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Vereine – eine helvetische Institution

Vereinsfoto der Feldmusik Kriens, 2002. www.feldmusik-kriens.ch

In der Schweiz gibt es 100'000 Vereine. Egal ob Stadtindianer oder Landei, ob jung oder alt: 4 von 10 Schweizerinnen und Schweizern sind in einem Verein aktiv.

Ein Fotoband und eine Ausstellung halten das Vereinsleben fest – ohne beschönigen zu wollen.

Wenn drei Freunde sich treffen, gründen sie einen Verein. Diese Tugend scheint nirgends so verbreitet wie in der Schweiz. In den gegen 100’000 Vereine machen zwei Fünftel der erwachsenen Bevölkerung aktiv mit.

Diese Zahlen stammen aus einer Umfrage, die das Museum Bellpark in Kriens zusammen mit der Eidgenössischen Ausländerkommission (EKA) in Auftrag gegeben hat. Alt und jung, Mann und Frau, Schweizerin und Ausländer pflegen demnach oft gleich in mehreren Vereinen Geselligkeit und Gemeinsinn.

Motivation: Spass!

“Rund vier Fünftel der Schweizer Bevölkerung geben dem Modell [Verein] eine Bedeutung über die Gegenwart hinaus”, schreiben Hilar Stadler und Gabriela Mattmann im Vorwort. “Der Verein gilt als ein tragendes Element unserer Gesellschaft.”

Die wichtigsten Motive, um in einem Verein mitzuwirken, sind gemäss der Umfrage Spass und Selbstverwirklichung. Stadler und Mattmann sehen den Verein gar als Ergänzung zur Familie: “Hat die Familie, in die man hineingeboren wurde, oft den unbestreitbaren Nachteil, (…) dass man mit ihr niemals Feste feiern würde, wäre man mit ihr nicht verwandt, haben die Wahlverwandtschaften, die man (…) in Vereinen und Clubs eingeht, doch eine entschieden bessere Perspektive: Die anderen Mitglieder (…) sind die echten Brüder und Schwestern.”

Ein Verein für alles

In der Schweiz gibt es Vereine für jeden Sinn und Zweck: Kirchenchor, Ansichtskartensammler, Kakteenverein, Käfer-Cabriolet-Club, Zwillingsclub, Verkehrs- und Verschönerungsverein, Badminton-Club, Trachtengruppe, Schwuler Männerchor oder Bierfreunde – alle finden Gleichgesinnte, wenn sie wollen.

Auch in der Politik sind Vereine allüberall: Dazu gehören beispielsweise die Lokalsektionen von Amnesty International (ai), Pro Natura oder Spitex.

Am meisten Zulauf haben Sportsvereine (43%), Kulturvereine (17%) und solche mit sozialem, karitativen Charakter (9%).

Vor allem Schweizerinnen und Schweizer

Der Verein darf den Umfrageergebnissen zufolge auch als ausgezeichneter Integrationsfaktor bezeichnet werden. “Wer dabei ist, gehört ungeachtet seiner Herkunft dazu”, kommt die Studie zum Schluss.

Allerdings: Von der ausländischen Bevölkerung ist “nur” jeder und jede Vierte in einem Verein aktiv.

Bitte alle schön zusammenstehen

Zum Verein gehört das Vereinsfoto. Die einst modischen, heute aber oft komisch steif wirkenden Vereinsporträts sind allerdings durch das wilde Fotografieren abgelöst worden.

Der Zürcher Fotograf Tobias Madörin hat nun die Tradition dieses Genres wieder belebt. Für einen Fotoband hat Madörin auf 36 Farbtafeln Vereinsmitglieder in bester Tradition der Vereinsgruppenbilder abgelichtet.

Sich manchmal an alte Muster der Inszenierung anlehnend, manchmal neue Formen suchend, zeigt er in den grossformatigen Fotografien das Vereinsleben der Zentralschweizer Gemeinde Kriens.

Kriens hat rund 25’000 Einwohner und 287 Vereine – aber nicht einmal die Studien-Macher des gfs-Forschungsinstituts können garantieren, dass sie nicht den einen oder andern vergessen haben. Mit den 101 Vereinen, die am Projekt mitmachten, haben sie 16’000 Aktivmitglieder erreicht.

Um Madörins Porträts herum hat der Konservator Stadler im Museum Bellpark weitere fotografische Reihen gruppiert: Mal zeigen sie gewachsene Gemeinschaften, mal halten sie ein flüchtiges Beisammensein fest.

Auslandschweizer-Vereine

Dass die helvetische Vereins-Tugend über die ganze Welt getragen wurde, zeigen die über 70 Schweizer-Clubs, die einen Internet-Auftritt haben und bei der Auslandschweizer-Organisation (ASO) gemeldet sind.

Egal ob bei der “Asociación valesana Argentina”, dem Schweizerverein Kopenhagen, dem “Schweizer Treffen” im deutschen Münster, den “Swiss Societies in Japan” oder dem “Schweizer Verein” in Vaduz: Überall treffen sich Schweizerinnen und Schweizer zum Austausch und zur Geselligkeit.

Und beispielsweise am Auslandschweizertag an der Landes-Ausstellung Expo.02 im vergangenen Jahr präsentierte sich ein Verein in bester Schweizer Tradition: Es sang der Chor ehemaliger Schweizer Hochsee-Matrosen.

swissinfo und Agenturen

In der Schweiz gibt es rund 100’000 Vereine.
41% der Schweizerinnen und Schweizer sind in einem Verein aktiv.
Von der ausländischen Bevölkerung machen 26% in einem Verein mit.

Zivilgesetzbuch Art. 60

1 Vereine, die sich einer politischen, religiösen, wissenschaftlichen, künstlerischen, wohltätigen, geselligen oder andern nicht wirtschaftlichen Aufgabe widmen, erlangen die Persönlichkeit, sobald der Wille, als Körperschaft zu bestehen, aus den Statuten ersichtlich ist.

2 Die Statuten müssen in schriftlicher Form errichtet sein und über den Zweck des Vereins, seine Mittel und seine Organisation Aufschluss geben.

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