexibles Vorgehen. Firmen können hier sehr schnell wachsen, oder nötigenfalls schrumpfen, indem sie einfach Büros dazumieten oder abgeben.

In Sachen Technologieaustausch haben wir eine einmalige Situation, weil die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) grösster Mieter im Technopark ist.

Das erlaubt uns, Technologietransfers am Ort vorzunehmen, indem wir Firmen die Möglichkeit geben, mit der ETH und Industrie gemeinsame Entwicklungsprojekte durchzuführen. Schliesslich stellt die Stiftung Technopark Zürich ihren Firmen ein Dienstleistungsportfolio zur Verfügung, das ganz auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.

swissinfo: Wie lange darf ein Unternehmen im Technopark bleiben und wie gross ist die Fluktuationsrate unter den Firmen?

L.S.: Der Aufenthalt im Technopark ist zeitlich nicht begrenzt; das regelt sich gewöhnlich von selbst. Entweder wächst eine Firma so schnell, dass sie ganz einfach aus dem Technopark auf den Markt hinaus wächst und so Platz macht für neue Firmen. Das war zum Beispiel bei esmertec (Software) oder Freitag (Taschen aus Recycling-Material) der Fall. Oder eine Firma wächst langsam und bleibt im Technopark.

Es gibt auch Firmen, die sich überhaupt nicht entwickeln. Die ziehen meist irgendwann aus. Und schliesslich gibt es Firmen, die Bankrott machen. Die durchschnittliche Firma verbringt etwa fünf Jahre im Technopark.

Was die Fluktuationsrate betrifft, so kann ich nur sagen, dass sie beträchtlich ist. Der Technopark hat eine sehr hohe Auslastung, aber gleichzeitig müssen wir darauf achten, dass neue Firmen immer eine Gelegenheit zum Eintritt finden.

swissinfo: Sind diese Start-ups oder Spin-offs oder etablierten Firmen innovativ genug, um mit grossen internationalen Firmen konkurrieren zu können, nachdem sie bei ihnen ausziehen? Ist es vielen Unternehmen gelungen, sich zu etablieren?

L.S.: Sie müssen bereits sehr innovativ und konkurrenzfähig sein, wenn sie im Technopark arbeiten, denn wir schützen sie nicht vor Konkurrenten. Was wir ihnen bieten ist Support und Coaching, aber sie müssen schon bei uns auf eigenen Füssen stehen können.

Ich habe keine Statistiken, was die Anzahl der Firmen betrifft, die sich am Markt haben durchsetzen können. Aber ich weiss, dass die Erfolgsrate von Technopark-Firmen in der Kategorie “innovative Unternehmen” etwa 90% beträgt, was sehr hoch ist.

swissinfo: Die Schweizer Wirtschaft ist noch immer ziemlich schwach auf der Brust. Wie hilft der Technopark kleinen Firmen, sich zu etablieren?

L.S.: Zuerst müssen wir anerkennen, dass unsere Zukunft bei der heranwachsenden Generation von neuen und innovativen Firmen liegt. Viele Leute glauben noch immer, wir könnten uns einfach auf unsere bewährten, grossen, Vorzeigeindustrien verlassen. Das stimmt einfach nicht.

Viele dieser Unternehmen sind unter enormen Druck geraten, das haben die schmerzvollen Restrukturierungsprozesse der letzten Jahre deutlich gezeigt.

Der Technopark Zürich hilft mit, diese Erneuerung herbeizuführen, indem er eine Plattform für Technologieaustausch und unternehmerische Aktivitäten bietet. Bei uns laufen gegenwärtig verschiedene Projekte zu wichtigen Fragen der Unternehmensführung: Teambildung, Anfangsfinanzierung, wie bringt man Technologie zum Markt, wie können wir unternehmerischen Aktivitäten mehr gesellschaftliche Anerkennung verschaffen.

Ein Beispiel dafür ist der Pionier-Preis der Zürcher Kantonalbank. Preisverleihungen sind eine Möglichkeit, der Kultur der Start-ups mehr öffentliche Resonanz zu verschaffen.

Sehr wirkungsvoll sind natürlich auch Vorbilder. Erfolgsgeschichten sind der beste Anreiz, um potentielle Unternehmer an Universitäten oder in der Industrie dazu zu bewegen, den riskanten Schritt zur Gründung der eigenen Firma zu machen.

swissinfo: Inwiefern nützt das der Schweizer Wirtschaft?

L.S.: Start-ups sind auf verschiedenen Ebenen nützlich. Ganz wichtig ist natürlich die Tatsache, dass sie Arbeitsplätze schaffen.

Durch den Aufbau von Start-up-Firmen bleibt die Schweiz für qualifizierte Arbeitnehmer aus dem In- und Ausland ein attraktiver Arbeitsort. Um eine Abwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte zu verhindern, müssen wir solchen Leuten interessante und lohnende Arbeitsmöglichkeiten bieten können, sowohl heute wie morgen.

Durch den Aufbau innovativer Firmen zieht man auch Risikokapital an und zusätzliche Investitionen von Anlegern, die ihrerseits wiederum zusätzliche Dynamik und Geschäftsverbindungen ins Land bringen.

swissinfo-interview: Katalin Fekete

Der Technopark Zürich, wurde 1993 eröffnet.

Er bietet eine Plattform für Technologieaustausch zwischen Wissenschaft und Industrie, und gibt jungen Unternehmern die Gelegenheit, ihre eigene Firma zu lancieren.

190 Firmen mit rund 1400 Angestellten sind hier untergebracht.

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