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Trotz Tunnel-Drama: Schweizer Tunnels sind sicher

Ausgebrannter Bus und Personenwagen nach dem Unfall im Viamala-Tunnel. Keystone

Der schwere Unfall vom Samstag im Viamala-Tunnel im Kanton Graubünden, der insgesamt neun Tote forderte, stellt laut den Behörden das Sicherheitssystem von Schweizer Tunnels nicht in Frage.

Der Autotunnel auf der San-Bernardino-Route wird als Alternative zur Gotthard-Route genutzt. Er bleibt mindestens eine Woche gesperrt.

Nach dem Unfall im Viamala-Tunnel hatten die Rettungskräfte am Samstag vier Todesopfer bergen können. Zwei weitere Tote wurden später aus dem Wrack eines Personenwagens geborgen. Am Montag wurden zwei weitere Tote gefunden, ein weiterer Mann ist zudem seinen schweren Verletzungen erlegen.

Um die Opfer zu identifizieren, brauchen die Spezialisten mehrere Tage. Ebenfalls mehrere Tage dauern wird die Spurensicherung durch den wissenschaftlichen Dienst der Kantonspolizei Zürich.

Der Verkehr wird über die Kantonsstrasse umgeleitet. Bis zur Wiedereröffnung des Tunnels bleibt die San-Bernardino-Route für den Schwerverkehr gesperrt.

Nach ersten Angaben entstand durch den Brand eines Cars und zweier weiterer Fahrzeuge am Samstagnachmittag beträchtlicher Schaden am Tunnel.

Regierungsrat Martin Schmid sprach von einem tragischen Unglück und drückte den Angehörigen der Opfer das Beileid der Regierung aus. Die Einsatzkräfte hätten rasch und richtig reagiert.

Er dankte ihnen – namentlich dem Careteam. Der Justiz-, Polizei- und Sanitätsdirektor hatte zuvor im Beisein von Medienvertretern den Tunnel besichtigt.

Viamala-Tunnel gilt als sicher

Der Viamala-Tunnel der Autobahn A13 weist laut Behörden des Kantons Graubündens grundsätzlich keine Sicherheitslücken auf.

Kantonsingenieur Heinz Dicht sagte, seit der Brandkatastrophe im Gotthardtunnel seien in Absprache mit dem Bundesamt für Strassen (ASTRA) eine Reihe von Massnahmen zur Erhöhung der Sicherheit getroffen worden.

Unter anderem sei eine Brandmeldeanlage installiert worden, die beim Unglück vom Samstag schnell und gut funktioniert habe.

Kein Fluchtstollen

Der Tunnel ist auch mit UKW-Empfang und einem UKW-Besprechungssystem ausgerüstet. Auch Ventilation, Anstrich und Beleuchtung entsprächen dem vom ASTRA definierten Sicherheitsstandard.

Einzig über einen Fluchtstollen verfügt der 742 Meter lange Tunnel nicht. Der Bau eines solchen Stollens sei auch nicht vorgesehen, sagte Dicht. Als einzige zusätzliche Massnahme sei die Installation von Leitleuchten geplant.

Dass es in dem Tunnel schon wiederholt zu Unfällen kam, führt der Kantonsingenieur vor allem auf den Gegenverkehr zurück. Zudem habe der Tunnel eine Steigung von einigen Prozenten und eine leichte S-Form.

Sofort Feuer gefangen

Am Samstag kurz nach Mittag war ein Personenwagen in dem Tunnel in den entgegenkommenden Bus einer Hockey-Mannschaft zusammen geprallt. Nach ersten Erkenntnissen kam es zur Katastrophe, nachdem sich bei einem Fahrzeug, das dem Bus entgegen kam, ein Rad gelöst hatte.

Ein folgender Personenwagen stiess mit dem Bus zusammen, weil dessen Lenker offenbar dem Hindernis ausweichen wollte. Der Car und der Personenwagen sowie ein drittes Fahrzeug fingen sofort Feuer.

Im Bus sassen 23 Sportler des Eishockeyclubs GDT Bellinzona. Die Vermissten gehörten zu ihnen. Sie waren unterwegs zu einem Erstliga-Match in Uzwil im Kanton St. Gallen.

swissinfo und Agenturen

20. 8. 2005 im Isla-Bella-Tunnel (Kanton Graubünden) auf der A13: Eine 75-jährige Autofahrerin erleidet bei einer Kollision ihres Fahrzeuges mit einem Reisebus tödliche Verletzungen. Ihre 79 Jahre alte Mitfahrerin erliegt wenige Tage später ihren Verletzungen. Eine weitere Autolenkerin wird mittelschwer verletzt.

16. 8. 2003: Ein Fahrer schläft kurz vor dem Südausgang des Gotthard-Tunnels über dem Steuerrad seines Lastwagens ein. Der LKW prallt auf ein entgegenkommendes Fahrzeug. Zwei Insassen des Autos kommen um, drei weitere werden verletzt.

1. 11. 2002: Im Bruyères-Tunnel auf der A1 (Kanton Waadt) kommen bei einer Kollision zweier Fahrzeuge zwei Personen ums Leben. Einer der Lenker hat die Beherrschung über sein Fahrzeug verloren. Wegen Bauarbeiten ist der Verkehr in zwei Richtungen verlaufen.

10. 5. 2002: Im Crapteig-Tunnel auf der A13 bei Thusis (Graubünden) sterben bei einer Frontalkollision drei Personen und fünf werden verletzt.

24.10.2001: Im Gotthard-Tunnel kommen beim bislang schwersten Unglück in einem Schweizer Strassentunnel 11 Menschen ums Leben. Nach der Frontalkollision zweier LKW bricht im Tunnel Feuer aus. Der Tunnel bleibt mehrere Monate geschlossen.

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