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Wie die Fünfte Schweiz in den Wahlkampf eingreift

SwissCommunity.org wird der virtuelle Treffpunkt der in der ganzen Welt verstreuten Schweizer während der Kampagne für die Wahlen 2011 sein. Ex-press

Hunderte von Kontakten pro Tag, Tausende von Mitgliedern und eine Auszeichnung: In sieben Monaten hat die Internet-Seite SwissCommunity.org viel erreicht. Im Hinblick auf die Wahlen zeichnet sich eine lebhafte Debatte der 5. Schweiz auf der virtuellen Plattform ab.

Soeben hat der Kanton Tessin der Auslandschweizer-Organisation (ASO) mitgeteilt, dass er Partner der von der ASO lancierten Plattform SwissCommunity werden will.

Die virtuelle Gemeinschaft SwissCommunity wird somit “spätestens am Ende dieses Jahres” auch in Italienisch aufgeschaltet sein, wie ASO-Kommunikationschefin Ariane Rustichelli gegenüber swissinfo.ch erklärt. Bisher gibt es die Plattform auf Deutsch, Französisch und Englisch.

Nach der Lancierung von SwissCommunity im vergangenen August hat die ASO bereits drei wichtige Partner gefunden. Mit zwei Kantonen – Luzern und Zug – hat man Verträge abgeschlossen, genauso wie mit Präsenz Schweiz. Nun laufen die Verhandlungen mit dem Kanton Tessin an.

So entsteht ein Dominoeffekt. Einerseits stimuliert die steigende Zahl von Mitgliedern das Interesse von Organisationen und Institutionen. Anderseits führt der inhaltliche Ausbau zu vermehrten Anmeldungen.

“Ursprünglich hatten wir uns zum Ziel gesetzt, Ende 2011 rund 10‘000 Mitglieder zu haben”, sagt Rustichelli. Acht Monate vor diesem Termin wurde bereits die Schwelle von 6500 Mitgliedern überschritten. Die Projektverantwortliche ist daher sehr optimistisch.

Zufrieden zeigt sie sich auch über die Lebendigkeit, mit der sich in diesem virtuellen Raum Teilnehmer aus aller Welt untereinander austauschen. “In den Foren wird über die verschiedensten Themen diskutiert, die Mitglieder sind aktiv und geben Infos weiter”, hält sie fest.

Die Kunst der Moderation

Die Kommunikationsverantwortliche räumt aber auch einige Schwierigkeiten ein. In den Foren sei es nicht immer einfach, das richtige Gleichgewicht zu finden. “Es braucht eine Kontrolle, aber man kann den Nutzern auch keinen Maulkorb verpassen. Die Mitglieder müssen wissen, dass die Foren moderiert werden, sich aber gleichzeitig frei fühlen”, so Rustichelli.

Es braucht folglich Fingerspitzengefühl, um im richtigen Moment einzugreifen. Dies ist der Fall, wenn eine Diskussion abzugleiten droht. Oder wenn einige Mitglieder die Spielregeln nicht beachten, zu deren Einhaltung sie sich verpflichtet haben.

Nach Ansicht der Kommunikationsleiterin sind die Kontrollmechanismen, die für SwissCommunity eingeführt wurden, aber optimal. “Wir haben eine Moderation, die intern von der ASO gemacht wird, sowie eine externe Moderation von Seiten der Nutzer”, präzisiert sie.

Silbermedaille verliehen

Abgesehen von dem Publikumserfolg wurde die Qualität der Plattform auch von Spezialisten hoch gelobt. SwissCommunity erhielt von der Jury des Wettbewerbs “Swiss Web Awards 2011” – eine Art Schweizer Oscar für die Informationstechnologie – die Silbermedaille in der Kategorie “Nutzerfreundlichkeit” zuerkannt.

Diese Anerkennung durch Experten freut die ASO natürlich. Gleichwohl will man sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Ganz im Gegenteil: Die Auszeichnung wird als Anreiz gesehen, die Plattform weiter auszubauen.

Das Angebot muss den Bedürfnissen angepasst werden, “und zwar den realen Bedürfnissen der Nutzer, die sich ständig ändern”, wie Ariane Rustichelli festhält. Dies mache den Reiz dieses Angebots aus.

In den nächsten Monaten ist daher mit diversen Überraschungen und Neuerungen zu rechnen. Bereits Ende April/Anfang Mai soll ein neues Online-Magazine aufgeschaltet werden, das nur Mitgliedern zugänglich ist.

Wahlfieber auf SwissCommunity?

Im Jahr der Eidgenössischen Wahlen möchte sich SwissCommunity auch in diesem Bereich profilieren. In den Foren haben bereits die ersten Debatten eingesetzt. Demnächst soll eine Rubrik speziell zu den Wahlen 2011 aufgeschaltet werden, welche auch Diskussionsforen zu einzelnen Themen beinhaltet.

SwissCommunity wird die Diskussionen in Zusammenarbeit mit swissinfo.ch lancieren. Darüber hinaus steht die ASO in Verhandlungen für eine Kooperation mit “Smartvote”. Unter diesem Namen existiert eine Homepage, auf der sich Kandidaten anhand konkreter Fragestellungen zu den unterschiedlichsten Themen präsentieren.

Ariane Rustichelli geht davon aus, dass sich zahlreiche Politiker in SwissCommunity einschreiben werden, sobald die Wahlen näher rücken. So können sie mit der Diaspora der Auslandschweizer in Kontakt treten. “Und die Auslandschweizer werden so das Gefühl haben, wirklich Teil der Eidgenossenschaft zu sein.”

SwissCommunity bietet den Schweizern im Ausland also die Möglichkeit, aktiv an den Debatten vor den Wahlen vom 23. Oktober teilzunehmen. Um sich Gehör bei den Schweizer Politikern zu verschaffen, ist es laut Ariane Rustichelli wichtig, “sich einzuschreiben, aktiv mitzudiskutieren und diese Möglichkeit an anderen Auslandschweizer weiter zu erzählen”.

Erstmals erhalten Auslandschweizer so die Chance, sich vor den heimischen Politikern zumindest virtuell gemeinsam zu präsentieren und damit die Dimension der Fünften Schweiz aufzuzeigen. Das ist eine einmalige Gelegenheit. Vielleicht ergreift sogar jemand die Initiative zu virtuellen Wahlen auf SwissCommunity?

SwissCommunity.org wurde im August 2010 lanciert. Es ist ein von der Auslandschweizer-Organisation ASO kostenlos angebotenes  Internet-Netzwerk für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, das sich den besonderen Bedürfnissen der internationalen Schweiz annimmt. Der Kontakt unter den Auslandschweizern und zwischen den Auslandschweizern und ihrer Heimat soll gefördert werden.

Unter Auslandschweizern versteht man in diesem Fall Schweizer, die im Ausland gelebt haben, dort gerade leben oder dies in Zukunft planen. Es geht um Schweizer Bürger, die sich der Diaspora verbunden fühlen. Deshalb können auch Verwandte von Auslandschweizern, die in der Schweiz wohnen, diesem exklusiven Klub beitreten.

Um sich als Mitglied bei SwissCommunity einzutragen, müssen eine Reihe persönlicher Angaben gemacht werden. Diese dienen der ASO dazu, die Identität zu prüfen und Missbräuche mit dem Netzwerk zu vermeiden.

Die Mitglieder verpflichten sich zur Einhaltung der Regeln und Nutzungsbestimmungen. Im Falle eines Missbrauchs können Mitglieder aus der virtuellen Gemeinschaft ausgestossen werden.

Umgekehrt garantiert die ASO die Wahrung der Privatsphäre. Persönliche Daten werden nicht weiter gegeben.  Die ASO lässt sich zu diesem Zweck von einem Rechtexperten beraten, der auf Internet-Plattformen und virtuelle Gemeinschaften spezialisiert ist.

Zurzeit zählt SwissCommunity.org 6500 Mitglieder. Täglich wird die Homepage rund 600-700 Mal angeklickt. Die mittlere Nutzungsdauer beträgt 4 Minuten.

(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

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