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Lebensmittelpyramide für Sportler

Marathonläufer wie Viktor Röthlin (rechts) brauchen eine spezielle Ernährung.

Anlässlich der internationalen Fachtagung "Angewandte Sporternährung" in Zürich haben Schweizer Ernährungs-Wissenschaftler die erste Lebensmittelpyramide für Sportler vorgestellt.

Das Bundesamt für Sport (BASPO) hat zu diesem Thema ein Buch herausgegeben.

Eine ausgewogene Ernährung ist für die Gesundheit unerlässlich. Dabei hilft die klassische Lebensmittelpyramide: Kohlenhydrate, Früchte und Gemüse bilden die Grundlage, Süssigkeiten und salzige Knabbereien die Spitze der Pyramide.

Die Ernährung nimmt auch im Sport eine wichtige Rolle ein. Wie viel Energie und Nährstoffe müssen Sportlerinnen und Sportler ihrem Körper zuführen? Ernährungswissenschaftler der Eidgenösssischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) haben deshalb eine neue Lebensmittelpyramide entwickelt. Gemäss der ETH die erste, die auf die speziellen Bedürfnisse von Sportlerinnen und Sportlern zugeschnitten ist.

Mehr Kohlenhydrate für Sportler

“Die herkömmliche Lebensmittelpyramide richtet sich an Erwachsene, die zwei bis drei Mal pro Woche Sport machen – das hat jedoch nichts mit Sporternährung zu tun”, sagt Samuel Mettler, der als wissenschaftlicher Assistent beim Departement für Agrar- und Lebensmittelwissenschaften der ETH Zürich für die Erstellung der neuen Lebensmittelpyramide mitverantwortlich war.

“Wer viel Sport treibt, braucht mehr Energie und Kohlenhydrate. Diese Bedürfnisse wurden bisher in der Lebensmittelpyramide nicht berücksichtigt”, sagte Mettler gegenüber swissinfo.

Die neue Lebensmittelpyramide der ETH zeigt also, wie Sportler ihren Mehrbedarf an Energie und Nährstoffen decken können. Aus ernährungstechnischer Sicht gilt als Sportler, wer pro Woche mindestens fünf Stunden Sport treibt.

Für eine Bandbreite von Sportarten

Gemäss der neuen Pyramide brauchen die Sportler nicht unbedingt mehr Früchte und Gemüse zu essen (empfohlen werden fünf Portionen pro Tag). Sie sollten sich jedoch für jede Stunde Sport eine Portion kohlenhydratreiche Lebensmittel (Getreide und Hülsenfrüchte) mehr gönnen als Leute, die weniger Sport treiben.

In der Lebensmittelpyramide für sportlich Aktive werden auch Sportdrinks und Sportnahrungsmittel berücksichtigt. “Es gibt Sportnahrungsmittel, die weit verbreitet sind und die Ernährung im Alltag erleichtern. Es ist daher wichtig, diese in die Lebensmittelpyramide zu integrieren”, sagt Mettler.

Wie die ETH betont, wolle man mit der Lebensmittelpyramide für Sportler in erster Linie praktische Ernährungstipps geben und keine wissenschaftlichen Empfehlungen machen.

Bei den Ernährungsratschlägen spielt auch das Gewicht eine Rolle: Da Sportler je nach Gewicht mehr oder weniger Energie brauchen, haben die Ernährungswissenschaftler der ETH drei verschiedene Kategorien geschaffen.

“In der Pyramide kann zwar nicht jede einzelne Sportart und jeder einzelne Sportler berücksichtigt werden, doch sie kann für eine Bandbreite von Sportarten als Richtlinie verwendet werden”, so Mettler.

“Müesli und Muskeln”

An der internationalen Fachtagung “Angewandte Sporternährung” in Zürich wurde auch das Fachbuch “Müesli und Muskeln – Essen und trinken im Sport” vorgestellt, das vom Bundesamt für Sport (BASPO herausgegeben wurde.

Das Buch enthält einen Wissens- und einen Praxisteil mit vielen konkreten Tipps, wobei die Lebensmittelpyramide für Sportler als Basis dient. Es richtet sich sowohl an Sportler als auch an Trainer und Eltern von Nachwuchssportlerinnen und -sportlern.

Christof Mannhart, Co-Autor und Leiter Ernährungswissenschaften beim BASPO, möchte mit dieser Publikation vor allem eines klar stellen: Sportler sollten sich nicht – wie dies häufig der Fall ist – mit Ergänzungsnahrungsmitteln, sondern mit Nahrungsmitteln ernähren.

“Die Leute wissen zum Teil viel über Sporternährung, doch sie verlieren sich oft in Details”, sagte er gegenüber swissinfo. Es gelte zuerst die Ernährungsgrundlage zu verbessern, bevor man sich mit der Nahrungsergänzung befasse.

Mettler verweist in diesem Zusammenhang auf den Mangel an qualifizierten Sport-Ernährungswissenschaftlern sowie das Fehlen eines Sporternährungsinstituts in der Schweiz.

“Australien ist in Sachen Sporternährung absolut führend. Die Forscher erstellen Analysen und übersetzen sie auch gleich in praktische Tipps – wir können uns an ihnen ein Beispiel nehmen”, sagt Mettler.

swissinfo, Isobel Leybold-Johnson, Zürich
(Übertragung aus dem Englischen: Corinne Buchser)

Die Lebensmittelpyramide für Sportler, die vom Departement für Agrar- und Lebensmittelwissenschaften der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) entwickelt wurde, basiert auf der Pyramide der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE).

Die neue Lebensmittelpyramide zeigt, wie viel Energie und Nährstoffe Sportler zu sich nehmen müssen, um ihren Mehrbedarf zu decken.

Aus ernährungstechnischer Sicht gilt als Sportler, wer an den meisten Tagen pro Woche jeweils mindestens eine Stunde mit mittlerer Intensität sportlich aktiv ist (pro Woche mindestens fünf Stunden).

Eine mittlere Intensität entspricht der “Stop and Go”-Belastung eines Eishockey-, Fussball- oder Tennisspiels oder der kontinuierlichen Belastung von rund 2,5 km/Std. Crawl-Schwimmen oder rund 8 km/Std. Joggen.

Die Lebensmittelpyramide dient als Grundlage für eine optimale sportliche Leistungsfähigkeit und Regeneration.

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