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Weniger Umsatz-Rückgang dank Mundart

Die Jugend konsumiert weniger CD-Scheiben als früher. Keystone

Musikerfolge auf "Schwiizerdütsch" verlangsamen den Umsatz-Rückgang im Schweizer CD-Markt, der seit 1999 von Internet-Tauschbörsen gebremst wird.

2004 betrugen die Umsätze im Albenverkauf noch 231 Mio. Franken, weit entfernt vom Rekordjahr 1995 mit 317 Mio.

18,9 Millionen Musik-Tonträger wurden 2004 in der Schweiz gekauft – davon 16,4 Mio. in Form von CD-Scheiben. Obschon das Verkaufsvolumen in erster Linie wegen der Internet-Tauschbörsen seit 1999 rückläufig ist, zeigt sich ein starker Gegentrend beim Marktgewicht der Deutschschweizer Käufer. Denn unter den Bestsellern figurieren etliche Mundart-Alben.

Die Branche verzeichnete 2004 Verkaufsumsätze von 231 Mio. Franken, gegenüber 251 Millionen im Vorjahr. Das rückläufige Volumen sei jedoch nicht nur auf das Internet zurück zu führen, sagt Beat Högger von der Schweizer Sektion der IFPI (International Federation of Producers of Phonograms and Videograms).

“Offenbar verlagert sich der Konsum der Jugendlichen weg von Alben und Platten in Richtung mobile Telefonie”, sagt Högger gegenüber swissinfo. Spitzenwerte erreichte die Industrie im CD-Bereich im Jahr 2000, als 19,6 Mio. Scheiben verkauft wurden.

Umsatzmässig das beste Jahr verzeichnete die Musikindustrie in der Schweiz 1995, als für 317 Mio. Franken Alben verkauft worden waren.

Mundart-Erfolg nur in der Deutschschweiz

Der Mundart-Erfolg beschränkt sich jedoch auf die Deutschschweiz. In der Westschweiz und im Tessin sind Interpreten wie Gölä, Züri West, Plüsch, Polo Hofer oder Florian Ast kaum oder nur wenig bekannt.

Dementsprechend fehlt das viel verkaufte Album “S’Bescht Mundart Album Wo’s Git” in der Verkaufspalette westlich der Saane. Das Album kam vor 15 Monaten heraus und wurde rund 160’000 Mal verkauft.

Es ist der Bestseller des Jahres bei den Plattenverkäufern, wie die Schweizer Sektion der International Federation of Producers Of Phonograms and Videograms erklärt.

15 von 119 Klassifizierten als Mundart-Musik

Inzwischen hat das erste Album der Kompilation “S’Bescht” Nachfolger erhalten: Volume 2 und 3 bestätigen den Trend. Von der zweiten Kompilation wurden 80’000, von Volume 3 immerhin noch 40’000 Stück verkauft.

Als weiterer Erfolg dieses Musik-Genre gilt die Berner Gruppe Plüsch. Ihr zweites Album, “Sidefiin”, konnte über 80’000 Mal abgesetzt werden.

2004 schafften 119 Alben eine Gold-Klassifizierung (20’000 abgesetzte Exemplare) oder eine Platin-Klassifizierung (40’000); 15 davon fallen in die Kategorie “Mundart-Musik” von Interpreten wie Mia Aegerter, Baschi, Linard Bardill, Peter Reber, Peach Weber oder Gruppen wie Mash oder Züri West.

Die von der IFPI zertifizierten 119 Alben erlauben jedoch kein unangefochtenes Klassement. Denn einige erreichen in wenigen Wochen Verkaufszahlen, die fast schon neidisch machen, während andere Jahre brauchen, um auf die Ziffern zu kommen.

Löwenanteil amerikanisch



Das Trio der bestverkauften Scheiben besteht also aus der Mundart-Kompilation “S’Bescht”, gefolgt von – etwa gleich stark – Anastacia und Norah Jones. Die beiden Amerikanerinnen konnten je rund 120’000 Exemplare ihrer neuesten Alben verkaufen.

Gold oder Platin entfielen somit auf rund 50 angelsächsische Interpreten, meist Habitués. Die Italiener folgen mit 30 Alben. Auch die klassische Musik erhält Gold: Cecilia Bartoli mit ihrem Vivaldi-Album, Orchesterchef David Zinman mit Beethoven-Symphonien.

In der Westschweiz bringen es die französischen Interpreten wie Michel Sardou und Garou auf je einmal Platin. Sechs Sänger erhalten Gold. Doch die Westschweizer Künstler träumen noch von solchen Verkaufszahlen.

Der Lausanner Jérémie Kissling konnte sein erstes Album immerhin 3000 Mal absetzen, wie Pierre-André Crausaz von Disques Office in Freiburg erklärt.

swissinfo, Philippe Triverio (sda)
(Übertragung aus dem Französischen von Alexander Künzle)

Im April 2004 drohte die IFPI Schweiz mit straf-rechtlicher Verfolgung bei illegalem elektronischen Musik-Tausch.

Gemäss Urheberrecht kann die Strafe bis 100’000 Franken und Gefängnis bis zu 3 Jahren betragen.

IFPI, die International Federation of Phonografic Industry, repräsentiert 1500 Tonträger-Produzenten und -Verteiler in 76 Ländern.

Die Schweizer Sektion der IFPI umfasst 300 Tonträger-Produzenten.

Der Tonträger-Markt in der Schweiz ist rückläufig.

Im Rekordjahr 1999 wurden 23,7 Mio. Tonträger verkauft.

2004 waren es noch 18,9 Mio.

Mit 317 Mio. Franken war 1995 das umsatzstärkste Jahr.

2004 erreichten die Umsätze noch 231 Mio.

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