Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Telecom 2003: Neue Bescheidenheit

Die Aussteller bereiten den Auftritt in den Palexpo-Hallen vor. Keystone

Am Sonntag beginnt in Genf die weltweit bedeutendste Messe der Telecom-Branche. Vor Ort sind weniger Aussteller. Erwartet werden auch weniger Besucher als vor vier Jahren.

Bundespräsident Pascal Couchepin eröffnet die Messe.

Alle vier Jahre trifft sich die Telecom-Elite in Genf zur immer noch bedeutendsten Branchenmesse. Allerdings, in nur vier Jahren kann viel geschehen und waren es 1999 die Investoren – mit mit fast unbegrenzten Finanzmitteln ausgestattet – der Messe den Stempel aufdrückten, so ist man 2003 bescheidener geworden. Die Vorzeichen haben sich stark verändert.

In diesem Jahr findet die Telecom 2003 in einer Zeit statt, wo allgemein die schleppende Weltwirtschaft beklagt wird. Die Krise in der Informations-Technologie führte dazu, dass die Branche heute vom Kunden lebt und nicht mehr, wie vor vier Jahren, von den Investoren.

Die Ausstellung “schlottert in einem zu grossen Kleid”, schrieb der Zürcher Tages Anzeiger kürzlich. Im Gegensatz zu vor vier Jahren erwarten die Organisatoren noch 750 statt 1150 Aussteller und zwischen 80’000 und 110’000 Besucherinnen und Besucher, statt der 200’000, die es vor vier Jahren waren.

Zahlreiche Erstteilnehmer

Abwesend sind zum Beispiel: Nokia, Alcatel, Ericsson, France Telecom, Oracle, Telefonica, Philips und Siemens, um nur einige der prominenten Namen zu nennen. Auch von den drei grössten Schweizer Telecom-Anbietern, Swisscom, Sunrise und Orange ist nur Swisscom vor Ort.

Bei Sunrise in Zürich sagte Pressesprecherin Monika Walser gegenüber swissinfo, dass die Entscheidung, nicht in Genf teilzunehmen, im dänischen Mutterhaus gefallen sei.

Dafür erhält die Ausstellung aus Asien und den USA Zuspruch. IBM kehrt zurück. Auch Intel und Sun sind wieder in Genf. Dazu Microsoft, deren Boss, Bill Gates, sogar persönlich nach Genf kommt. Als Referent und Forumsteilnehmer.

Aus Japan sind bekannte Namen wie NEC, Panasonic oder Sony vertreten. Dazu, das fällt auf, sind fast die Hälfte der Aussteller Erstteilnehmer. Da sei ein Wandel hin zu kleineren und innovativen Unternehmen festzustellen, heisst es bei der Messeleitung.

Wer spricht noch von UMTS?

1999 war die Mobiltelefonie noch eines der Hauptthemen der Messe. Das Kürzel WAP (Wireless Application Protocol) war in aller Munde. Damit wollte man den Internetzugang via Mobiltelefon verschaffen. Ermöglichen sollte dies UMTS, das die notwendige Bandbreite mitgeliefert hätte.

Inzwischen hat sich WAP zum Flop entwickelt. Ein vernünftiges Surfen auf dem Internet konnte so nie realisiert werden. Nicht zuletzt war offenbar auch das Interesse der Kunden klein.

Die für Milliarden von Franken ersteigerten UMTS-Lizenzen wurden für etliche Firmen zum Klumpenrisiko. Von WAP spricht heute kaum mehr jemand. Der Zugang per Handy zum Internet wird – Ironie des Schicksals – trotzdem immer öfter genutzt.

WLAN kommt

Dafür haben andere Kürzel an Relevanz gewonnen: ADSL oder WLAN. Generell kann gesagt werden, die Telecom 2003 in Genf wird dies bestätigen, dass die kabelgebundene Datenübertragung zur Zeit die Nase immer noch vorne hat. Der Mobilfunk hat die Marktreife noch nicht erreicht.

Allerdings könnte Wireless LAN hier eine brauchbare Zwischenlösung sein, sofern die Telekom-Anbieter genügend Einwählstellen anbieten können. WLAN gewinnt zur Zeit vor allem in den Schweizer Universitäten an Bedeutung, wo – wie zur Zeit in Bern – die notwendigen Einrichtungen geschaffen werden.

Standort halten

Auch wenn die Telecom 2003 kleiner Brötchen bäckt, hofft man in Genf, dass die Ausstellung auch künftig in der Rhonestadt zu sehen ist.

Zur leicht gedämpften Stimmung trägt nämlich ein hartnäckiges Gerücht bei: Die nächste Telecom werde wegen Missmanagement nicht mehr in Genf, sondern in Barcelona stattfinden. Auch andere Standorte werden herumgeboten.

Die Spekulationen werden allerdings als “unhaltbar” zurückgewiesen. Es gebe weder Missmanagement noch eine Krise, schreib die Messeleitung in einer Medienmitteilung.

swissinfo, Urs Maurer

Die ITU Telecom World 2003 in Genf dauert vom 12. bis 18. Oktober.
Ausstellungsort: Hallen Palexpo.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft