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Ulrich Schlüer: Neutralität ist jetzt wichtig

Ulrich Schlüer. Keystone

Ulrich Schlüer ist der Meinung, dass sich die Schweiz jetzt an ihre traditionelle Neutralität erinnern müsse.

Ulrich Schlüer ist Nationalrat der Schweizerischen Volkspartei und Herausgeber der Zeitschrift “Schweizerzeit”.

swissinfo: Gibt es gute Gründe für einen Krieg?

Ulrich Schlüer: Aus Schweizer Sicht gibt es bestimmt nie gute Gründe für einen Krieg.

Dafür gibt es jetzt für die Schweiz ganz gute Gründe, sich an ihre traditionelle Neutralität zu erinnern.

Ich sehe diesen Krieg als Folge einer Kette von Ereignissen, aber es gibt keine Rechtfertigung für einen Krieg.

Hat die UNO ihre Glaubwürdigkeit verloren?

Die UNO hat in den letzten zwölf Jahren 17 Resolutionen verabschiedet. Diese Resolutionen wurden nie umgesetzt.

Tausende von Bürokraten haben zwar mit den Resolutionen und dem Konflikt gelebt, aber man stellt einfach fest: Bürokraten administrieren einen Konflikt, lösen ihn jedoch nicht, weil sie sonst überflüssig werden könnten.

Amerika hat aus seiner Sicht den klaren Willen ausgedrückt, es müsse etwas geschehen. Die UNO konnte lediglich weiter über diesen Konflikt diskutieren, ihn aber nicht lösen.

Jeder Krieg bringt auf seine Art eine Lösung. Die Frage ist, ob der Konflikt auch mit gelöst wird. Ein Ergebnis wird es geben, und mit dem wird man dann umzugehen versuchen. Es ist aber völlig offen, was da herauskommt.

Ich war immer ein Gegner des Beitritts der Schweiz zur UNO. Und ich muss jetzt feststellen, dass das, was uns gesagt wurde, eine Illusion ist.

Es ist eine Illusion, dass die UNO die Völkergemeinschaft repräsentiert oder Konflikte löst. Die UNO ist unfähig, einen Konflikt zu lösen.

Die UNO hat entscheidend an Glaubwürdigkeit verloren. Sie ist nicht bloss ein Debattierklub, sondern sie ist geschaffen worden, um Krisen wie diese friedlich zu lösen. Jetzt ist sie gescheitert.

swissinfo-Interview: Daniele Papacella

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