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USA: “Swiss Roots” war ein grosser Erfolg

Raymond Loretan, Generalkonsul der Schweiz in New York. RDB

Die von der Schweiz in den USA lancierte, breit angelegte Promotions-Kampagne "Swiss Roots" war ein voller Erfolg, freut sich Raymond Loretan.

Laut dem Schweizer Konsul in New York haben die über 150 Anlässe innert sechs Monaten etwa 150’000 Menschen angesprochen.

Das Ausstellen des Bundesbriefs in Philadelphia und der Besuch des Superstars des American Football mit Schweizer Wurzeln, Ben Roethlisberger, in der Schweiz gehörten zu den herausragendsten Ereignissen der Kampagne “Swiss Roots”.

Genau so wie die Ausstellung “Small Number, Big Impact” auf Ellis Island bei New York, die noch bis Ende Monat dauert. “Swiss Roots” war die erste Promotions-Kampagne, die in den USA landesweit durchgeführt wurde.

Der scheidende Generalkonsul in New York, Botschafter Raymond Loretan, plädiert für eine Schweizer Image Buildung, die eng mit der Privatwirtschaft zusammenarbeitet.

Wie schwierig ist es, die Schweiz in den USA zu verkaufen?

Raymond Loretan: Obwohl man meist auf offene Ohren stösst, ist die Schweiz in den USA noch nicht genug bekannt. Sie wird hier immer noch oft mit Schweden verwechselt und viele wissen nicht viel mehr, als dass die Schweiz irgendwo in Europa liegt.

Unter jenen, die unser Land kennen, geniesst es einen ausgezeichneten Ruf, auf dem aufgebaut werden kann. Es gilt, die bewährten Qualitäten des Markenzeichens Schweiz, wie Qualität, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, hoch zu halten und gleichzeitig die neuen Eigenschaften als High-Tech-Land der Wissenschaft, Wirtschaft und einer blühenden Kunstszene aufzuzeigen.

Greift das Bild der schönen modernen Schweiz bei den Amerikanern?

R. L.: Es besteht bestimmt eine gute Marktnische für die Schweiz in den USA. Verankert ist die Sicht noch nicht, doch sind hierfür zahlreiche Bemühungen im Gange. Besondere Aufmerksamkeit kommt nächstes Jahr den wissenschaftlichen Konsulaten in Boston und San Francisco zu. Geplant ist ein Programm unter dem Titel Bildung, Forschung, Innovation. Wenn alle am gleichen Strick ziehen, wird das Bild greifen.

“Swiss Peaks” und “Swiss Roots”, beide unter Ihrer Leitung durchgeführt, waren die bisher grössten Kampagnen der Schweiz zur Imagebildung in Amerika. Welche Einsichten für das Marketing der Schweiz sind daraus erwachsen?

R. L.: Es zeigt sich, wie wichtig die Nachhaltigkeit solcher Projekte ist. Es bringt nichts, eine Kampagne nur ein Jahr lang durchzuziehen. Man muss dazu einen langen Atem haben.

Bereichert durch die Erfahrungen von “Swiss Peaks” begannen wir 2003, ein Netzwerk aufzubauen und neue Partner einzuspannen. Ich glaube, wir haben unterdessen mit wenig finanziellen Mitteln eine hohe Visibilität in New York erreicht.

Und was brachte “Swiss Roots” konkret?

R. L.: “Swiss Roots” hat Schweizer Kontakte in den ganzen USA unter einem Hut zusammengefasst. Diese Datenbank kann von der Schweiz nun als zusätzliches Marketingwerkzeug verwendet werden.

Ereignisse wie die Ausstellung des Bundesbriefes und die Nationalfeier mit der Ausstellung auf Ellis Island schenkten der Schweiz viel Aufmerksamkeit. Der Staat muss so weniger Veranstaltungen selber berappen, sondern spannt mit amerikanischen Partnern zusammen und verleiht einem passenden Anlass eine zusätzliche Schweizer Dimension.

In Firmen wie der Grossbank UBS arbeiten immer weniger Schweizer. Diese verstehen die patriotisch-traditionelle Anliegen unseres Landes kaum noch.

Würde mehr Geld mehr bringen oder sind die Sparbemühungen gerechtfertigt?

R. L.: Es war schwierig, für “Swiss Roots” Sponsoren zu finden. Die Gelder sind vorhanden. Doch die Frage ist, wie man sie zusammen bekommt. In der Ausbildung ihrer Diplomaten muss die Schweiz vermehrt Gewicht auf Fund Raisings und Event Management legen.

Präsenz Schweiz bietet bereits solche Kurse an. In der bilateralen Diplomatie gewinnen diese Wege zusehends an Bedeutung.

Auch die Website swissroots.org wurde lanciert, die Amerikaner mit Schweizer Wurzeln anspricht und Gelegenheit gibt, die Vorfahren zu suchen. Wie beurteilen Sie dies?

Loretan: Es war nicht leicht, das passende Forum aufzubauen. Das Schweizer Unternehmen und die US-Firma, die das Projekt ausarbeiteten, mussten in der Anfangsphase lernen, miteinander zu arbeiten.

Das Resultat entspricht den Erwartungen, das Portal muss aber noch aktueller werden. Die Vision “Swiss Roots” muss weiter durchgezogen und immer wieder neu beurteilt werden. Das Potenzial jüngerer Leute könnte in einer zweiten Phase wahrscheinlich besser genutzt werden.

In Ihre Zeit als Generalkonsul in New York fiel auch der Beitritt der Schweiz zur UNO, deren Hauptquartier in Manhattan liegt. Hat die UNO-Mitgliedschaft auch die Arbeit des Konsulates verändert?

Loretan: Wir erhalten mehr Besuch von Schweizer Delegationen, denen wir Zugang zur Stadt und ihren Entscheidungsträgern verschaffen. Zudem stehen neben bilateralen Treffen in New York auch zahlreiche multilaterale Kanäle offen.

Interview: SDA (Roman Elsener), und swissinfo

1,2 Mio. Amerikanerinnen und Amerikaner haben Schweizer Wurzeln.
Die Namen von mehr als 5000 amerikanischen Dörfern und Städten haben einen schweizerischen Ursprung.
Die meisten Amerikaner mit Schweizer Wurzeln leben in Kalifornien, im Staate New York, in Ohio, Pennsylvania und Wisconsin.

Das Projekt ermöglichte es rund 150’000 Amerikanern, ihre Schweizer Wurzeln (wieder) zu entdecken.

Präsenz Schweiz und das Generalkonsulat in New York koordinierten “Swiss Roots”. Pro Helvetia und Schweiz Tourismus haben ebenfalls mitgemacht.

Die Website ist monatlich von 22’000 Personen konsultiert worden, die Newsletter wurde 20’000 mal abonniert.

In den 6 Monaten sind 150 verschieden grosse Anlässe organisiert worden. Der grösste war die Ausstellung “Small Number, Big Impact” (In kleiner Zahl mit grosser Wirkung) auf der Einwanderer-Insel Ellis Island.

Sie dauert noch bis Ende Oktober.

Seit März haben die Anfragen zur Beantragung des Schweizer Bürgerrechts von Amerikanern mit helvetischen Wurzeln zugenommen.

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