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WHO will Armen Zugang zu Medizin verschaffen

Fast ein Drittel aller Tuberkulose-Erkrankungen entfällt auf Afrika. Keystone

Die Mitglieder der Weltgesundheits-Organisation (WHO), inklusive die Schweiz, suchen eine weltweite Strategie, um das Gesundheitswesen in der Dritten Welt zu verbessern.

Laut der Schweizer Delegation muss vor allem der Kampf gegen vernachlässigte Krankheiten verstärkt werden, die in armen Ländern zuschlagen. Auch der Zugang zu Medikamenten muss sich verbessern.

Laut Gaudenz Silberschmidt, Abteilungsleiter Internationales, Bundesamt für Gesundheit, entwickelte sich während der fünftägigen Konferenz ein zunehmendes Gefühl der Dringlichkeit, erste Massnahmen bereits bis nächsten Mai unter Dach und Fach zu wissen.

Dazu gehört ein Forum, wo Pharmaindustrie, Nichtregierungs-Organisationen, Regierungen und Wohlfahrtsstiftungen Informationen austauschen. Auch eine freiwillige Plattform, auf der Fortschritte publik gemacht werden, gehört dazu. Oder ein Mechanismus, der aufzeigt, wo noch Forschungs-Lücken bestehen.

“Vieles läuft unkoordiniert”

“Weil so viele Aspekte in einer unkoordinierten Art vor sich gehen, ist es schwierig, sich einen Überblick zu verschaffen, welche Themen weder von öffentlich-privaten Partnerschaften noch von Privatunternehmen oder subventionierten Forschungsinstituten angegangen werden”, sagt Silberschmidt gegenüber swissinfo.

Laut der Weltgesundheits-Organisation (WHO) umfassen die Prioritäten vernachlässigte Leiden wie die Schlaf- oder Zuckerkrankheit, HIV/AIDS, Malaria, Tuberkulose und Krebs.

An dieser ersten Sitzung der zwischenstaatlichen WHO-Arbeitsgruppe, der Kommission für Gesundheitswesen, Innovation und geistigem Eigentum, nahmen Delegierte aus mehr als 100 Ländern sowie Experten aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft teil.

Sie diskutierten dabei acht Grundsatz-Fragen: Die Priorisierung von Forschungs- und Entwicklungs-Zielen; die Förderung von Forschung und Entwicklung; den Technologie-Transfer; den Umgang mit geistigen Eigentum; die Verbesserung von Anlieferung und Zugang; die Sicherung von nachhaltigen Finanzierungsformen; und das Errichten von Überwachungs- und Berichts-Systemen.

Eine bedeutende Leistung

Es bedeute schon an sich viel, so schätzen die Schweizer Experten, wenn alle Parteien, von der Pharmaindustrie bis zu Regierungs-Vertretern, überein gekommen seien, dass das Anpacken von Gesundheitsanliegen der Dritten Welt einer grossen Leistung gleichkomme.

“Vor zehn Jahren wäre dies nicht möglich gewesen”, sagt Peter Beyer, Rechtsberater des Eidgenössischen Instituts für Geistiges Eigentum. “Es brauchte offenbar seine Zeit, bis diese Lücke im System erkannt worden ist.”

Silberschmidt betont, dass erst die signifikante Zunahme der Finanzierungen sowohl aus staatlichen wie auch aus privaten Quellen zur Gründung von so zahlreichen öffentlich-privaten Partnerschaften geführt habe.

Forschungs-Pipeline: Heute sieht es besser aus

Er nennt die Bill and Melinda Gates Foundation oder das Novartis Institut für Tropenkrankheiten in Singapur – eine gemeinsame Initative der Regierung von Singapur und des Basler Pharmagiganten. Auch Roches Transfer-Technologie-Initiative, die afrikanischen Unternehmen helfen soll, Generika im Bereich von HIV zu produzieren, gehört dazu.

“Während vor 1999 nur wenige neue Medikamente auf den Markt kamen”, so Silberschmidt, “sieht es heute in der “Forschungs-Pipeline” viel besser aus”.

“Noch ist der Weg, der wir beschreiten, ein langer”, fügt er hinzu. “Doch weiss ich, dass die ganze Welt von uns wünscht, das wir Erfolg haben – und wir werden ihn haben!”

swissinfo, Adam Beaumont
(Übertragung aus dem Englischen: Alexander Künzle)

Gemäss einem WHO-Bericht nehmen die Bewohner von Entwicklungsländern kaum an den Annehmlichkeiten der Errungenschaften der modernen Wissenschaften teil.

Sie werden von Krankheiten und wirtschaftlichem Niedergang schwerer getroffen und haben eine kürzere Lebenserwartung.

Um dieses Gefälle einzuebnen, haben die Mitglieds-Länder der WHO im Mai 2006 die Schaffung einer zwischenstaatlichen Arbeitsgruppe verlangt, die sich mit öffentlichen Gesundheitswesen, Innovationen und geistigem Eigentum auseinandersetzt.

Diese Kommission hat sich diese Woche erstmals in Genf getroffen. Nächstes Jahr ist ein weiteres Treffen vereinbart, um die weltweite Strategie und den Aktionsplan zur medizinischen Forschung fertig zu konzipieren.

Diese sollen dem Weltgesundheitsgipfel im Mai 2008 vorgelegt werden.

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