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Unterschiedliches Krebsrisiko

Führungskräfte leiden häufiger an Haut-, Hoden- oder Prostatakrebs als Arbeiter. Keystone

Das Risiko, an Krebs zu erkranken, hängt bei Männern von der beruflichen Tätigkeit und der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe ab.

Dies zeigt eine neue Studie der Vereinigung Schweizerischer Krebsregister.

Die Studie, die am Donnerstag in Bern vorgestellt wurde, verschafft einen Überblick über die schicht- und berufsspezifischen Krebsrisiken in der Schweiz. Die zentrale Erkenntnis lautet: Auch in der Schweiz gibt es bedeutende Unterschiede zwischen den sozialen Gruppen und den verschiedenen Berufsfeldern.

So ist etwa das Risiko eines Arbeiters, an Rachen-, Speiseröhren- , Lungen- und Kehlkopfkrebs zu erkranken, zweimal höher als beim Kaderpersonal. Am stärksten gefährdet sind die untersten sozialen Schichten. Ihr Lebensstil wirkt sich häufig ungünstig auf die Gesundheit aus. Sie erhöhen das Krebsrisiko insbesondere durch übermässigen Alkohol- und Tabakkonsum.

Personen in der Führungsetage ihrerseits leiden häufiger an Haut- , Hoden- oder Prostatakrebs. Die Gründe für einzelne Erkrankungen sind teilweise noch nicht bekannt. Die Auswirkungen einzelner Substanzen müssten noch eingehender analysiert werden, sagte Christine Bouchardy, Mitautorin der Studie.

Auch lässt sich derzeit nicht exakt festlegen, wie viele Krebs-Erkrankungen in der Schweiz auf die berufliche Tätigkeit zurückzuführen sind. In Europa geht man von fünf bis zehn Prozent aus.

Präventionsarbeit abgestimmt auf Berufe

Die Vereinigung Schweizerischer Krebsregister und die Krebsliga Schweiz schlagen aufgrund der Studie mehrere Massnahmen vor. Vor allem in der Prävention orten sie Handlungsbedarf: So sollen etwa Leute, die im Freien arbeiten, dazu motiviert werden, sich gegen Sonne und damit auch gegen Hautkrebs zu schützen.

Bei Berufstätigen, die besonders viel sitzen und deswegen für Dickdarmkrebs anfälliger sind, soll die körperliche Bewegung gefördert werden. Wichtig sei auch die Alkohol- und Tabakprävention, sagte Bouchardy weiter.

Arbeitnehmende sollen zudem möglichst wenig kanzerogenen Sustanzen ausgesetzt werden. Derzeit sind mindestens 30 krebserregende Substanzen bekannt, mit denen einzelne Berufsgruppen in Kontakt kommen.

Weiter seien das Überwachungssystem der Berufsrisiken auszubauen und die Anerkennung berufsspezifischer Krebsrisiken zu fördern, lautet die Erkenntnis der an der Studie beteiligten Organisationen.

Besserer Schutz und mehr Forschung

“Der Bund soll die Kompetenz erhalten, nationale Krebsbekämpfungs-Programme einzuleiten”, forderte Franco Cavalli, Präsident der Krebsliga Schweiz. Die sozio-professionellen Ungleichheiten müssten beseitigt und die Berufsrisiken vermindert werden.

Weitere Forschungen halten die Initianten der Studie für notwendig. In der Schweiz gebe es derzeit nur lückenhafte Daten über berufsspezifische Krebsrisiken. Um das Ausmass der Risiken besser zu erfassen, soll genau definiert werden, wie viele Personen am Arbeitsplatz besonders exponiert sind.

Frauenrisiken unbekannt

Laut Bouchardy soll auch bei berufstätigen Frauen – vor allem in der Uhrenindustrie und der chemischen Reinigung – abgeklärt werden, wie stark sie krebsgefährdet sind.

An der jüngsten Studie, die die Krebsliga Schweiz finanzierte, beteiligten sich über 58’000 Krebskranke aus den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Land, Genf, St. Gallen, Waadt und Zürich. Die Daten wurden zwischen 1980 und 1993 erhoben.

swissinfo und Agenturen

Rachen-, Speiseröhren- , Lungen- und Kehlkopfkrebs: Da ist das Risiko eines Arbeiters zweimal höher als Kaderleute.
Personen in der Führungsetage ihrerseits leiden häufiger an Haut- , Hoden- oder Prostatakrebs.

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