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UBS überlegt sich Teilabzug aus der Schweiz

Für Konzernchef Oswald Grübel wird die Schweiz zu eng für die UBS. Keystone

Die UBS zieht einen Abzug von Teilen ihres Geschäftes aus der Schweiz in Betracht, um den neuen strengen Regulierungen auszuweichen, die noch dieses Jahr erwartet werden. Geplant ist ein Umzug des riskanten Investmentbanking in mildere regulatorische Gefilde.

Damit will die Schweizer Grossbank Wettbewerbsnachteile vermeiden, wie sie an der Präsentation ihres 2010 erzielten ersten Gewinns seit drei Jahren mitteilte.

UBS-Konzernchef Oswald Grübel beklagte sich am Dienstag darüber, dass die Welt künftig ein ungleiches Spielfeld im globalen Bankenregulierungs-System sein werde. Verschiedene Länder setzen ihre eigenen Regulierungen in Kraft, um einen weiteren Finanzcrash zu verhindern – die Schweiz die strengsten.

Die jüngsten Vorschläge der Schweiz verlangen von UBS und Credit Suisse eine dreimal höhere Eigenkapitalquote als der globale Standard, um sich gegen Risiken abzusichern.

Um diese Forderung zu umgehen, schlug Grübel die Verschiebung des Investmentbankings in ein anderes Land vor, damit die Risikogeschäfte ausserhalb der Schweizer Regulierungssphäre abgewickelt werden können.

Kein Auseinanderbrechen

“Wenn die Eigenkapitalvorschriften in anderen Ländern nur halb so streng sind wie jene in der Schweiz, müssen wir gewisse Geschäfte, in denen wir konkurrenzfähig bleiben wollen, aus diesen Ländern abwickeln”, sagte Grübel an der Pressekonferenz zum abgelaufenen Geschäftsjahr in Zürich.

“Wenn Kunden zum Beispiel im Vermögensverwaltungs-Management gewisse Risikogeschäfte, die von Investmentbankern praktiziert werden, ebenfalls wünschen, dann müssen wir ihnen dies anderswo anbieten.”

Grübel erwähnte dabei Grossbritannien und die USA als mögliche Destinationen. Der UBS-Chef räumte allerdings ein, dass es noch mehrere Monate dauern werde, bis das Ausmass der globalen Bankenregulierungen bekannt sei. In der Schweiz zum Beispiel wird es noch fast bis Ende Jahr dauern, bis die Regulierungsvorschläge durchs Parlament sind.

Grübel tönte an, dass ein Abzug von Teilen des UBS-Geschäfts ins Ausland keine Spaltung der UBS-Gruppe oder die Auflösung ihrer viel gepriesenen Universalstrategie, die eine enge Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen verlangt, zur Folge hätte.

Aber der UBS-Chef ging nicht darauf ein, wie eine ganze UBS-Abteilung ihre risikoreichen Assets vor den Schweizer Regulierungen schützen will und gleichzeitig in der Gesamtbank verbleiben möchte.

Befragt von swissinfo.ch konnte Grübel lediglich sagen, dass das Investmentbanking in einer Art juristisch nicht spezifizierten Geschäftseinheit oder Filiale in einem anderen Land operieren könnte. “Im Moment tätigen wir Geschäfte in verschiedenen Ländern auf einer Zweigstellenbasis. Morgen könnte es eine Filialbasis sein.”

Schwarze Zahlen

Nun legt die UBS mit einem Gewinn von 7,16 Milliarden Franken das erste Mal seit vier Jahren schwarze Zahlen vor. 2009 wies die Bank noch ein Minus von 2,74 Mrd. aus.

Nach dem dritten Quartal hatte die UBS einen Gewinn von 1,3 Mrd. Franken melden können. Im vierten Quartal konnten auch die Aktiven wieder audfgestockt werden: Der Zufluss an Neugeld belief sich auf 7,1 Mrd. Franken.

Das Geld kam vor allem aus Asien und anderen Wachstumsmärkten sowie aus dem speziellen Segment der schwerreichen Kunden, den so genannten Ultra-High-Net-Worth-Individuals.

Für die Boni hat der Verwaltungsrat 4,3 Mrd. Franken bewilligt, das sind 10 Prozent weniger als 2009.

Eine Dividende an die Aktionäre wird indes auch dieses Jahr nicht ausbezahlt.

“Auch wenn wir 2010 substanzielle Fortschritte machten, sind wir uns vollständig bewusst, dass wir unsere Resultate weiter verbessern müssen”, sagte Grübel am Dienstag. “Es gibt immer noch zahlreiche Herausforderungen. Wir haben die hohen Ziele, die wir anstreben, noch nicht erreicht.”

Klagen

Auch wenn die USA Hand zum Schutz vor strengeren Schweizer Regulierungen bieten würden, gelte dies nicht für den Schutz vor Anwälten. Vom Gewinn wurden Rückstellungen im Betrag von 230 Millionen Franken abgezogen, um sich gegen Klagen – insbesondere im UBS-Steuerstreit – zu verteidigen.

2010 sah sich die UBS gezwungen, Tausende geheimer Bankkundendaten an die US-Steuerbehörde auszuhändigen. Manche der betroffenen UBS-Kunden meldeten bereits, dass sie beabsichtigen, gegen die UBS zu klagen.

Zudem gibt es Forderungen seitens der US-Gerichte, dass die UBS gewisse toxische Papiere zurückkaufen soll, die sie ihren Kunden aufgedrängt haben soll.

Letztes Jahr war die Empörung gross, als die Grossbank UBS einen Jahresverlust von 2,7 Mrd. Fr. vermelden musste, ihren Mitarbeitern aber dennoch Boni in der Höhe von rund 4,8 Mrd. Fr. verteilte.

Fürs Geschäftsjahr 2010 hat der Verwaltungsrat einen Bonuspool von 4,32 Mrd. Fr. genehmigt.

Mehr als ein Drittel der Boni, genau 1,55 Mrd. Franken, werden aufgeschoben und erst in einigen Jahren ausbezahlt.

Mit der Neugestaltung des Bonussystems folgt die UBS den neuen Richtlinien der Eidg. Finanzmarktaufsicht (Finma). Diese wurden im Herbst 2009 erlassen, nachdem die Riesenverluste der Banken eine weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst hatten.

(Übertragung aus dem Englischen: Corinne Buchser und Jean-Michel Berthoud)

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