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Verstärktes Engagement gegen Personen-Minen

Die Schweizer sind bei der konkreten Minenräumung auf die Kenntnisse von lokalen Mitarbeitern angewiesen. Keystone

Das Verteidigungs-Ministerium (VBS) weitet seine Anstrengungen im Bereich der "Humanitären Minen-Räumung" aus. Bis zum Jahr 2002 sollen 40 im Ausland einsetzbare Minen-Experten zur Verfügung stehen. In der Region Kandersteg läuft derzeit das entsprechende Ausbildungs-Programm.

“Es braucht die Bereitschaft, lange von zu Hause weg zu bleiben. Die Familie muss da mitmachen. Und: Man muss sich selbst organisieren können.” Dies seien die wichtigsten Charakter-Eigenschaften, über welche ein Minenräum-Spezialist – ein so genannter Supervisor – verfügen müsse, sagt der 43-jährige Jürg Luginbühl gegenüber swissinfo.

Der zweifache Familienvater Luginbühl ist seit 1999 in der Minen-Räumung tätig. Damals liess er sich von der Nichtregierungs-Organisation (NGO) “Help Germany” in Bosnien zum Supervisor ausbilden.

Hilfe zur Selbsthilfe

“Wir Schweizer sind nicht die eigentlichen Minensucher. Unsere Aufgabe ist es, zu überwachen und zu leiten”, betont Luginbühl.

Will heissen: Es sind einheimische Suchtrupps, welche sich – Minen-Detektoren schwenkend – behutsam über jene Felder vortasten, wo die hässlichen Waffen vermutet werden. Die Supervisoren bleiben beratend im Hintergrund. “Ohne die Einheimischen könnten wir nichts machen. Sie wissen, wo die Minen liegen. Wir leiten die Einheimischen zur Selbsthilfe an.”

Das VBS bildet derzeit im hinter Kandersteg gelegenen Gasterntal neun Angehörige des Festungswacht-Korps zu Supervisoren aus. Luginbühl fungiert dort als Instruktor. Bis Ende 2002 will das VBS über einen Pool von 40 international einsetzbaren Supervisoren verfügen.

Verpflichtung durch die Ottawa-Konvention

Das Engagement der Schweiz erfolgt im Rahmen der Internationalen Antiminen-Konvention von 1997, auch Ottawa-Konvention genannt. Die Schweiz ratifizierte dieses Dokument im März des folgenden Jahres und verpflichtete sich damit, keine Minen mehr herzustellen, zu lagern oder zu verkaufen. Ottawa legte zudem fest, dass die Industrie-Nationen den armen und kriegsversehrten Staaten bei der Räumung von Minenfeldern zur Seite stehen.

Das Engagement des VBS verfolgt einerseits eine rein humanitäre Zielsetzung. Andererseits profitiert man aber auch, wie Erwin Dahinden vom Schweizer Generalstab erklärt: “Unsere Leute können in Krisengebieten Erfahrungen sammeln. Diese Erfahrungen kommen unserer Armee wieder zugute.”

Kompetenz-Zentrum in Genf

Neben dem VBS beteiligen sich auch das Aussen-Ministerium (EDA) und die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) am Kampf gegen Personen-Minen. Auf internationale Anerkennung stösst zudem das 1998 gegründete Internationale Zentrum für humanitäre Minen-Räumung in Genf (GICHD).

Das Genfer Kompetenz-Zentrum hat zusammen mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) eine Datenbank entwickelt, welche eine Unzahl von für die Minen-Räumung relevanten Daten und Karten verwaltet. Laut Erwin Dahinden ist Genf heute eines der wichtigsten Zentren für die Minen-Räumung überhaupt.

“Tropfen auf den heissen Stein”

Je nach Schätzungen liegen weltweit noch immer 60 bis 110 Millionen Personen-Minen im Boden. Und Abermillionen werden weiterhin gelagert. Insbesondere Guerilla-Armeen in Ländern mit niedrigem Industrialisierungs-Grad greifen auch heute noch immer zur preisgünstigen und wirkungsvollen Waffe.

Vor diesem Hintergrund erscheint das Schweizer Engagement als “Tropfen auf den heissen Stein”. Erwin Dahinden relativiert: “Alles, was wir bis jetzt an Geld, Material und Personen einsetzten, hat zur Minen-Räumung beigetragen. Und wenn es gelingt, die Herstellung der Minen einzudämmen, werden auch Guerillas nicht mehr an diese schreckliche Waffe herankommen.”

Felix Münger, Kandersteg

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