Weltstrafgericht: 20 Jahre Haft für Massaker im Sudan
Gut 20 Jahre nach den Massakern in Darfur im Sudan hat der Internationale Strafgerichtshof einen Ex-Milizenchef zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Ali Muhammad Ali Abd-Al-Rahman (76) sei verantwortlich für Verbrechen von "unvorstellbarer Grausamkeit", sagte die Vorsitzende Richterin Joanna Korner in Den Haag.
(Keystone-SDA) Er war bereits im Oktober von den Richtern wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gesprochen worden – darunter Mord, Vergewaltigungen und Folter. Es war das erste Urteil des Weltstrafgerichtes zu den Verbrechen in Darfur.
Der auch als Ali Kuscheib bekannte Angeklagte war dem Gericht zufolge einer der wichtigsten Anführer der von der Regierung unterstützten Dschandschawid-Miliz, die von 2003 bis 2006 für die Ermordung von etwa 300.000 Menschen in der Darfur-Region verantwortlich gemacht wird.
Kaum mildernde Umstände
Die Richter sahen nach eigenen Angaben nur sehr wenige Gründe, die Strafe zu mildern. Das Strafmass war aber kürzer ausgefallen, da Abd-Al-Rahman sich 2020 freiwillig gestellt hatte und wegen seines hohen Alters von heute 76 Jahren.
Die Anklage hatte lebenslange Haft gefordert. Die Verteidigung hatte bereits Berufung gegen das Urteil eingelegt. Die Untersuchungshaft wird auf die Strafe angerechnet. In welchem Land er seine Strafe verbüssen wird, ist noch nicht bekannt.
Zahlreiche Zeugen
Abd-Al-Rahman hatte alle Vorwürfe zurückgewiesen. Er hatte sich im Sommer 2020 dem Gericht gestellt. Zahlreiche Zeugen hatten ihn identifiziert und in dem Prozess detailliert die Massenmorde, Folter, Vergewaltigungen und Plünderungen geschildert.
Vor gut 20 Jahren war der Bürgerkrieg im Süden Sudans ausgebrochen. Der UN-Sicherheitsrat hatte das Weltstrafgericht mit der strafrechtlichen Verfolgung der Massaker von Darfur beauftragt. Bisher gab es nur diesen einzigen Prozess.
Auch heute Gewalt in Darfur
Auch in diesen Tagen gibt es regelmässig Berichte über Massaker und Vergewaltigung als Kriegswaffe aus Darfur. Die Miliz RSF, deren Mitglieder in der Tradition der Dschandschawid stehen, führt seit zweieinhalb Jahren einen blutigen Machtkampf gegen die Regierungsarmee und kontrolliert nach der Einnahme der Stadt Al-Faschir in Nord-Darfur alle wichtigen Städte der Region. Nach dem Fall von Al-Faschir kam es zu Massenerschiessungen, wie geflohene Überlebende berichteten. Auf der Flucht wurden zahlreiche Einwohner der Stadt Opfer von Gewalt. Hilfsorganisationen berichten von massiver sexueller Gewalt an Frauen und Mädchen während der Flucht und nach der Einnahme der Stadt.