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Zwischen Barock und architektonischer Avantgarde

Blick auf die Innenstadt von Sursee. swissinfo.ch

Die Stadt Sursee in der Luzerner Landschaft hat Tradition und urbanistische Innovation unter einen Hut gebracht.

Für diese vorbildliche Siedlungsentwicklung ist Sursee mit dem Wakkerpreis 2003 des Schweizer Heimatschutzes ausgezeichnet worden.

“Wir sind stolz auf den Preis, aber wir bleiben mit beiden Beinen auf der Erde”, sagt Stadtarchivar Stefan Röllin zu swissinfo. Tatsächlich scheint dem am Sempachersee gelegenen Sursee mit seinen 8000 Einwohnern die Auszeichnung nicht in den Kopf zu steigen.

Der Altstadtkern wird von den neueren Quartieren durch ein imposantes Gebäude getrennt, das der bekannte Tessiner Architekt Luigi Snozzi erstellt hat. Es handelt sich um einen Bau mit geradlinigen Formen, der eigentlich die Gemeindeverwaltung hätte beherbergen sollen.

Das Bauwerk steht am Hauptplatz und bildet ein Scharnier zwischen Alt und Neu. Es beeindruckt auf den ersten Blick durch seine Dimensionen: 53 Meter auf 53 Meter. Es ist ein “Monument”, das der Gemeinde einen städtischen Charakter verleiht.

Im “Stadthof” befinden sich heute Geschäfte, Banken, Post und Büros. Die Gemeindeverwaltung ist in der Altstadt geblieben. Grund: 1998 lehnten die Stimmbürger von Sursee in einer Abstimmung eine Finanzierung des Gebäudes durch öffentliche Gelder ab. Die vom Projekt überzeugten Stadtväter machten sich deshalb auf die Suche nach privaten Investoren.

“Der anfängliche Skeptizismus gegenüber diesem monumentalen Gebäude ist inzwischen verflogen”, sagt Stefan Röllin. “Der Stadthof wird immer beliebter.”

Innovative Aspekte

Sursee befindet sich an der Bahnlinie Basel-Luzern und ist regionales Zentrum eines Einzugsgebietes von rund 20’000 Personen. Die Zahl von 7500 Arbeitsplätzen bei 8000 Einwohnern spiegelt die wirtschaftliche Bedeutung des Ortes.

Wer als Besucher erstmals Sursee besucht, wird gleich von der urbanen Dynamik des Städtchens gefangen genommen. Überall wird gebaut und restauriert. Einige moderne Gebäude springen umgehend ins Auge, darunter die heilpädagogische Schule, das Informatikzentrum und das neue Appartmenthaus, unter dem das Flüsschen Sure durchfliesst.

All diese Gebäude sind nach den Kriterien der modernen Architektur gebaut worden. Ihre besonderen Formen und qualitativ hochstehenden Materialien stechen hervor.

Seit Beginn der 70er Jahre hat die Gemeinde versucht, das unkontrollierte Wachstum an Industriegebäuden einzudämmen und klar definierte urbanistische Kriterien einzuführen.

Der Wakkerpreis prämiert diese Anstrengungen. Zumal Sursee gleichzeitig viel unternommen hat, um die Altstadt aufzuwerten. Diese neue Vitalität sollte einer Musealisierung des alten Stadtbereichs zuvorzukommen.

Zu diesem Zweck haben die Behörden von Sursee den Belag von Strassen und Plätzen vollständig erneuert und einen Seitenarm des Flüsschens Sure durch die Altstadt geleitet. Die Restaurierung der Häuser erfolgte nach bestimmten, historischen Kriterien. Alle diese Anstrengungen verfolgen nur einen Zweck: Dass die Einwohner sich in ihrer Stadt wohl fühlen.



Sursee:

Gegründet im 13. Jahrhundert, heute 8000 Einwohner

1980: Europäische Goldmedaille für die Altstadt-Restaurierung

2003: Wakkerpreis des Schweizerischen Heimatschutzes, Übergabe am 6.September

Der Schweizer Heimatschutz (SHS) vergibt jährlich einer politischen Gemeinde den Wakkerpreis. Dieser ist mit 20’000 Franken dotiert.

Ermöglicht wurde er 1972 durch ein Vermächtnis des Genfer Geschäftsmannes Henri-Louis Wakker (1875-1972) an den SHS.

Neue Legate erlauben es dem SHS, den bekannten Preis bis heute vergeben zu können.

Anfänglich standen die Bemühungen einer Gemeinde für die Erhaltung eines historischen Ortsbildes im Zentrum des Wakkerpreises.

Seit über 10 Jahren werden jedoch Gemeinden ausgezeichnet, die ihr Ortsbild unter einem bestimmten aktuellen Gesichtspunkt weiter entwickeln oder aufwerten.

(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

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