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Internationale Presse bleibt nach der Fusion von UBS und Credit Suisse skeptisch

Quelques Unes de la presse internationale après le rachat de Credit Suisse par UBS.
Nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS überschlagen sich die Schlagzeilen weltweit. swissinfo.ch

Die Nachricht von der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS hat weit über die Schweiz hinaus ein mediales Erdbeben ausgelöst. Die Kommentare zur unfreiwilligen Hochzeit der beiden grössten Banken der Schweiz variieren, das Image des Finanzplatzes ist angeschlagen.

Für die New York Times markiert die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS “den spektakulären Niedergang einer 166 Jahre alten Institution, die einst ein Symbol des Schweizer Stolzes war”.

Die britische Wochenzeitung The Economist sieht darin nicht nur den Verlust der zweitgrössten Schweizer Bank, sondern auch eine weitere Zäsur im globalen Bankensystem, das “in eine neue und turbulente Ära eintritt”.

Vertrauen verspielt

Die angekündigte Fusion wirkt derzeit nicht unbedingt vertrauensbildend für den Schweizer Bankenplatz, sondern wirft im Gegenteil neue Fragen auf. So wird die grösste Schweizer Bank UBS ihre ewige Konkurrentin für drei Milliarden Schweizer Franken erwerben – ein Preis, der weit unter dem Börsenwert der Credit Suisse liegt.

Die spanische Tageszeitung El Mundo meint dazu: “Die Schweizer Regierung hat eines der finanziellen Flaggschiffe des Landes praktisch verschenkt”.

In Deutschland geht Tageszeitung Die Welt noch weiter. Sie kommentiert, das von den Schweizer Banken vermittelte Qualitätsimage gehöre nun der Vergangenheit an.

Die angelsächsische Zeitung Financial Times meint jedoch: “Die Schweizer Behörden hatten keine andere Wahl. Letztendlich waren es die eigenen Kunden der Credit Suisse, die ihr Schicksal besiegelten, nicht die Investoren. Sie haben ihre Entscheidung getroffen und ihr Geld abgezogen. Die Fusion mit der UBS war die offensichtliche Lösung, die jeder im Sinn hatte”.

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Überstürzte Lösung

Die ausländischen Medien betonen vor allem die Geschwindigkeit, mit der die Rettung in der Schweiz erfolgte. “Im Land der Konsensentscheidungen und der daraus resultierenden Langsamkeit kann man manchmal brutal und schnell sein, aber die Lage muss wirklich ernst sein”, meint die französische Tageszeitung Le Monde ironisch.

Le Soir schreibt, dass es sich um eine “Einigung über Notmassnahmen” handele, also um Vorgänge, wie sie durch die nach der Finanzkrise von 2008 eingeführten Regeln verhindert werden sollten. Das Wall Street Journal warnt: “Die Rettung dieser Woche ist eine Warnung: Zwei Wochen nach dem Beginn dieser neuen Bankenpanik ist das nach 2008 geschaffene Sicherheitsnetz bereits gescheitert.”

In Italien ist La Repubblica der Ansicht, dass die Schweiz – vor dem Hintergrund von Gier und Kapitalflucht – keinen Grund hat, diese “reparative Hochzeit” zu feiern. La Stampa streicht heraus, dass die Übernahme nicht genüge, um die Märkte zu beruhigen, zumal die UBS-Aktie am Montag zunächst gefallen sei.

Geburt eines Monsters

Die Zusammenlegung der beiden Banken wirft auch Fragen in Bezug auf Beschäftigung und Wettbewerb auf. El País aus Spanien beispielsweise ist besorgt, dass “die Reduzierung der Anzahl der Grossbanken im Land von zwei auf eine es der UBS ermöglichen wird, den Markt zu beherrschen, ohne dass ihr praktisch jemand gegenübersteht”. 

Die New York Times meint dazu: “Das demütigende Ende der Credit Suisse ist ein Glücksfall für die UBS, die damit ihre Position festigt.” Das Wall Street Journal sieht seinerseits ein Risiko, “da die Credit Suisse durch eine Liste von Skandalen und Problemen belastet ist und ihre grosse Investmentbank das Gegenteil des Modells ist, das die UBS seit Jahren gestaltet”.

The Economist meint, dass “die Herausforderung darin bestehen wird, die Gesundheit dieser Gemeinschaft zu erhalten”, da die kombinierten Vermögenswerte der beiden Banken das Doppelte des BIP der Schweiz ausmachen.

Im Falle weiterer Probleme werde es nicht möglich sein, diese neue Institution zu retten, da die neu geschaffene Struktur für eine solche Operation schlichtweg zu gross wäre.

Aus dem Französischen übersetzt von Marc Leutenegger.

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