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Frauen im Parlament: Schweiz überholt Frankreich und Norwegen im internationalen Vergleich

Adele Thorent und Ada Marra
Viele Frauen ziehen nach dem Wahlen am 20. Oktober ins Parlament ein. Freude herrscht zum Beispiel bei Adele Thorens von den Grünen und Ada Marra (rechts im Bild) von der SP. Keystone / Salvatore Di Nolfi

Die Wahl in der Schweiz war auch eine Frauenwahl. Mit 42 Prozent Frauenanteil in der grossen Parlamentskammer rückt die Schweiz im Ranking vor Norwegen, Italien und Frankreich.

Der 14. Juni 2019 war der Tag der Frauen. Hunderttausende waren an diesem Tag auf die Strasse gegangen, um eine höhere Vertretung der Frauen einzufordern – auch in der Politik. Was viele kaum zu hoffen wagten, ist am 20. Oktober eingetroffen. In der grossen Kammer des Schweizer Parlaments, im Nationalrat, werden künftig zwar noch immer nicht die Hälfte der Mitglieder Frauen sein. Aber der Frauenanteil wird 42 Prozent betragen.

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Im internationalen Vergleich rückt die Schweiz damit auf Platz 15 vor und überholt Norwegen, Dänemark, Neuseeland, Frankreich, Italien und Ecuador. In diesen Ländern sind Frauen mit weniger als 41 Prozent in der grossen Parlamentskammer vertreten. 

Zuvor hatte die Schweiz im internationalen Vergleich den 38. Platz belegt, mit einem Frauenanteil im Nationalrat von 32%. Im Vergleich mit ausschliesslich europäischen Ländern wird die Schweiz zukünftig gar den 6. Platz belegen. 

Ruanda führt Ranking an

In vielen anderen Ländern war das Parlament bis anhin also ausgeglichener als die Schweiz, was Frauen und Männer angeht. Die Parlamente in Portugal und in Italien beispielsweise, oder auch in Argentinien und Dänemark. All diese Länder hat die Schweiz nun überholt. 

Auf Platz 1 im Ranking der Interparliamentary UnionExterner Link steht Ruanda. Der Frauenanteil von 61 Prozent im dortigen Parlament hat historische Gründe. Nach dem Genozid von 1994 wurde dort die Politik radikal umstrukturiert, Frauen stark integriert. Es hat eine starke Frauenbewegung stattgefunden.   

Von 61 Prozent ist die Schweiz zwar weit entfernt. Dennoch war der 20. Oktober ein historischer Tag. Die Wählerinnen und Wähler haben sich klar geäussert: Es brauche mehr Frauen in der Politik, lautet die Nachricht.Von 200 Parlamentariern werden in Zukunft 84 Frauen sein. 

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In fast allen Parteien werden in Zukunft mehr Frauen am Drücker sein als in der vergangenen Legislatur. Zum Beispiel werden bei der SP und den Grünen mit je über 60 Prozent die Frauen im Nationalrat in der Mehrheit sein. Obwohl bei der nationalkonservativen SVP es noch immer nur 25 Prozent sind, hat die Partei dennoch ihren Frauenanteil erhöhen können.

Der Frauenstreik am 14. Juni war sicher ein Grund für eine Entwicklung hin zu mehr weiblichem Personal in Bundesbern. Zudem hatten sich die Initiantinnen der Aktion “Helvetia ruft” vor den Wahlen zum Ziel gesetzt, mehr weibliche Entscheidungsträgerinnen in die Politik zu bringen und hatten Frauen motiviert zu kandidieren. 

Die Mitorganisatorinnen vom Schweizer Frauenbund “Alliance F” zeigen sich nun zufrieden. Flavia Kleiner von “Alliance F”Externer Link beispielsweise sagte gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), sie sei erfreut, dass zahlreiche «Männerbastionen» geknackt worden seien. 

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