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Westschweizer “Mäuse” top

Die Bilanz-Hitliste zeigt auf, wie die lahmende Weltwirtschaft auch Top-Firmen erfasste. swissinfo.ch

Die für ihre Computer-Mäuse bekannte Logitech ist das Spitzenunternehmen der Schweizer Wirtschaft. Zu diesem Schluss kommt die "Bilanz" in ihrer jährlichen Top-100-Liste.

Was bei der neusten Liste auffällt ist, dass die Industrie im Jahr 2002 wieder an die Spitze der Schweizer Wirtschaft vorgerückt ist – und den Banken damit gegenüber den Vorjahren den Rang ablief.

Medizinaltechnik und Transport-Logistik

Auf den Medaillen-Plätzen der 100 erfolgreichsten Firmen platziert sind, neben der Logitech auf Platz 1, das Medizinaltechnik-Unternehmen Synthes-Stratec und das Logistik- und Transport-Unternehmen Kühne & Nagel. Dies geht aus der am Dienstag präsentierten Rangliste des Wirtschaftsmagazins “Bilanz” hervor.

Die Waadtländer Logitech, Herstellerin von Computer-Mäusen und anderen Computer- Peripheriegeräten, hatte im vergangenen April ihren bisher besten Finanzabschluss präsentiert: Das Netto-Einkommen war von 45 Mio. auf 75 Mio. Franken gewachsen.

Auf der letztjährigen “Bilanz”-Liste der Top 100 war Logitech noch auf Platz 11 gelegen. Synthes-Stratec steigerte sich vom 15. auf den 2. Rang, Kühne & Nagel arbeitete sich vom 31. auf den 3. Platz vor..

Banken von Medaillenrängen verdrängt

Die jüngste Erhebung der “Bilanz” und ihrer Westschweizer Schwester “Bilan” brachte an den Tag, wie sich die Schwäche des Weltmarkts auf Unternehmen auswirkte, die sonst traditionell auf der Liste oben standen, wie die Banken.

So hatten im Vorjahr Banken die ersten drei Ränge dominiert. Julius Bär, damals an der Spitze, stürzte tief ab und findet sich mit Platz 152 nicht mehr unter den 100 Schweizer Top-Firmen. Die Bank Rothschild sackte ihrerseits wegen einem Gewinneinbruch vom 2. auf den 93. Platz. Und der Technologie-Konzern Kudelski, vor einem Jahr auf Rang 3, findet sich nun auf Rang 20 wieder.

255 Firmen analysiert

Für die Zusammenstellung der “Bilanz”-Liste wurden 255 Firmen analysiert. Das Rating umfasst insgesamt acht Kriterien, aufgrund derer das Abschneiden der einzelnen Unternehmen kurz- und langfristig bewertet wird.

Zu den Kriterien gehören die weltweite Präsenz einer Firma, Gesamtertrag, Umsatzentwicklung, Gewinnwachstum, Gewinnmarge (RES) und Eigenkapital- Rendite (REO) und die allgemeine Börsen-Performance. Unter die Lupe genommen wird auch, was das Mangement im Verlauf eines Jahres tut.

Kein Spiel – “Relevanz” gegeben

Auf die Frage, wie verlässlich denn solche Einstufungen seien, erklärte Carsten Priebe von der “Bilanz” gegenüber swissinfo, die “Relevanz” sei schon gegeben. Die Kriterien seien seriös.

Bei einem Vergleich über mehrere Jahre sei “erstaunlich”, wie einige Firmen tatsächlich über Jahre hinweg top geblieben seien. Man dürfe der “Bilanz”-Liste eine gewisse Systematik nicht absprechen. Als “Konkurs-Prognosen” dürfe man das Rating aber nicht betrachten, sagte Carsten Priebe weiter.

Auf die Frage, wie denn die Swissair auf der Top-100-Liste der vergangenen Jahre abgeschnitten habe, sagte Priebe, ohne ins Detail zu gehen, diese sei sicher nicht mehr unter den ersten 25 platziert gewesen. “Deren Eigenkapital war schon so lange im Keller.”

Tiefer Sturz für die CS

Auch die Grossbanken mussten im vergangenen Jahr Federn lassen. Die UBS landete auf Platz 17 (12 im Vorjahr). Noch tiefer der Fall bei der Credit Suisse: 2001 hatte die CS noch Platz 7 belegt, in diesem Jahr findet sich die Bank noch auf der 83. Stelle.

Am besten abgeschnitten unter den Banken hat die Financière Tradition. Sie belegt Rang 6 nach Rang 15 im Vorjahr. Unter den Versicherungen belegt die Bâloise den besten Platz – schaffte es aber mit Rang 114 nicht unter die Top 100.

Für Carsten Priebe zeigt die jüngste Top-100-Liste unter anderem, dass sich etliche Banken in Projekten engagiert hatten, die schliesslich die Bilanzen zu stark belasteten – was sich negativ auswirkte auf das Rating. Dabei dürfe man aber nicht vergessen, dass die Banken “natürlich” dem negativen Börsen-Umfeld ganz anders ausgesetzt seien, als andere Wirtschafts-Zweige.

Beim diesjährigen Sieger Logitech sei erstaunlich zu sehen, wie kontinuierlich das Unternehmen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten innovativ geblieben sei.

Auch die Medien leiden

Schlechter bewertet als im Vorjahr wurden auch zwei der grossen Medien-Konzerne der Deutschschweiz: Die “Neue Zürcher Zeitung” sackte von Platz 40 auf Rang 192 ab und liegt damit in der Nähe des Tamedia-Konzerns, der auf Position 186 rangiert. Der Westschweizer Konzern Edipress, Herausgeber von “Bilan” hingegen, schaffte mit Rang 90 den Einzug unter die 100 Besten – nach dem 139. Rang im Vorjahr.

Laut Carsten Priebe von der “Bilanz” litten die Medien-Unternehmen in erster Linie unter dem Einbruch im Anzeigen-Markt. Das Umfeld sei sehr schwierig gewesen. Bei der NZZ seien zudem ausserordentliche Investitionen angefallen – Stichwort “NZZ am Sonntag”.

Schlusslichter und Peinlichkeiten

Schlusslicht der von KK Research ausgewerteten Schweizer Unternehmen ist das Software-Unternehmen Think Tools. Die Firma rangiert auf Platz 255. Think Tools hatte mit einem riesen Einbruch der Aktienkurse im Herbst 2000 für Schlagzeilen gesorgt – nach einem zuvor ebenso fulminanten Börsenstart.

Unter dem Stichwort “Peinlichkeiten” handelt das Rating den Industriekonzern Sulzer, den Spezialitätenchemie-Konzern Clariant, das High-Tech-Unternehmen Unaxis, den Finanzdienst-Leistungskonzern Zurich Financial Services und den Technologie-Konzern ABB ab. Es handelt sich um SMI-Titel, die im vergangenen Jahr massiv unter Druck geraten waren.

Aufsteiger, Absteiger und Konstante

Am meisten Punkte gut gemacht haben die Fleisch- und Wurstherstellerin Bell (Platz 23, +186), die Impfstoff-Produzentin Berna Biotech (Platz 9, +181) und die EG Laufenburg (Platz 32, +178).

Absteiger des Jahres waren die in der Logistik und Automation tätige Swisslog (Platz 220, -200), das Medizinaltechnikunternehmen Card Guard (Platz 205, -197) und die Bank Vontobel (Platz 241, -197).

Das vergangene Jahr war geprägt von zahlreichen Wechseln in der Rangliste. Seit 1997 in den Top 100 befinden sich unter anderem Bucher Industries, Credit Suisse, Nestlé, Roche, Schindler, Swatch, und WMH Walter Meier. Gemäss “Bilanz” haben die Top-Gesellschaften in den Jahren 1998 bis 2001 weltweit 68’500 Arbeitsplätze geschaffen.

Rita Emch und Agenturen

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