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ThyssenKrupp setzt Erholung fort – Prognose bestätigt (AF)

DÜSSELDORF (awp international) – Der von der Wirtschaftskrise stark betroffene Stahl- und Industriegüterkonzern ThyssenKrupp hat im zweiten Geschäftsquartal seinen Erholungskurs fortgesetzt. Vor Steuern erzielte das Traditionsunternehmen nach Angaben vom Mittwoch einen Gewinn von 191 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte es an dieser Stelle wegen der Wirtschaftskrise einen Verlust von 455 Millionen Euro verbucht.
Das Unternehmen profitierte von einer höheren Nachfrage vor allem aus der Autoindustrie. Zudem stieg die Produktivität dank des eingeleiteten Sparprogramms, das sich nach Worten von Konzernchef Ekkehard Schulz “voll im Rahmen unserer Erwartungen” bewegt. Im Vergleich zum Vorquartal schwächte sich die Erholung allerdings etwas ab. Als Gründe gelten ein schwacher Auftragseingang in der Technologiesparte während der Krise und ein höherer Druck auf die Margen im Stahlsegment. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro. Netto erzielte das Unternehmen einen Gewinn von 234 Millionen Euro nach einem Verlust von 362 Millionen Euro vor einem Jahr.
AKTIE LEGT ETWAS ZU
Die Aktie legte bis zum Mittag gut ein Prozent zu und bewegte sich damit praktisch parallel zum Dax . Nach Einschätzung von Analysten fielen die Zahlen besser als erwartet aus. Commerzbank-Experte Dirk Nettling erklärte das Ergebnis vor allem mit dem dem wieder erstarkten Stahlgeschäft in Europa. Dagegen äusserte sich Alexander Haissl von Cheuvreux skeptisch zu den Geschäftsaussichten. Die Margen im Stahlgeschäft dürften schrumpfen.
Der Vorstand hingegen bekräftigte seine Prognose und will in diesem Geschäftsjahr (30.9.) den Umsatz auf dem Vorjahresniveau von 40,6 Milliarden Euro halten. Zugleich soll beim um Sondereffekte bereinigte Vorsteuerergebnis wieder ein “niedriger” dreistelliger Millionengewinn herauskommen. Im vergangenen Geschäftsjahr war der Konzern erstmals seit der Fusion von Thyssen und Krupp 1999 tief in die roten Zahlen gerutscht und hatte einen Milliarden-Verlust verbuchen müssen.
BUDGETS FÜR NEUE WERKE BESTÄTIGT
In den kommenden Quartalen erwartet ThyssenKrupp nun Anlaufverluste aus dem im Sommer geplanten Produktionsstart in den neuen Werken in Brasilien und den USA. Das Management kalkuliert mit Belastungen im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Die in der Vergangenheit mehrfach erhöhten Investitionsbudgets für die neuen Werke sollen nun eingehalten werden, versicherte das Unternehmen und bestätigte Aussagen vom Januar. Das Hüttenwerk in Brasilien soll nun insgesamt 5,9 Milliarden Euro kosten, das Weiterverarbeitungswerk im US-Bundesstaat Alabama 3,8 Milliarden US-Dollar. Das Budget für das an der gleichen Stelle geplante Edelstahlwerk liegt bei 1,4 Milliarden Dollar.
Sorgen bereitet dem Ruhrkonzern derzeit vor allem die Explosion der Rohstoffkosten. Die Auswirkungen seien noch nicht verlässlich abschätzbar, sagte Schulz. Die Bergbaukonzerne hatten Anfang April die Preise für Eisenerz fast verdoppelt. Zugleich setzten sie dem jahrzehntelang praktizierten Systems langfristiger Verträge ein Ende. Das sorgt bei den Stahlkochern für grosse Verunsicherung.
nl/stb/wiz

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