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Wählen im Stadion: Wie der US-Sport die Demokratie stärken will

(Keystone-SDA) In den USA bietet sich eine neue Chance, viele der riesigen Stadien und Arenen im US-Profisport zu nützen. Fans fehlen fast überall und so werden sie vielerorts kurzerhand zum Wahllokal.

Ausgelöst haben diese bemerkenswerte Entwicklung die Basketball-Profis der NBA. Seit dem durch Polizisten verursachten Tod des Afroamerikaners George Floyd und den folgenden landesweiten Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze haben sich vor allem die Frauen und Männer aus dieser Sportart dafür eingesetzt, dass die Infrastruktur ihrer Mannschaften für die Wahl genutzt wird. Sie wollen verhindern, dass Menschen ihre Stimme nicht abgeben – weil Warteschlangen zu lang sind, die Sorge vor dem Coronavirus in kleinen Wahllokalen wie Schulen oder Bibliotheken zu gross ist oder sie sich schlicht nicht erwünscht und schikaniert fühlen.

Der NBA-Superstar und erklärte Trump-Gegner LeBron James hat zudem die Initiative «More than a vote» ins Leben gerufen und will damit vor allem Schwarze dazu animieren, ihre Stimme auch wirklich abzugeben. Mit seinen Millionen Fans in den sozialen Netzwerken hat der Topspieler vom Champion Los Angeles Lakers eine enorme Reichweite. Auf vielen Trikots der NBA-Profis stand bis zum Saisonende «Vote» (wähle), in Interviews haben sie zudem wieder und wieder auf die Notwendigkeit hingewiesen, abstimmen zu gehen. Die National Football League schaltet Spots zur besten Sendezeit während der NFL-Spiele und ruft zur Wahl auf.

«Eine unglaublich grossartige Entwicklung»

«Einen Platz wie eine Basketballarena zu öffnen, ist eine so grosse Veränderung, wie sie es sich nur vorstellen können», zitierte die Zeitung «USA Today» den Politikwissenschaftler Ben Taylor von der Kennesaw State University. «Es ist eine unglaublich grossartige Entwicklung, da viele Menschen an einem Ort abstimmen können. Wenn also Probleme auftreten, werden sie an einem Ort behoben. Oder wenn es an den frühen Wahltagen regnet, können sie die Leute ins Gebäude bringen und den Abstand einhalten.»

Insgesamt 20 NBA-Teams stellen Einrichtungen zur Verfügung und 16 Football-Teams wollen nach Angaben der NFL ihre Arenen für die Wahl nutzbar machen. Nicht überall kann in vollem Umfang gewählt werden, an manchen Orten können sich Bürger nur registrieren oder ihre bereits ausgefüllten Wahlzettel abgeben. Aber auch damit soll die Wahlbeteiligung nach oben getrieben werden. Auch Fussballstadien aus der MLS, Baseballarenen der MLB oder Hallen der Frauen-Basketballliga WNBA sind unter den Orten, die vor und am 3. November angesteuert werden können. Darunter sind das legendäre Dodger Stadium in Los Angeles oder der Madison Square Garden in New York.

Auch die Heimstätte der Atlanta Hawks zählt zu den bereits geöffneten Wahllokalen, insgesamt 19 Tage lang können Amerikaner dort ihre Stimme abgeben. Bei laut «USA Today» 302 Wahlmaschinen kommen da theoretisch einige zehntausend Stimmen zusammen – in einem Bundesstaat, den der Republikaner Trump vor vier Jahren gewann, der nun aber umkämpft ist und an den Demokraten Biden gehen könnte.

Die Hawks haben Mitarbeiter abgestellt, um in der Halle für effektive Abläufe zu sorgen und wollen ihren grossen Einfluss in der Region nutzen, um Menschen zur Wahl zu animieren. Minderheiten oder Menschen mit geringem Einkommen tendieren zu den Demokraten und könnten durch die Vorteile eines so grossen Wahllokals wie der Basketballarena angezogen werden, vermutet Politikwissenschaftler Taylor. «Das kann einen Unterschied machen.»

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