Ein Forscherteam, dem auch Schweizer Wissenschafter angehören, hat in Südafrika einen möglichen Urahnen des Menschen gefunden. Die rund 1,9 Mio. Jahre alten Fossilien gehören zu einer neuen Vormenschenart, aus der die Gattung Homo entstanden sein könnte.
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Entdeckt wurde die von den Forschern “Australopithecus sediba” getaufte Hominidenart im August 2008, teilte die Universität Zürich mit. Damals wurde in einer Höhle nördlich von Johannesburg das Fragment eines menschenartigen Schlüsselbeins gefunden.
Als Erste konnte die Swiss Fieldschool des Anthropologischen Instituts der Universität Zürich unter der Leitung von Peter Schmid die Fundstelle bearbeiten. Bis heute hat das Zürcher Grabungsteam mehr als 180 Elemente von mindestens vier Individuen von “Australopithecus sediba” freigelegt.
Für den Zürcher Anthropologen ist der Fund “etwas Einmaliges”. Zum Teil könne er es noch gar nicht fassen, sagte Schmid. Allein in einem Zeitraum von vier Wochen seien an der Ausgrabungsstelle über 30 Hominiden-Elemente gefunden worden. So etwas habe es noch nie gegeben.
Im Fachmagazin “Science” beschreiben Schmid und Kollegen aus Südafrika, Australien und den USA zwei der vier Individuen. Es handelt sich um einen Jungen und eine Frau. Die Relikte passten zu keiner bisher bekannten Art der Hominiden (Früh- und Vormenschen).
Aufgrund verschiedener Merkmale ordnen die Forscher die neue Art der Gattung Australopithecus zu. Diese Hominiden tauchten vor etwa 4 Mio. Jahren auf und starben vor etwa 1,4 bis 1,5 Mio. Jahren aus. Sie lebten nur in Afrika. Die Skelette seien vollständiger als jene des bekannten, eine Million Jahre älteren Vormenschen Lucy, sagte Schmid.
Die neue Art besitzt einen für Australopithecus typischen, relativ kleinen Schädel. Auch die Körpergrösse von knapp 1,30 Metern und die kräftigen Arme und Hände stimmen überein mit dem Bauplan der Australopithecinen.
Zähne, Konstruktion von Schädel und Gesicht sowie vor allem das Becken würden allerdings eher zur Gattung Homo passen, zu der auch Homo sapiens, der moderne Mensch, gehört, betonte Schmid.
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