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Touristen kehren aus Scharm el Scheich zurück

Grosse Erleichterung bei der Ankunft der aus Scharm el Scheich zurückgekehrten Touristen. Keystone

Nach dem Bombenterror im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich sind am Sonntag 293 Touristen aus der Schweiz mit einem Spezialflugzeug zurückgekehrt.

Die Anschläge vom Samstag mit mindestens 88 Todesopfern löste weltweit Empörung aus. Spitzenpolitiker verurteilten den Terror aufs Heftigste.

Zur Zeit der Anschläge hatten sich nach Angaben von Reiseveranstaltern über 1000 Touristen aus der Schweiz in dem Badeort am Roten Meer aufgehalten.

Unter den Toten und Verletzten waren nach bisherigen Erkenntnissen keine Gäste aus der Schweiz, wie die Reiseveranstalter und das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mitteilten. Trotz der angespannten Lage entschieden sich über 500 von ihnen, ihre Ferien fortzusetzen.

Die anderen 293 landeten am Sonntagmorgen, kurz nach 8.30 Uhr in einem 313-plätzigen Airbus 330 der Edelweiss Air auf dem Zürcher Flughafen Kloten. Sie wurden an Bord der Maschine von zwei Psychologen betreut, wie Kuoni-Sprecherin Andrea Hemmi erklärte. Die Touristen wurden dann im Flughafen von einem Careteam in Empfang genommen.

“Froh, wieder auf sicherem Boden zu sein”

Sie hätten “nur noch Heim” gewollt, sagten drei junge Frauen nach ihrer Rückkehr am Sonntag in Kloten. Sie seien auf dem Markt von Scharm el Scheich Zeuginnen der Anschläge geworden. Während die eine von Chaos und herumfliegenden Körperteilen erzählt, schluckt die andere leer und die dritte vergräbt ihr verweintes Gesicht an der Schulter ihrer Mutter.

Eine andere junge Frau erzählte, sie sei gerade an einer Bar gesessen, als sie vier laute Knalle gehört hätte. “Ich dachte, das sind Bomben und jetzt ist alles vorbei.” Darauf sei Panik ausgebrochen, überall seien Leute auf der Strasse herumgerannt. Sie sei sofort ins Hotel gegangen und habe Fernsehen geschaut.

Mehrere hundert bleiben

In solchen Ausnahmesituationen spiele die Solidarität innerhalb der Reiseveranstalter, sagte Roland Schmid von TUI Schweiz am Flughafen. In Scharm el Scheich geblieben sind dagegen die sechs TUI-Gäste, die im zerstörten Luxushotel Ghazala Garden gewohnt hatten. Sie haben laut Schmid das Hotel gewechselt.

Insgesamt hat TUI noch 170 Touristen im Badeort am Roten Meer. Von Kuoni sind laut Sprecherin Andrea Hemmi noch 239 Gäste dort, von Hotelplan gemäss Sprecherin Claudia Zimmermann noch 125.

Care-Team vor Ort

Damit befinden sich noch 534 Touristen der drei grössten Schweizer Reiseveranstalter in Scharm el Scheich. Sie hätten mit allen Gästen Kontakt gehabt, sagten Zimmermann, Hemmi und Schmid übereinstimmend. “Und alle sind wohlauf”, ergänzte Hemmi.

Gegenüber der “NZZ am Sonntag” beschrieben die Reiseunternehmen die Reaktionen der Touristen als besonnen. “Bei vielen ist die Stimmung gedrückt, und einige stehen unter Schock, zu panischen Reaktionen ist es aber nicht gekommen”, sagte Zimmermann der Zeitung.

Ein dreiköpfiges ELVIA-Care-Team kümmert sich weiterhin um die Schweizer vor Ort, wie ELVIA-Sprecher Simon Aeschlimann am Sonntag auf Anfrage erklärte. Sie würden auch im Verlaufe des Tages in den Spitälern nachprüfen, ob doch noch Schweizer hospitalisiert wurden.

Kein zweiter Spezialflug

Ein zweiter Spezialflug von Hotelplan für Sonntag war gestrichen worden, nachdem bereits der erste nicht ausgebucht war. Bereits zwei Stunden vor dem Spezialflug landete in Zürich eine planmässige Maschine mit über 100 Touristen aus Scharm el Scheich an Bord.

Noch nicht entschieden war zunächst, ob die für die kommende Woche geplanten Ferienreisen nach Scharm el Scheich durchgeführt werden. Die Lage sei noch zu unklar, sagte ein Sprecher von TUI. Das EDA riet aber bis zur Klärung der Lage von Reisen in den Sinai via den ägyptischen Badeort ab.

Bombenterror im Ferienparadies

Bei der schlimmsten Serie von Terroranschlägen in Ägypten seit 25 Jahren sind in Scharm el Scheich am Samstag mindestens 88 Menschen – zumeist Ägypter, aber auch mindestens neun Ausländer – getötet worden.

Über 100 Menschen wurden laut Polizei verletzt. Die Zahl der Todesopfer könnte noch weiter steigen, weil viele Leichen bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren.

Nach dem Terror die Wut

In einer schriftlichen Erklärung sprach das EDA von einem “barbarischen Akt”. Es kondolierte den Familien und Angehörigen der Opfer sowie der ägyptischen Regierung und sprach sich dafür aus, mit allen rechtsstaatlichen Mitteln gegen die Urheber solcher Anschläge vorzugehen und diese für ihre Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Aussenministerin der Schweiz, Micheline Calmy-Rey, zeigte sich in einem Interview mit dem “Sonntagsblick” empört über den Terrorangriff und über “die Grausamkeit der Attentäter, die solche Taten gegen unschuldige Kinder, Frauen und Männer geplant und durchgeführt haben.”

swissinfo und Agenturen

Hotline des EDA für Individualreisende:
031 324 98 08
Hotline der Reiseveranstalter für Pauschalreisende:
044 283 39 99

Die Anschläge vom Samstag waren die schlimmsten in der Geschichte Ägyptens.

Am 17. November 1997 hatten islamistische Attentäter bei den antiken Stätten von Luxor 62 Menschen getötet, darunter 36 Schweizer Touristen.

Nach der Tragödie von Luxor vermieden Schweizer Reisende die Feriendestination Ägypten während einigen Jahren. Erst in letzter Zeit wurde das Land wieder zum beliebten Ferienziel.

Einer der letzten schweren Anschläge gegen ein ägyptisches Touristenzentrum fand am 9. Oktober 2004 statt. Ziel war das Hotel Hilton und zwei Strände in Taba, wo sich vorwiegend israelische Touristen aufhielten.

Bei dem Attentat wurden 34 Menschen getötet.

Zu diesen Anschlägen hatten sich ebenfalls die Assam-Brigaden bekannt.

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