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US-Börsenaufsicht entlastet Adecco

Logo des weltgrössten Temporararbeits-Vermittlers, mit Sitz im Waadtland. Keystone

Die US-Börsenaufsicht SEC empfielt, von Sanktionen gegen die weltgrösste Temporärarbeits-Firma Adecco abzusehen.

Das Unternehmen mit Sitz im Waadtland hat seine Buchhaltungs-Affäre damit teilweise ausgestanden. Noch hängig sind Sammelklagen in den USA.

Im Zusammenhang mit der Buchhaltungsaffäre von Adecco untersuchte die US-Börsenaufsicht Bilanzprobleme des weltgrössten Temporär-Vermittlers.

Im Januar 2004 hatte sich wegen dieser Probleme die Bekanntgabe des Jahresergebnisses verzögert, was den Aktienkurs empfindlich sinken liess.

Wie Adecco am Dienstag mitteilte, empfiehlt die Aufsicht keine Strafmassnahmen.

Endgültig ausgestanden ist die Affäre für Adecco allerdings noch nicht. Wie Adecco-Sprecher Axel Schafmeister sagte, sind in den USA acht Sammelklagen gegen das Unternehmen und einige leitende Manager und Ex-Manager hängig.

Käufer von Adecco-Wertpapieren klagten dabei auf Schadenersatz in nicht genannter Höhe.

Untersuchungen auch in der Schweiz

Auch die Schweizer Börse SWX hatte Ermittlungen wegen möglichen Verstosses gegen die Ad-hoc-Publizitäts-Regeln eingeleitet. SWX-Sprecher Werner Vogt sagte, diese Untersuchungen seien inzwischen abgeschlossen.

Die Resultate könnten allerdings derzeit nicht veröffentlicht werden, weil noch Rechtsmittelfristen laufen würden.

Die Eidgenössische Bankenkommission stellte ihre Untersuchungen ein. Deren Sprecherin Tanja Kocher sagte, die erhobenen Daten seien an die Handelsplattform virt-x in London übermittelt worden. Die Bankenkommission verharre für weiteres auf “stand by”.

Adecco sieht sich seit Dezember auch mit einer in Frankreich eröffneten Untersuchung wegen mutmasslichen Verstosses gegen das Wettbewerbsgesetz konfrontiert.

In diese Untersuchung sind auch weitere Temporärarbeits-Unternehmen wie Manpower und Vedior verwickelt.

Unregelmässigkeiten nicht bestätigt

Adecco hatte seine Jahresbilanz 2003 erst Anfang Juni vergangenen Jahres mit viermonatiger Verspätung vorlegen können. Die Verspätungen liessen den Aktienkurs bis zu 40% einbrechen.

Grund war eine Sonderprüfung der Geschäfte in Nordamerika, bei denen Unregelmässigkeiten vermutet worden waren – was die Wirtschaftsprüfer aber nicht bestätigten. Die Kosten für die gesamte Prozedur schätzt Adecco auf umgerechnet rund 155 Mio. Franken.

swissinfo und Agenturen

Adeccos Probleme begannen Anfang 2004, als die Revisoren Ernst & Young die Jahresergebnisse 2003 nicht abnehmen wollten.

Das Unternehmen musste in der Folge die Bekanntgabe ihrer Jahresergebnisse verschieben.

Aus diesem Grund verloren die Adecco-Aktien vorübergehend fast die Hälfte ihres Wertes. Durch den massiven Kurssturz fühlten sich etliche Aktionäre betrogen.

Im Juni 2004 trat der VR-Präsident John P. Bowmer wegen diesem Buchhaltungs-Skandal zurück.

In den USA laufen seither verschiedene Sammel-Klagen gegen den Schweizer Temporärarbeits-Konzern.

Adecco ist die grösste Personalvermittlungs-Agentur der Welt.
Sie entstand 1996 aus den Unternehmen Adia und der französischen Ecco.
Das Unternehmen beschäftigt 30’000 Mitarbeitende in 71 Ländern (5800 Niederlassungen).
Pro Jahr werden weltweit knapp vier Mio. Menschen an 250’000 Unternehmen vermittelt.
Adecco ist an der Schweizer Börse, in New York (NYSE) und an der Euronext kotiert.
Der Konzern wies 2003 einen Umsatz von 24,5 Mrd. und einen auf 470 Mio. Franken gestiegenen Reingewinn aus.

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