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Swiss-Aktien in neuerlichen Turbulenzen

Kostensenkung im Anrollen: Swiss kämpft weiter gegen rote Zahlen. swissinfo.ch

Die Aktienkurse der Schweizer Airline Swiss sind am Montag vorübergehend getaucht, nachdem am Wochenende Spekulationen über ein neues Kostensenkungs-Programm die Runde gemacht hatten.

Laut einer Sprecherin der Swiss ist in Sachen Einspar-Möglichkeiten alles offen.

Die Swiss-Aktien hatten bis Montagmittag 17,6% eingebüsst. Am Nachmittag erholten sich die wenig liquiden und damit schwankungsanfälligen Titel wieder und schlossen 1,4% schwächer.

“Es sind raue Zeiten für die Aktienmärkte: Der Ölpreis ist gestiegen und der Krieg gegen den Terrorismus noch längst nicht gewonnen”, sagt Hilary Cook von Barclays Stockbrokers gegenüber swissinfo.

Schleier über Börsen-Aussichten

Unter der Unsicherheit litten Titel quer durch den Markt, aber insbesondere diejenigen des Airline-Sektors. “Dieser wird von Befürchtungen gebeutelt, dass die Reisetätigkeit, namentlich in den USA, zurückgehen wird.”

Und natürlich sei der Treibstoff im Fluggeschäft einer der grössten Kostenfaktoren, so Cook.

Schnitt praktische sicher – Ausmass ungewiss

Eine Swiss-Firmensprecherin sagte am Montag, bisher seien keine neuen Entscheide gefallen. Die defizitäre Fluggesellschaft prüfe alle Möglichkeiten, um die Kosten zu senken. “Wie CEO Christoph Franz zu den Gewerkschaften gesagt hat, es gibt keine Tabus mehr”, wiederholte die Sprecherin.

In Medienberichten vom Wochenende hatte es geheissen, Swiss könnte weitere 1000 Stellen streichen oder die Standorte Basel und Genf auf die Funktion von Zubringern für den Flughafen Zürich reduzieren. Damit solle das Überleben der Swissair-Nachfolgegesellschaft sichergestellt werden.

Mit Spannung erwartet wird die Halbjahresmedienkonferenz der Swiss vom 17. August. Dann dürfte die Airline die Spekulationen um den Quasi-Rückzug aus Genf und Basel kommentieren.

Keine Panik in Basel

Bei den betroffenen Flughäfen lösten die Berichte Besorgnis, nicht aber Existenzängste aus. EuroAirport-Sprecherin Vivienne Gaskell sagte, der Flughafen sei von der Swiss noch nicht über eine mögliche Konzentration auf Zürich informiert worden.

Der Flughafen im Dreiländereck arbeite mit verschiedenen Szenarien, darunter dem vollständigen Rückzug der Schweizer Airline, so Gaskell. Swiss beschäftigt in Basel über 1500 Angestellte.

Sollte es zum Rückzug der Swiss kommen, “so dürften wir dennoch rund 80% der Passagiere behalten können, die derzeit mit der Swiss fliegen”. Andere Airlines würden die Swiss ersetzen, so die Sprecherin weiter. Bereits sei der Marktanteil von Air France in Basel höher als jener der Swiss.

Genf sieht Eigentor

Auch in Genf ist die Swiss nicht mehr die wichtigste Airline. Sie sorgt noch für 20% des Passagieraufkommens. Der Billigflieger easyJet kommt auf einen Anteil von 25%.

Der mögliche Rückzug der Swiss aus Genf wäre für den Flughafen Cointrin keine Existenzfrage, sagte Flughafensprecher Philippe Roy. Dies im Gegensatz zu 1996, als die Swissair praktisch alle Langstreckenverbindungen ab Genf aufgegeben hatte.

Konkurrenz auf der Lauer

Ein möglicher Rückzug der Swiss aus Genf wäre aber ein Eigentor, ist Roy überzeugt. Denn im vergangenen Jahr seien rund 700’000 Passagiere von Genf nach Zürich geflogen.

Bei einem Rückzug würden die Langstrecken-Passagiere in Cointrin andere ausländische Airlines wählen. Und alle derzeit neun Verbindungen der Swiss ab Genf würden übernommen, so Roy weiter.

Support aus Zürich

Um die Fluggesellschaft zu unterstützen, zeigte sich der Kanton Zürich am Montag bereit, die Aktien-Verkaufssperre ein zweites Mal zu verlängern. Der Zürcher Regierungsrat stimmte der Verlängerung des Aktionärsbindungsvertrages um ein weiteres Jahr grundsätzlich zu.

Am Samstag hatte sich Finanzminister Hans-Rudolf Merz dafür ausgesprochen, dass die Grossaktionäre ihren freiwilligen Verzicht auf einen Verkauf ihrer Aktienpakete verlängern. Der Vertrag, der Ende August ausläuft, solle um ein Jahr verlängert werden, wurde Merz in einem Interview mit der Zeitung “Finanz und Wirtschaft” zitiert.

Was machen die Grossbanken?

Der Bund ist mit einem Anteil von 20,4% der grösste Swiss-Aktionär. Der Kanton Zürich hält 10,2%. Ähnlich grosse Aktienpaktete besitzen die beiden Grossbanken UBS (10,4%) und Credit Suisse Group (10,0%), die sich aber nicht zu einer möglichen Verlängerung der Aktien-Verkaufssperre äussern wollten.

Ursprünglich hätte der Aktionärsbindungsvertrag Ende 2002 auslaufen sollen. Er war dann aber auf Ende August 2004 verlängert worden.

swissinfo und Agenturen

Der Deutsche Christoph Franz ist seit dem 1. Juli neuer Swiss-Chef (CEO).
Die Airline wird am 17. August ihre Halbjahreszahlen präsentieren.
Analysten gehen von einem weiteren Verlust aus.

Gerüchte Swiss über neuerliche Stellen-Kürzungen und dem Rückzug aus Genf und Basel sorgten für grosse Schwankungen des Aktienkurses.

Eine Warnung über mögliche Terror-Attacken in den USA wirkte sich negativ auf die ganze Airline-Branche aus.

Swiss räumte ein, Potential für Einsparungen zu prüfen, ohne zu sagen, wo und wie viel gespart werden wird.

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