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Stockender Kampf gegen Asbest

Der Skandal mit illegal gelagertem Giftmüll in der Elfenbeinküstezeigt zeigt die Probleme auf. Keystone

Pläne, die verbreitetste Asbestform auf eine Liste für gefährliche Produkte zu setzen, sorgen bei einer Konferenz in Genf in dieser Woche für hitzige Debatten.

Aus Schweizer Kreisen verlautete, Kanada – einer der grössten Asbest-Exporteure – und Kirgistan wollten eine Entscheidung noch ein weiteres Jahr hinauszögern.

Vertreter von über 100 Ländern treffen sich diese Woche in Genf, um die Rotterdam-Konvention weiterzuentwickeln. Diese regelt den Export und Import von gefährlichen Chemikalien und Pestiziden.

Ein Hauptziel der Konferenz: Chrysotil-Asbest, auch Weissasbest genannt, soll auf die Schwarze Liste der Substanzen mit Gesundheits- und Umweltrisiken gesetzt werden.

Laut Thomas Kolly, dem Chef Internationale Beziehungen im Bundesamt für Umwelt (BAFU), könnte es jedoch schwierig werden, diesen Stoff, der rund 94% des globalen Asbestverbrauchs ausmacht, auf die Rotterdamer Liste zu setzen.

Am Eröffnungstag der Konferenz sagte er gegenüber swissinfo, Kanada und Kirgistan hätten gefordert, diesen Stoff nicht auf die Liste zu setzen. Sie begründeten dies mit rechtlichen Problemen. Er sagte aber, ihre Opposition sei aus “puren ökonomischen Interessen ” erfolgt.

“Kanada sagte sehr klar, dass es im Moment gegen die Aufnahme von Chrysotil auf die Liste ist”, so Kolly. “Es scheint unwahrscheinlich, dass wir diese Woche einen erfolgreichen Abschluss in Genf erreichen werden.” Man werde wahrscheinlich enttäuscht sein.

Gemäss der in Genf ansässigen Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jedes Jahr Tausende von Menschen an durch Asbest verursachte Krankheiten wie Lungenkrebs und Mesotheliome (Asbestose).

Giftiges Quecksilber

Gemäss der Konvention erfordert der Export von 39 Chemikalien und Pestiziden, eingeschlossen das Pestizid DDT, aber auch hochgiftiges Quecksilber, die Bewilligung des importierenden Landes.

Dies gibt Entwicklungsländern die Möglichkeit zu entscheiden, welche potentiell gefährlichen Chemikalien oder Pestizide sie einführen wollen. Sie können auch jene Produkte nicht ins Land lassen, die nicht sicher gehandhabt werden können.

Gemäss Kolly würde die Nichtaufnahme von Chrysotil auf die Liste die Schweiz nicht betreffen, da hier Asbest seit 1989 verboten ist. Er warnt aber, dass es für Entwicklungsländer ein anhaltendes Problem sei, da dort die Kontrollen weniger rigoros seien. “Auf internationalem Niveau ist das eine schlechte Sache, wenn wir keine Entscheidung treffen können”, sagte er.

Lösung nötig

Das UNO-Umwelt-Programm (UNEP), das mit der Lebensmittel- und Landwirtschafts-Organisation das Sekretariat für das Meeting stellt, ist jedoch noch hoffnungsvoll, dass eine Lösung gefunden werden kann, bevor die Konferenz am Freitag endet.

UNEP-Sprecher Michael Williams sagte, eine mögliche Lösung wäre, die Entscheidung auf 2008 zu verschieben. “Es ist keine gute Strategie, die Diskussion mit einem simplen Nein zu beenden. Es macht Sinn, sich Zeit zu nehmen und die Türe für Gespräche offen zu halten”, sagte er gegenüber swissinfo.

“Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass es in dieser Woche entweder der Liste hinzugefügt wird oder die Gespräche weitergehen. Aber diese Woche ist nicht das Ende des Asbest-Spiels.”

Die Internationale Bauarbeiter-Gewerkschaft, die “Building and Wood Workers’ International (BWI), die sich für ein globales Asbestverbot einsetzt, beurteilt die Gespräche vom Montag als sehr enttäuschend und peinlich für die kanadische Regierung.

“Es ist unbegreiflich, dass Kanada das im Jahr 2006 und trotz allen medizinischen Beweisen zu den Gefahren von Asbest, blockiert, sagte Fiona Murie, BWI-Gesundheits- und Sicherheits-Direktorin.

swissinfo, Adam Beaumont, Genf
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)

Der Sitz der Rotterdam-Konvention ist zwischen der italienischen Hauptstadt Rom und Genf aufgeteilt.

39 Chemikalien sind in der Konvention aufgelistet und Bestandteil der PIC- Prozedur, so auch 24 Pestizide, vier sehr gefährliche Pestizid-Formeln und 11 Industrie-Chemikalien. Viele weitere Chemikalien sollen in Zukunft der Liste hinzugefügt werden.

Auf der PIC-Liste befinden sich bereits fünf Asbestformen. In diesem Jahr hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) gefordert, den Gebrauch von Chrysotil, einer speziellen Asbest-Form, zu untersagen.

Die Rotterdam-Konvention wurde 1998 gegründet.
Die Schweiz hat die Konvention im Januar 2002 ratifiziert.
Die Konvention trat im Februar 2004 in Kraft.

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