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Schweizer Uhren erneut auf Wachstum eingestellt

Nach zwei schwierigen Jahren legte die Schweizer Uhrenindustrie, eines der Flaggschiffe der Exportindustrie, 2017 wieder zu. Keystone

Nach zwei rückläufigen Jahren in Folge stiegen die Exporte von Schweizer Uhren im Jahr 2017 wieder auf fast 20 Mrd. Franken. Diese Steigerung wirkte sich aber nicht spürbar auf die Beschäftigung aus: Im vergangenen Jahr gingen in der Branche fast 1700 Arbeitsplätze verloren.

Noch ist es keine Euphorie, aber bei den Uhrmachern scheint es wieder aufwärts zu gehen. Nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2016 kehrten die Exporte von Schweizer Uhren im Jahr 2017 zum Wachstum zurück. Gemäss den am Dienstag vom Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FHExterner Link) veröffentlichten Zahlen betrug die Zunahme 2,7% und erreichte 19,9 Mrd. Franken.

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“Das Ergebnis übertrifft unsere Erwartungen. Die Stabilisierung ist schneller eingetreten, als erwartet”, sagt Jean-Daniel Pasche, Präsident der FH, gegenüber swissinfo.ch. Dieser Anstieg fällt im Vergleich mit dem Boom der Jahre 2000 bis 2014 (+40%) bescheiden aus. Er sei vor allem auf die Abschwächung des Schweizer Frankens und eine Verbesserung der weltwirtschaftlichen Lage zurückzuführen, sagt der FH-Direktor. “Die Uhrenfirmen haben grosse Anstrengungen unternommen, um attraktiv zu bleiben, indem sie ihre Lagerbestände ersetzten und neue Kollektionen lancierten.”

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Die Entwicklung ist jedoch von Markt zu Markt sehr unterschiedlich. Während Hongkong (+6%) und China (+18,8%) offenbar wieder Interesse an Schweizer Uhren zeigen, gingen die Exporte in die USA im dritten Jahr in Folge zurück (-4,4%). “Das ist ein kleines Rätsel”, gibt Pasche zu. “Die Signale aus den USA sind eher positiv. Beobachter auf dem amerikanischen Markt sagen, dass sich Schweizer Uhren dort weiterhin gut verkauften.”

Einer der Gründe dafür könnte der Boom im E-Commerce sein, der nun auch die Uhrenindustrie, insbesondere in den USA, trifft. “Denn im Internet bestellte Uhren werden nicht zwangsläufig direkt aus der Schweiz geliefert. Sie sind daher nicht in der Statistik des Handels zwischen der Schweiz und den USA enthalten”, sagt der FH-Präsident.

Für das laufende Jahr rechnet er mit einem ähnlichen Wachstum wie 2017. “Wir sind vorsichtig optimistisch, weil noch nicht alle Märkte und Preissegmente den Weg zurück zum Wachstum gefunden haben”, sagt er.

3% Rückgang der Arbeitsplätze

Von der leichten Zunahme der Exporte konnte die Beschäftigung in der Uhrenindustrie bisher nicht profitieren. Laut Ludovic Voillat, Kommunikationschef des Arbeitgeberverbands der Schweizerischen Uhrenindustrie (CPExterner Link), wurden im vergangenen Jahr (der negativen Tendenz des Jahres 2016 folgend) rund 3% der Arbeitsplätze der rund 700 Unternehmen der Branche abgebaut. In absoluten Zahlen entspricht dies einem Verlust von fast 1700 Arbeitsplätzen.

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Nach Ansicht des CP-Vertreters gibt es aber keinen Grund, die Alarmglocke zu läuten. “Die Beschäftigung hat die Krise ziemlich gut überstanden”, sagt er. “In dieser schwierigen Zeit haben viele Unternehmen ihr Bestes gegeben, um ihre Mitarbeiter zu behalten. Das ist einer der Gründe, weshalb es nach dem Ende des Sturms nicht viele neue Anstellungen gab.”

Die mehr als 4000 Arbeitsplätze, die in den letzten drei Jahren verloren gegangen seien, müssten den 10’000 Arbeitsplätzen gegenübergestellt werden, die zwischen 2009 und 2015 geschaffen worden seien, betont CP.

“Das laufende Jahr sollte den Uhrmachern wieder Freude bereiten. Die Anstellungen nehmen wieder zu, vor allem bei temporär Angestellten, so dass wir von einer Zunahme der Beschäftigung ausgehen”, sagt Voillat.

Swatch Group gewinnt wieder an Farbe

Nach dem Umsatz- und Gewinn-Rückgang im Jahr 2016 kehrte die Swatch Group im vergangenen Jahr zum Wachstum zurück. Der Umsatz der Nummer 1 auf dem Weltmarkt der Uhrenindustrie stieg 2017 um 6% auf CHF 7,96 Mrd. Franken. Der Gewinn stieg um 27,3% auf 755 Mio. Das Management der Bieler Unternehmensgruppe ist für das laufende Jahr optimistisch und erwartet “ein weiterhin sehr positives Wachstum, nicht nur über die eigenen Vertriebskanäle, sondern auch über Drittkanäle”.


(Übertragung aus dem Französischen: Peter Siegenthaler)

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