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VP Bank im H1 mit deutlichem Gewinnrückgang; neue Führungsstruktur (Zus)

Zürich (awp) – Die VP Bank ist auch im ersten Semester 2010 nicht auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. So flossen dem Institut in den ersten sechs Monaten weiter Neugelder ab und das Konzernergebnis blieb weit hinter den Markterwartungen zurück. Im Vergleich zum Vorjahr verdiente die Gruppe 40% weniger. Nun gibt die Gruppe Gegensteuer und bereinigt ihre Konzernstruktur.
Der seit April amtende CEO, Roger Hartmann, will mit der neuen Führungsstruktur die Bank wieder auf Wachstum trimmen. Die VP Bank müsse schlanker und flexibler werden und sich stärker an den Bedürfnissen der Kunden ausrichten, erklärte Hartmann am Dienstag vor Medienvertretern in Zürich. Die Organisation sei bisher zu wenig kunden- und vertriebsorientiert gewesen und die internen Abläufe oft zu kompliziert. Mit der Implementierung der neuen Konzernstruktur sei nun ein erster Schritt in die richtige Richtung getan, aber es warte noch viel Arbeit.
TRENDWENDE BEIM NEUGELD ZUOBERST AUF PRIORITÄTENLISTE
Erste Priorität besitzt gemäss Hartmann das Neugeld. Schnellstmöglich müsse hier die Trendwende geschafft und wieder Neugeld akquiriert werden, so der Bankchef. Dazu will er nicht nur neue Kundenberater rekrutieren, sondern auch die bestehenden Berater stärker in die Verantwortung nehmen und enger kontrollieren. Wer längerfristig keine Performance zeige, habe keinen Platz mehr in der Bank, gab er sich resolut.
Prinzipiell kann er sich auch Wachstum über Akquisitionen vorstellen. Es sei aber schwierig etwas passendes zu finden und ein konkretes Ziel sei bisher nicht auf dem Radar. Die Bank halte aber weiter nach Übernahmemöglichkeiten Ausschau.
Die Neugeldentwicklung im ersten Semester bezeichnete er als “zu schwach”. Die Abflüsse von insgesamt 0,3 Mrd CHF seien vor allem im ersten Quartal angefallen, während im Mai und Juni eine Trendwende einsetzte, erklärte Hartmann. Für das Gesamtjahr zeigte er sich dennoch vorsichtig: “Klar wäre es toll, wenn wir per Ende Jahr einen positiven Neugeldzufluss präsentieren könnten, aber eine Trendwende in der kurzen Zeit ist schwierig.”
Zurückgebunden wurde die Vermögensbasis der VP Bank neben dem Neugeldabfluss auch durch eine negative Marktwertentwicklung, die sich auf 0,8 Mrd CHF summierte. Damit verwaltete das Institut per Mitte Jahr 28,4 Mrd CHF nach 29,5 Mrd CHF per Ende 2009.
STÄRKUNG DER KOSTENDISZIPLIN – NEUE MITTELFRISTZIELE FÜR VIERTES QUARTAL IN AUSSICHT GESTELLT
Der Fokus der Bank liegt aber nicht nur auf der Neugeldentwicklung. Die Bank müsse auch effizienter werden und ein neues Kostenbewusstsein implementieren, erklärte Hartmann. So sei das Kostenniveau weiter zu hoch, hier sei künftig mehr Disziplin gefragt. Die Bankführung werde daher in den kommenden Wochen die Kostenbasis prüfen und den Leistungskatalog straffen. Gleichzeitig überprüft die Bank ihre bisherigen mittelfristigen Zielsetzungen.
Das Ergebnis dieser Überprüfung will die Bank im vierten Quartal der Öffentlichkeit präsentieren. Dann würden auch die neuen mittelfristigen Zielsetzungen kommuniziert, hiess es. Der Transformationsprozess sei damit aber nicht abgeschlossen und auch dann warte noch viel harte Arbeit. Die VP Bank werde aber wieder zum Erfolg zurückfinden, gab sich der Bankchef überzeugt. Dazu gibt sich die Gruppe drei Jahre Zeit.
OPERATIV “UNBEFRIEDIGENDES” ERGEBNIS
Mit dem Erreichten im ersten Semester zeigte sich Hartmann nicht zufrieden. Das Ergebnis sei “unbefriedigend”, kommentierte er. Auf der Ertragsseite belastete vor allem das tiefe Zinsniveau das Geschäft. So sanken die Erträge im ersten Semester im Vergleich zur Vorjahresperiode um 6,5% auf 135,6 Mio CHF. Die Kosten sanken hingegen nur um 3,2% auf 90,2 Mio CHF, was eine Verschlechterung der Cost/Income-Ratio auf 66,5% nach 64,2% zur Folge hatte. Die Tier 1 Ratio betrug per Jahresmitte 18,7% und die Eigenkapitalrendite 3,2%.
Unter dem Strich verdiente die Bank gegenüber dem Vorjahr mit 16,1 Mio CHF 40% weniger als im Vorjahr. Der den Aktionären zurechenbare Gewinn belief sich auf 14,5 Mio CHF.
MARKT STRAFT PAPIERE AB
Die Botschaft des Wandels scheint bei den Investoren nicht angekommen zu sein. Die Aktie ist nach den präsentierten Zahlen abgerutscht und notiert am Dienstag gegen 12.30 Uhr mit einem Minus von 13,4% auf 110,80 CHF. Auch die Marktbeobachter zeigten sich vom Zahlenset wenig angetan, das deutlich hinter den Prognosen zurückblieb und stellten eine Reduktion ihrer Schätzungen in Aussicht. Der Gesamtmarkt (SPI) steht derweil mit 0,83% im Minus.
pf/cc

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