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Zu teure Bücher in der Romandie

Bücherpreise: In der Romandie sind französische Bücher noch teurer als deutsche in der Deutschschweiz. Keystone

Pascal Couchepin hat sich vor französischen Verlegern für Preisabschläge bei Büchern für die Romandie stark gemacht und auf das Deutschschweizer Modell verwiesen.

Der Schweizer Kulturminister traf am Montag in Paris seinen französischen Amtskollegen Renaud Donnedieu de Vabres.

Im Zentrum des Treffens zwischen Bundesrat Couchepin und dem französischen Kulturminister Donnedieu standen die hohen Preise für Bücher aus Frankreich in der Schweiz.

Der Schweizer Kulturminister erklärte vor den Medien in Paris, dass er Mühe habe, das Margensystem der französischen Verlagshäuser zu verstehen.

Er sprach sich beim Treffen, an dem auch Vertreter französischer Verlagshäuser teilnahmen, für eine Senkung der Preise französischer Bücher für die Westschweizer Konsumenten aus.

Aktion “leere Schaufenster”

Anfang November hatten die unabhängigen Buchhandlungen in der Romandie mit leeren Schaufenstern für das Prinzip einer Bindung des Buchpreismarkts protestiert. Die meisten der 51 Buchläden, die seit 2001 geschlossen haben, waren Buchhandlungen in der französischen Schweiz.

Dabei müsse nicht die Preisbindung die Lösung sein, um das Ziel einer Preissenkung zu erreichen, sagte Couchepin. Für ihn könnte der Buchhandel in der Deutschschweiz eine Option sein.

Während in der Westschweiz der Buchmarkt komplett dereguliert ist, gibt es in der Deutschschweiz ein Abkommen zwischen Verlagen und Buchhandlungen, das den Buchpreis mitreguliert.

Deutschschweiz als Vorbild

Auch in der Deutschschweiz sind Bücher teurer als in den Nachbarländern – allerdings nicht bis zu 30% wie in der Romandie, sondern zwischen 10 und 15%.

Obschon die Wettbewerbskommission dieses Abkommen als nicht vereinbar mit dem Kartellgesetz bezeichnet hat, fällt dank dieses Branchen-Abkommens in der deutschen Schweiz das Verschwinden der kleinen Buchhandlungen nicht so gravierend aus.

Vereinbart mit dem Preisüberwacher ist ein Aufschlag von 14% auf den umgerechneten Europreis, doch je nach Entwicklung des Euros kann das – wie im Moment – auch weniger sein.

Begründet wird der Aufschlag einerseits damit, dass der Deutschschweizer Buchhandel mit einem zentralen Zwischenhändler eine zusätzlich Handelsstufe benötigt, um schneller ausliefern zu können. Ausserdem sind die Betriebskosten der Buchhändler wie Mieten oder Löhne signifikant höher als im deutschsprachigen Ausland.

swissinfo und Agenturen

Laut Kulturminister Pascal Couchepin importiert die Schweiz 80% der Bücher.
Der Buchpreis in der Romandie übersteigt jenen in Frankreich um 25 bis 35%.
Die Preisdifferenz zwischen Deutschland und der Schweiz beträgt nur 12%.

In der Deutschschweiz ist der Buchpreis durch ein Abkommen zwischen Verlagen und Buchhandlungen geregelt.

Dieses Abkommen wird von der Wettbewerbskommission als nicht vereinbar mit dem Kartellgesetz bezeichnet; der Ausgang des Rechtsstreits ist noch offen.

In Frankreich, Deutschland und Österreich ist der Buchpreis durch ein Gesetz geregelt.

Belgien und Schweden haben keine Buchpreisbindung.

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