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Elena, 93, Tapigliano (Italien): "Ich bin Christin, und Freunde haben mir diese Madonna von Lourdes geschenkt. Sie ist aus Glas, und ihr fehlt die Krone. Da ich an Polyarthritis leide, bete ich oft zu ihr, um sie zu bitten, dass die Schmerzen aufhören."
Thierry Dana
Léon, 95, Ollon: "Ich war für das Postamt in Genf zuständig. Das ist der Hut, den ich während meiner Arbeit tragen musste, in meinem Fall jedoch kam das nicht oft vor. Aber meine Kollegen, die sich über meinen Charakter beschwerten, machten mir dieses Geschenk, als ich in den Ruhestand ging: Mein Hut verwandelte sich in eine Uhr! Ich war eigentlich immer gerne pünktlich."
Thierry Dana
Dolly, 96, Genf: "Ich hänge an dem, was mit meiner Familie zu tun hat, was mich an meine Vergangenheit bindet. Nach mir gibt es niemanden mehr. Ich habe diese Urne zusammen mit dem Arzt meiner Mutter ausgewählt. Meine Mutter war eine ziemlich moderne Frau, und ich finde, dass diese Urne ihr ähnlich ist. Ich würde sie gerne bis zum letzten Moment an meiner Seite haben."
Thierry Dana
William, 85, Cudrefin: "Ich habe meine Mutter im Alter von 14 Jahren verloren und bin bei meinem Grossvater aufgewachsen. Wenn er zur Messe ging, konnte ich mit meinen Freunden in der Broye angeln gehen. Es wurde meine Leidenschaft. In Versoix trat ich der Gesellschaft 'Traîne-Matin' bei. Wir brachen jeweils im Morgengrauen aufbrechen und kamen zum Aperitif zurück. Alle Fischer hatten die gleiche Mütze, und wie auf dem Wappen eingraviert ist – mit dem Apfel und dem Fisch –, kamen wir jeweils entweder mit Fisch oder mit leeren Händen zurück."
Thierry Dana
Jean, 87, Versoix: "Ich habe dieses Buch nach dem Tod meiner Schwiegermutter wiedergefunden. Es ist die erste französische Übersetzung von 'Mein Kampf', die 1934 in Paris gedruckt wurde. Ich habe es mit einer Fotokopie der Originalhülle geschützt. Ich habe dieses Buch aufbewahrt, weil es ein interessantes Dokument ist."
Thierry Dana
Yvette, 95, Lausanne: "Ich bin in meinem Leben schon viel gereist. Früher reiste ich mit meinem Mann oder einem Freund und meinem Fotoapparat. Eines Tages wurden wir in der tunesischen Wüste in der Nähe des Salzsees von einem Sandsturm heimgesucht, und es gab keinen Unterstand, um unsere Ausrüstung zu schützen. Seitdem hat sie nicht mehr funktioniert. Ich habe immer noch ein gutes Auge und würde gerne weiter fotografieren. Aber mit einem Telefon gelingt es mir nicht, zu fotografieren."
Thierry Dana
Léon, 95, Ollon: "Ich bin ein bisschen kantig, nicht sehr flexibel. Ich mag es, wenn alles präzise ist, und ich hasse Unordnung. Dank eines Freundes, der bei Rado arbeitet, bekam ich einen Rabatt auf diese Uhr. Er sagte: 'Ich kenne Dich gut, nimm das hier...'. Sie hat mich trotzdem 700 Franken gekostet, aber sie hat alle Qualitäten: Sie ist wasserdicht, automatisch, stossfest, und das Glas ist kratzfest. Wenn ich von dieser Welt gehe, wird mein Sohn sie übernehmen."
Thierry Dana
Denise, 86, Genf: "Ich habe diesen Teller 1999 bemalt. Ich habe ihn meiner Schwiegertochter geschenkt, deren Porträt ich drauf gemalt habe. Aber sie mochte ihn nicht, offenbar wegen des Goldrands. Sie hat meinen Sohn dann verlassen, und ich habe meinen Teller zurückbekommen."
Thierry Dana
Denise, 103, Chambéry (Frankreich): "Diese Glasglocke ist ein Familienerbstück, sie wird von der Mutter an die Tochter weitergegeben. Meine Mutter erhielt sie von meiner Grossmutter und ich an meiner Hochzeit von meiner Mutter. Ich möchte sie noch nicht meiner Tochter weitergeben, weil ich sie gerne in meiner Nähe haben möchte."
Thierry Dana
Odette, 97, Avusy: "Ich hänge überhaupt nicht an Dingen und habe beschlossen, nichts ins Altersheim mitzubringen, ausser diesem bestickten Kissenbezug, den mir meine Tochter geschenkt hat. Sie hat mich überzeugt, ihn mitzunehmen, und so habe ich schliesslich eingewilligt."
Thierry Dana
Gisèle, 89, Ecublens: "Ich muss meine Finger bewegen, weil ich am Hals operiert wurde und jegliches Gefühl in ihnen verloren habe. Also stricke ich kleine Taschen aus Wollresten. Dafür brauche ich einen Tag. Diese Taschen sind alle unterschiedlich. Dann biete ich sie den Bewohnerinnen und Bewohnern des Pflegeheims an. Da können sie ihre Mobiltelefone reinstecken."
Thierry Dana
Monique, 77, Genf: "Zum Valentinstag habe ich meinem Partner einen Windhund geschenkt, den Hund seiner Träume. Eines Tages sahen wir ein Rennen, und das war der Funke. Wir sind dann mit unserem Hund im Wohnwagen durch ganz Europa gereist, um an Wettbewerben teilzunehmen. Wir hatten schon immer Windhunde, und eine unserer Hündinnen war zweimal Schweizer Meisterin."
Thierry Dana
Der Fotograf Thierry Dana dokumentierte die persönlichen Gegenstände der Bewohnerinnen und Bewohner des Altersheims Bon-Séjour in Versoix, Kanton Genf.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
03. Mai 2021 - 10:10
Die Bilder von 40 Objekten und die Geschichten ihrer Besitzerinnen und Besitzer sind in dem Buch “L’objet d’une vie”Externer Link (Das Objekt eines Lebens) enthalten, das im März 2021 von Slatkine herausgegeben wurde.
(Übertragung aus dem Italienischen: Christian Raaflaub)
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