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Und die Löhne steigen weiter

Gerade im Nachgang zum Swissair-Debakel wurde auch viel über Managerlöhne gesprochen. Das Wort "Abzockerei" machte die Runde - doch 2001 stiegen die Managerlöhne weiter.

Die Kritik an tatsächlich oder vermeintlich überhöhten Managerlöhnen kam nicht zur Ruhe. Neben dem Ruf nach mehr Transparenz bei Kader-Löhnen und Boni wurde auch die Forderung nach Entflechtung in den Führungsriegen laut – und nicht nur an Stammtischen. Im Visier der kritiker waren unter anderem Mario Corti und Percy Barnevik von der ABB. Heisse Diskussionen gab es auch um die Gehälter von Kadern in regierungsnahen Betrieben wie SBB und Swisscom.

Trotz Konjunkturabschwächung

Ungeachtet dieser Entwicklung verdienten die Schweizer Manager im letzten Jahr trotz Abschwächung der Konjunktur erneut mehr. Trotz Einbussen bei den Boni erhöhten sich die Löhne zahlreicher Kader. Firmenchefs steigerten ihren Gesamtlohn auf durchschnittlich 300’000 Franken.

Die gesamte Bruttolohnsumme der Kader, inklusive den variablen Lohnbestandteilen wie den Boni, stieg zwischen Februar 2001 und Februar 2002 um durchschnittlich 4 Prozent. Dies zeigt eine Studie der “HandelsZeitung” und der Beratungsfirma Kienbaum, die am Mittwoch veröffentlicht wird.

Zum Vergleich: die Löhne aller Erwerbstätigen in der Schweiz sind im letzten Jahr laut Bundesamt für Statistik (BFS) um 2,5% gestiegen. Für das laufende Jahr hat das BFS eine weitere Zunahme der Nominallöhne im gleichen Umfang ermittelt.

Einbussen bei Boni

Die Erhebung der “HandelsZeitung” zeigt, dass die Lohnunterschiede innerhalb des Kaders erheblich sind. Zwischen den Spitzenlöhnen der Topkader (300’000 Franken), den Löhnen des mittleren Kaders (202’000 Franken) und den Führungskräften der dritten Stufe (140’000 Fr.) klaffen grosse Lücken.

Trotz gestiegenem Gesamtlohn hinterliessen die mässigen Resultate vieler Schweizer Firmen im letzten Jahr Spuren auf den Lohnausweisen der Führungskräfte. Laut der Studie der “HandelsZeitung” sank der Wert der variablen Lohnbestandteile um 25 bis 30 Prozent.

Die variable Entlöhnung ist aber immer noch beliebt. Mit 73% ist der Anteil der Manager, die zusätzlich zum Fixlohn Bonifikationen oder andere erfolgs- abhängige Lohnbestandteile erhielten, zwar tiefer als im Vorjahr (78%), aber weiterhin hoch.

Bei den Firmenchefs macht der variable Anteil 15% des Bruttolohns aus. Bei den Managern der zweiten Hierarchie-Stufe sind es noch 10% und auf der dritten Stufe noch 7.

Keine Lohngleichheit zwischen Mann und Frau

Frauen sind nicht nur weiterhin viel weniger häufig in den Führungsetagen anzutreffen; sie verdienen auch deutlich weniger als ihre Kollegen derselben Stufe. Die Lohnunterschiede können bis zu 25% ausmachen.

Finanziell am interessantesten war im letzten Jahr der Posten als Personalchef oder -chefin. Zu den Spitzenverdienern zählten auch die Finanzverantwortlichen und die Top-Führungskräfte im Marketing.

In der Schweiz beteiligten sich knapp 300 Unternehmen an der seit 23 Jahren durchgeführten Studie. Gegenüber dem letzten Jahr nahm diese Zahl zu, was laut “HandelsZeitung”-Chefredaktor Kurt Speck die Vergleichbarkeit schmälert. Wie in früheren Jahren nahmen die Grossbanken nicht an der Umfrage teil.

In Europa auf Rang 5 – bei Bruttolöhnen

Während Geschäftsführer von Schweizer Unternehmen mit 500 bis 1000 Beschäftigten 1998 verglichen mit den Kollegen der grössten europäischen Wirtschaften noch den ersten Rang belegten, fielen sie seither zurück.

Nach dem vierten Rang hinter Frankreich, Österreich und Grossbritannien im Jahr 2000, wurden sie letztes Jahr von Deutschland auf Rang 5 verdrängt. Ausgezeichnet ist die Position weiterhin beim Vergleich der Nettolöhne. Nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben belegen die Schweizer Manager Rang eins.

swissinfo und Agenturen

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