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Weltoffen, aber …

Die Schweizer Bevölkerung: Gespalten, aber mehrheitlich weltoffen. Keystone

Welche Schweiz will die Schweizer Bevölkerung? Eine Studie sieht ein modernes und mehrheitlich weltoffenes Land. Und der Stolz auf das Land ist beträchtlich.

Im Vorfeld der Eröffnung der Expo.02 wollte Präsenz Schweiz ermitteln, wie sich Schweizer und Schweizerinnen selbst sehen, welches Bild sie von sich selber haben und wie sie die Vertretung des Landes im Ausland beurteilen.

Dazu wurden vom GfS-Forschungsinstitut zwischen dem 25. Februar und dem 9. März 1004 repräsentativ ausgewählte Personen befragt. Die Analyse besorgte der Politologe Claude Longchamp.

Mehr Weltoffenheit

Gefragt nach dem Wunschbild des Landes, sprach sich eine Mehrheit der Befragten für Qualität, Offenheit und Modernität aus. Aufmerksamkeit wird in der Studie dem Spannungsfeld zwischen Moderne und Tradition geschenkt.

Rund 60% der Befragten wünschen sich generell eine nach aussen offene Schweiz, 12% erklärten, sie wollten ein Land, das sich auf sich selbst konzentriere. Oder anders gesagt: 54% wünschten sich ausdrücklich eine moderne Schweiz, während 14% eindeutig eine ausgesprochen traditionelle Schweiz möchten.

Konsens trotz Dreiteilung

Generell kommt die Studie zum Schluss, dass die moderne, weltoffene Position gegenüber dem schweizerischen Konservatismus klar überwiegt. Dies gelte aber nur, bei Ausklammerung der Ausländer- und Armee-Frage, denn diese beiden Themen provozieren in der Bevölkerung gegensätzliche Reaktionen.

Die Bevölkerungs-Schicht zwischen den zwei Polen bezeichnet die Studie als schweizerischen Modernismus.

In der Ausländerfrage waren 37% der Meinung, Schweizerinnen und Schweizer sollten im eigenen Land gegenüber Ausländern Vorteile haben. Für Chancen-Gleichheit sprach sich knapp ein Drittel aus.

Für die Mehrheitsbildung führe die Dreiteilung in der Bevölkerung aber oft zum Konsens. Gemäss dem Politikwissenschafter Longchamps können die nach aussen orientierten und die schweizerisch-modernen Stimmberechtigten in der Regel gegen die Konservativen einem Mehrheit bilden.

Ziemlicher Stolz

Rund 70% der Befragten zeigten sich sehr oder ziemlich stolz, Schweizer oder Schweizerin zu sein. Die Identifikation über das Land scheint dabei stärker zu sein als jene über die Wohngemeinde, den Wohnkanton oder die Sprachregion. 17% zeigten sich nur wenig stolz, 11% verneinten jeglichen Nationalstolz.

Die Schweiz = Adolf Ogi

Auf die Frage, wer von einer Liste aus 10 Persönlichkeiten die Schweiz im Ausland am besten repräsentieren könnte, war die Antwort klar: Der frühere Bundesrat Adolf Ogi. Ähnlich gut schnitt nur noch der Ballonfahrer Bertrand Piccard ab.

Herausforderung

Die Expo.02 stiess bei 51% auf Interesse. Generell befürworten 81% die Beteiligung der Schweiz an Weltausstellungen.

Was das Engagement der Schweiz im Ausland betrifft, sind 50% der Befragten der Meinung, die Schweiz sollte eher mehr machen, 40% sind der Auffassung, die Schweiz mache gerade das Richtige.

Das Bild, das Präsenz Schweiz im Ausland vermittelt, stützt sich auf die Vorgaben, die das Parlament bei der Schaffung der Image-Organisation festgelegt hatte. Es sind: Vielfalt, humanitäre Tradition, Bürgernähe, Qualitätsbewusstsein sowie die innovative und effiziente Wirtschaft.

Präsenz Schweiz-Chef Johannes Mattyassy ist mit dem Ergebnis der Studie denn auch zufrieden. Es zeige eine recht hohe Übereinstimmung mit dem vom Parlament skizzierten Bild einer Schweiz, die auf Qualität, Wettbewerbsfähigkeit und Öffnung setze.

Warten auf Expo.02

“Ich bin sehr neugierig, ob sich diese Tendenz bekräftigt, vor allem im Zusammenhang mit der Expo.02. Zum ersten Mal setzt eine Landesausstellung vermehrt auf Kultur statt auf Tradition”, erklärt Matyassy gegenüber swissinfo. “Wir werden die Reaktionen unserer Mitbürger und Mitbürgerinnen sehr genau verfolgen.”

Dass die Bevölkerung kein einheitliches Wunschbild des Landes habe, sei keine Überraschung, so Matyassy. Die Ergebnisse der Studie reflektierten auch den Ausgang der UNO-Abstimmung. “Und die Unterschiede und Vielfalt der Schweizer Gesellschaft. Gerade dies ist eine unserer Herausforderungen – diese Unterschiede in kurzen Slogans deutlich zu machen.”

Besonders Freude hatte Mattyassy natürlich auch daran, dass 90% der Befragten die Promotion des Landes im Ausland als wichtig erachten. Ein willkommener Zuspruch für Präsenz Schweiz, die sich schon jetzt Gedanken macht über Projekte für die kommenden Weltausstellungen in Paris (2004) und Aichi/Japan (2005).

swissinfo

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