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Von YB zum FCZ: markanteste Wachablösung der Super League

(Keystone-SDA) Nur sechs Mal in der 19-jährigen Geschichte der Super League wurde ein neuer Meister erkoren. Keinem neuen Meister gelang ein derart markanter Umsturz wie dem FC Zürich 2021/22.

Als die Young Boys 2021 mit einem Vorsprung von 41 Punkte gegenüber dem damals achtplatzierten FC Zürich Meister wurden, hätten nicht alle an einen Umsturz in der Saison 2021/22 gedacht. Aber die Zürcher rauschten aus der vorletzten Startreihe so rasant an den Bernern vorbei, dass sich diese schier eine Erkältung holten. Die Zürcher schlossen die Saison 16 Punkte vor YB ab, obwohl sie die letzten zwei Spiele, längst als Meister feststehend, verloren. Der effektive Unterschied von Saison zu Saison betrug also 57 Punkte.

Für den unerwarteten Umschwung gibt es etliche Gründe und Erklärungen. Im Letzigrund heissen sie André Breitenreiter, Assan Ceesay und weitere Spieler, die unter Breitenreiter erstarkten, unablässig wachsendes Selbstbewusstsein und ein bisschen Wettkampfglück in verschiedenen Spielen.

Keine Saison für YB

Die Berner kamen auf 60 Punkte, auf die schwächste Bilanz seit 2013/14 (59 Punkte unter Trainer Uli Forte). Verletzungspech, eine fast unglaubliche Anhäufung später, teilweise sehr später Gegentore und das Schwinden des Glaubens an die eigenen Fähigkeiten unter Trainer David Wagner trugen zu einer relativ schwachen Gesamtleistung des abtretenden Serienmeisters bei.

Die in diesem Frühling vollzogene Wachablösung mutet beinahe unwirklich an, wenn man das Abschneiden der beiden Klubs in den vier Meistersaisons des Young Boys ab 2017/18 betrachtet. Über diese ganze Zeit gewannen die Berner 166 Punkte mehr als die Zürcher. Dies waren 41,5 Punkte pro Saison, der Gegenwert von etwa 14 Siegen. Am Ende der Pandemie-Saison 2019/20 hätte der Unterschied nicht grösser sein können. YB gewann die letzten sechs Spiele allesamt, während die Zürcher Niederlage an Niederlage und Kanterniederlage an Kanterniederlage reihten. In den letzten sieben Partien errangen sie einen Punkt.

Eine ebenfalls grosse Differenz – nicht 57, aber immerhin 42 Punkte – war bei der Wachablösung 2009 und 2010 auszumachen. Der FCZ wurde 2009 7 Punkte vor Basel Meister, ein Jahr später 35 hinter Basel Siebter.

Trainerwechsel in sechs Klubs

2021/22 war eine Saison der Trainerwechsel. Nur Zürich, St. Gallen, Servette und die Grasshoppers hielten über die 36 Runden an ihren Cheftrainern fest. Die Young Boys entschieden sich im Frühling zu ihrer ersten Trainerentlassung seit September 2015, seit fast sieben Jahren.

Mussten sie den Stab der Meister-Stafette an den FC Zürich übergeben, so mussten die Young Boys immerhin ihre wohl verblüffendste Rekordserie nicht abreissen lassen. Seit April 2017 bis heute ist es nie vorgekommen, dass die Berner zwei Meisterschaftsspiele nacheinander verloren. Die Serie hat sich auf nunmehr 187 Spiele ausgedehnt. Im Herbst wäre sie um ein Haar gerissen. YB verlor in St. Gallen und lag gleich danach bei den Grasshoppers noch in der Nachspielzeit 0:1 zurück. Jordan Siebatcheu, der Torschützenkönig, glich in der 93. Minute aus.

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