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Kanton Jura verlangt Sanierung der Chemiemülldeponie Bonfol

Der Kanton Jura verlangt eine sofortige Sanierung der Chemiemülldeponie in Bonfol. Der Standort sei verunreinigt, sagte der jurassische Regierungspräsident Pierre Kohler vor den Medien. In Bonfol lagern vor allem Abfälle der Basler Chemie.

Der Kanton Jura verlangt eine sofortige Sanierung der Chemiemülldeponie in Bonfol JU. Der Standort sei verunreinigt, sagte der jurassische Regierungspräsident Pierre Kohler am Mittwoch (19.04.) vor den Medien. In Bonfol lagern vor allem Abfälle der Basler Chemie.

Die betroffene Gegend sei verseucht im Sinne der Altlasten- Verordnung des Bundes, sagte Kohler weiter. Chemische Substanzen entwichen aus der Deponie und seien in Wasserquellen nachweisbar.

Gemäss den jüngsten Untersuchungen der letzten Wochen ist die gesamte Umgebung der Deponie kontaminiert. Dies erklärte Professor Walter Wildi, Präsident der vom Kanton Jura beauftragten Arbeitsgruppe. Und die Verschmutzung breite sich weiter aus.

Der Kantonschemiker hat in aus der Deponie austretendem Wasser bis zu 1400 Milligramm Ammonium pro Liter gefunden. Unterhalb der Kläranlage liege der Wert bei 110 mg/l; das Gesetz lasse aber nur 0,5 mg/l zu. Auch Phosphor, das im Sommer Probleme im Bach verursachen kann, wurde nachgewiesen.

Gemäss Wildi ist das Verschmutzungspotenzial der Deponie “enorm”. Tausende von Substanzen müssten analysiert werden. Verseucht ist auch die Quelle in Bonfol selbst. Das Dorf bezieht indes sein Trinkwasser aus einer anderen, sauberen Quelle bei Vendlincourt JU.

Auch Frankreich befürchtet durch die grenznahe Deponie Verschmutzungen seiner Gewässer; sie war deshalb schon Thema auf Ministerebene. Diese Woche weilte die französische Umweltministerin Dominique Voynet deswegen bei Bundesrat Moritz Leuenberger.

Industrie dementiert

Die Resultate der Analysen sollen nun der Vereinigung Basler Chemische Industrie (BCI) mitgeteilt werden, der die Deponie Bonfol gehört. Ein Treffen zwischen BCI und der jurassischen Arbeitsgruppe ist Ende Mai vorgesehen. Die BCI hatte bisher immer erklärt,die 1996 für 28 Mio. Fr. sanierte Deponie sei gesetzeskonform.

Die BCI betont in einer Mitteilung vom Mittwoch, Undichtigkeiten im Bereich des Bahneinschnitts habe man in den 80er Jahren bemerkt und behoben. Messbare Verunreinigungen stammten von damals; sie hätten sich seither nicht verändert und breiteten sich wegen dem Tonboden auch nicht aus. Die Kontrollsysteme funktionierten.

In der von 1961 bis 1976 betriebenen Deponie lagern rund 114’000 Tonnen Abfall. Auch Frankreich befürchtet durch die grenznahe Deponie eine Verschmutzungsgefahr für seine Gewässer. Umweltorganisationen in der Schweiz und Frankreich haben wiederholt vor Gefahren durch austretende Chemikalien gewarnt.

Sanierung kostet 200 Millionen

Die jurassische Regierung will die Deponie auf Rechnung der Basler Chemischen Industrie auflösen lassen. Die Kosten werden auf 200 Mio. Franken geschätzt. Auch Philippe Roch, Direktor des Bundesamtes für Umweld, Wald und Landschaft (BUWAL), hat sich in einem Zeitungsinterview für die gründliche Sanierung ausgesprochen.

Die Deponie war 1961 von der Basler Ciba eröffnet und später von mehreren Firmen genutzt worden. Sie enthält insbesondere Rückstände aus der Chemiefabrikation (Lösungsmittel, Farbstoffe, Pharma- und Zwischenprodukte). Nicht ausgeschlossen ist, dass die Schweizer Armee gewisse Abfälle gelagert hat, wie etwa Batterien.

swissinfo und Agenturen

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