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Ergebnisse der COP23: Verhandlungen ziehen sich hin

Swissinfo Redaktion

Am Samstag, den 18. November um 6.56 Uhr endete die COP23 unter Applaus der wenigen Verhandlungsführer und Beobachter, die nach einer langen Verhandlungsnacht noch anwesend waren. Nach ein paar Stunden Schlaf ist es für unsere Delegation von Swiss Youth for Climate an der Zeit, eine Bilanz der diesjährigen UN-Klimakonferenz zu ziehen, sowohl was die Verhandlungen betrifft als auch auf persönlicher Ebene.

Erinnern wir uns kurz daran, dass das Hauptziel dieser UN-Klimakonferenz darin bestand, ein Regelbuch zur Umsetzung des Pariser Abkommens festzulegen. Diese Regelung muss im nächsten Jahr anlässlich der COP24 in Polen abgeschlossen sein, damit die Länder Massnahmen zur Eindämmung der Erderwärmung unter 2°C ergreifen können.

Ziele erreicht?

Nicht wirklich! Das Regelbuch zur Umsetzung des Pariser Abkommens ist noch lange nicht abgeschlossen. Das aktuelle Dokument umfasst mehr als 200 Seiten und enthält Dutzende von Vorschlägen, die alles andere als unumstritten sind.

Zu den positiven Punkten gehört, dass gewisse Bevölkerungsgruppen, die besonders vulnerabel gegenüber dem klimatischen Wandel sind, langsam anerkannt werden. Es wurde ein Aktionsplan angenommen, um Frauen mehr Raum zu geben, sowie eine Plattform für den Dialog mit indigenen Völkern gegründet. Auch der Landwirtschaft und den Ozeanen wurde viel Aufmerksamkeit geschenkt, was bisher nicht der Fall war.

Swiss Youth For ClimateExterner Link ist eine neutrale Nichtregierungs-Organisation. Gegründet wurde sie 2015. Ihr Hauptziel ist es, der Jugend einen Platz in der politischen Debatte zum Klimawandel zu geben.

Also, gibt es was zu feiern?

Leider nein, weil die Industriestaaten noch immer nicht genügend Verantwortung übernehmen. Auch bieten sie den Entwicklungsländern nicht ausreichend finanzielle Hilfe für die Bewältigung des Klimawandels, dessen Auswirkungen sie bereits zu spüren bekommen. Und schliesslich dürften die zögerlichen Zusagen zur Minderung der Treibhausgas-Emissionen bis 2020 für die am stärksten gefährdeten Länder enttäuschend sein.

Wir haben auch erfahren, dass Deutschland nicht bereit war, aus der Kohle auszusteigen, dass die USA sogar offen dafür werben und dass andere Länder froh sind, in Erdgas investiert zu haben (eine fossile Energie, die viel CO2 ausstösst). All dies unter den wachsamen Augen von Lobbyisten der Ölgesellschaften, die beruhigt sein dürften, dass ihr Portemonnaie auch in den kommenden Jahren geschützt sein wird.

COP23

Die 23. Weltklimakonferenz (COP23Externer Link) fand vom 6. bis 17. November 2017 in Bonn statt. Zentrales Thema war dabei die Umsetzung des Klimaübereinkommens von Paris. Das internationale Abkommen zielt darauf ab, die globale Erwärmung auf weniger als 2°C zu begrenzen.

Nach dieser wenig ermutigenden Bilanz: Was tut die Zivilgesellschaft?

Wir waren dieses Jahr acht Mitglieder von Swiss Youth for Climate, die abwechslungsweise die Verhandlungen verfolgten, sich mit der Schweizer Delegation trafen und an spezifischen Themen arbeiteten. Wir konnten die Teilnahme von Jugendlichen an zukünftigen Konsultationen zur Klimabildung sicherstellen. Darüber hinaus hatten wir Gelegenheit, den UNO-Ausschuss für die Rechte des Kindes zu ermutigen, sein Verhältnis zur Umwelt zu präzisieren.

Zum ersten Mal erscheint unsere Forderung, den Lobbyisten der fossilen Industrie den Zugang zu den Verhandlungen zu verwehren, in einem offiziellen Bericht – dank unserer Arbeit und der Arbeit anderer Organisationen.

Wir haben auch inspirierenden Reden zugehört, unsere Erfahrungen mit Menschen aus der ganzen Welt geteilt – kurz gesagt: Wir haben eine wachsende globale Bewegung für mehr Klimagerechtigkeit gefunden. Trotz Enttäuschungen, was die Verhandlungen betrifft, geben wir nicht auf. Unser Wunsch, auf einem Planeten zu leben, wo man noch gut leben kann, wächst von Tag zu Tag, und wir werden unsere Arbeit in den nächsten Monaten in der Schweiz fortsetzen.

Alle COP-Skeptiker seien abschliessend daran erinnert, dass die Verhandlungsführer im Rahmen eines von der Regierung erteilten Mandats arbeiten und dass die Regierungen vom Volk gewählt werden; sie sind Ihre Vertreter. Ein Mehrheitswechsel im Parlament kann die Position eines Landes zum Schlechten ändern (siehe USA), aber auch zum Guten.

An öffentlichen Debatten teilzunehmen, abzustimmen und unsere Vertreter herauszufordern, ist unsere Pflicht als Bürger. Wir zählen auf Sie alle!

Zögern Sie nicht, uns auf den sozialen Netzwerken zu folgen (@SwissYouthforClimate), um mehr über Klimafragen zu erfahren!

Die in diesem Artikel geäusserten Ansichten sind ausschliesslich jene des Autors und müssen sich nicht mit der Position von swissinfo.ch decken.

Übertragung aus dem Französischen: Sibilla Bondolfi

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