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Über der Wolke…

Blickfang: Die Wolke in Yverdon. swissinfo.ch

Dicht über dem Wasserspiegel des Neuenburgersees schwebt die Wolke - sie ist begehbar und bietet Lichtblicke der besonderen Art.

Ein kühler Hauch legt sich auf die Haut – die äusserste Hülle der Wolke reicht bis in die Nähe des Haupteingangs. Sie verschleiert den ersten Blick auf die Expo in Yverdon, lässt Konturen verschwimmen. Der Wind bläst vom See her und treibt die Nebelschwaden über das Gelände.

Im dichter werdenden Nebel zeichnet sich nun das Seeufer ab und verschwommen, weiter vorne im Wasser, die 100 Meter lange und 20 Meter hohe Konstruktion der New Yorker Architekten Elizabeth Diller und Ricardo Scofidio: 31’500 Düsen versprühen Seewasser zu feinsten Wassertröpfchen.

Ein Steg führt mitten in das diffuse Weiss hinein. Am Eingang würden Regenmäntel aus Plastik gegen die Nässe verteilt, doch der Vorrat ist gerade aufgebraucht. Also los, halt ohne Regenschutz, ein bisschen Wasser kann nicht schaden. Die Nässe – augenblicklich legt sie sich auf Gesicht und Haare, in Kürze sind die Kleider von feinstem Wasserstaub bedeckt.

Vom Rauschen in die Sonne

Das Zentrum der Wolke ist ihr technisches Gerüst. Ein “Raum”, der durchdrungen ist von Klängen und Geräuschen – es ist laut! Da rauschen die Düsen, schwere Tropfen klatschen hinunter auf die Seeoberfläche, Wellen platschen gegen die Masten. Hunderte von Leuten steigen die Treppen rauf und runter und aus den Lautsprechern zischt und rauscht es.

Auf der mittleren Plattform hält eine Expo-Verantwortliche wacker Stellung, dick vermummt, das Gesicht von einer Kapuze halb verdeckt. “Nach einer halben Stunde werden wir abgelöst”, sagt sie und die Regentropfen rinnen über ihre Pellerine. Es ist kalt, keiner will hier verweilen: die oberste Plattform lockt mit ihrer Nähe zum Himmel.

Bereits am Ende der nächsten Treppe bricht die Sonne durch das Weiss und die oberste Plattform liegt dann sogar über dem Nebel. Hie und da türmen sich bizarre Schwaden auf um gleich darauf wieder im Nichts zu verschwinden. Unter sich die Wolke, rundherum die Landschaft: “Es hat etwas Befreiendes”, sagt Irène, welche sich die Wolke mit ihren zwei Kindern ansieht.

Kühler Drink vor dem Abstieg

Durstigen wird in der “Angel Bar” Wasser serviert. Verschiedene Wasser aus neun europäischen Ländern können degustiert werden. “Die Leute sind erstaunt darüber, dass Wasser so unterschiedlich schmecken kann”, erzählt der Barkeeper und lädt ein zu probieren. Und wirklich: Das schottische Mineralwasser erscheint herber als das englische, das schwedische ist ein wenig salzig.

Der Weg zurück durch das kalte Zentrum der Wolke braucht nun etwas Überwindung. Besonders mit Brille sei der Weg durch die Feuchtigkeit ein Hindernis, erzählt Regula am Ausgang. Gefallen hat’s ihr trotzdem. Wie ein Kind habe sie sich gefühlt: “Man geht einfach dahin, ohne zu wissen, wohin”.

“Gruusig wie im Winter ” sei das gewesen, meint hingegen Conny. “Aber wenn du oben raus kommst, ist es schön.” Eine ältere Expo-Besucherin beobachtet das Treiben rund um die Wolke vom nahen Café aus. Bei diesem Wind gehe sie nicht hin, meint sie: “Heute ist es mir zu diffus”.

Kathrin Boss Brawand

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