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“Aus Stummbürgern Stimmbürger machen”

Nationalratspräsidentin Christine Egerszegi vor dem "falschen" Nationalratssaal im Käfigturm. swissinfo.ch

Im Berner Käfigturm, wenige Schritte vom Bundeshaus entfernt, zeigt eine Ausstellung zum Wahljahr dem Stimmvolk Wahlregeln, Volksrechte und parlamentarische Spielregeln.

“Bundesplatz 3” illustriert auch weitere Themen zum Wahljahr. Für ein Parlaments-Spiel wurden der Nationalrats-Saal nachgebaut und eine Website eingerichtet.

“Wir wollen aus Stummbürgern Stimmbürger machen”, sagt Nationalratspräsidentin Christine Egerszegi bei der Medienführung durch die Ausstellung.

Zusammen mit Ständeratspräsident Peter Bieri möchte Egerszegi die Schweizer zum Gang an die Wahlurne motivieren, um das Land mitzugestalten: “Wer auf sein Wahlrecht verzichtet, stellt sich ins Abseits”, sagt sie.

Weil das Bundeshaus derzeit umgebaut wird, was den Besuchern den Zutritt verunmöglicht, ist der Käfigturm sehr willkommen. Deshalb sind auch Tage der offenen Tür sowie die Teilnahme an der Berner Museumsnacht vom 23. März auf dem Programm.

“Der Knorz mit dem Proporz”

So wird an der Museumsnacht Hans-Urs Willi, bekannt als “Mister Volksrechte der Bundeskanzlei”, im Käfigturm Staatskunde mit Biergläsern und anderen Utensilien betreiben.

Dieses Rahmenprogramm mit der Überschrift “Knorz mit dem Proporz” wird von einem Jazz-Quintett und Drinks an der WählBar begleitet.

“Mein Standpunkt”

Die Ausstellung zielt vor allem auf Schulklassen und Gruppen. Wie im richtigen Parlamentsbetrieb soll das Politisieren geübt werden: In spielerischer Form, zuerst zu Hause oder in der Schule, dann im Plenum des Käfigturms.

Eigens dafür wurde der grosse Saal des Turms zum Mini-Nationalratssaal umgebaut – inklusive Sitzen mit funktionierenden Abstimmungsknöpfen und einem Bildschirm.

Schulklassen und Gruppen, die sich im Hinblick auf die Wahlen 2007 mit aktuellen politischen Fragen auseinandersetzen, können mit diesem Spiel die Prozeduren nachvollziehen, nach denen im Bundeshaus die politischen Regeln ablaufen.

Drei Geschäfte, wie die aktuellen Traktanden im Polit-Jargon heissen, sind eigens für das Spiel vorbereitet worden: Atomenergie, Jugendarbeitslosigkeit und Landwirtschaft. Sie werden von den Schülern bereits in der Schule, wie in Kommissionen, vorberaten und als mehrheitsfähige Lösungen vorbereitet.

Darauf besucht die Klasse dann die Ausstellung im Käftigturm, wo sie im Mini-Ratssaal darüber debattiert und abstimmt. Wird der Vorschlag angenommen, gehört auch eine Stellungnahme vor den Medien zum Spiel.

So sollen die Schüler lernen, eigene Standpunkte zu aktuellen Fragen zu entwickeln, Argumente gegen Einwände zu verteidigen und die Spielregeln der politischen Zusammenarbeit anzuwenden.

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Nationalrats-Präsidentin

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Nationalrats-Präsidentin ist für die Dauer eines Jahres gewählt und gilt als höchste Schweizerin, weil sie auch der Vereinigten Bundesversammlung (Parlament) vorsteht. Sie leitet die Verhandlungen, vertritt den Rat nach aussen und wacht über die Befolgung des Geschäftsreglements sowie über die Ordnung in den Sitzungen. Die Wiederwahl für das folgende Jahr ist ausgeschlossen.

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Weitere Räume – weitere Themen

Die Ausstellung verteilt sich auf verschiedene Räume. In einem Raum ist der Nationalrat nachgebildet: Dort wird vor allem debattiert. Ein weiterer Raum ist mit Postern der momentanen Fraktionsvorsitzenden ausgestattet, kombiniert mit deren Porträt aus der Kindheit.

So wird gezeigt, wie man schon früh zur Politik kommt. Wird ein Touchscreen mit den Porträts berührt, aktiviert dies eine Projektionsfläche und die betreffenden Politikerinnen und Politiker schildern in Video-Aufzeichnungen ihren politischen Werdegang.

Ein weiterer Raum öffnet einen Blick hinter die Kulissen des Ratsbetriebs, wo das Generalsekretariat der Bundesversammlung über Abläufe während den Sessionen wacht.

Im obersten Raum des Turms wird gezeigt, auf welche Arten gewählt werden kann: Illustriert werden Majorz und Proporz, der Umgang mit absoluten Mehrheiten oder Listenverbindungen.

“Ich könnte mir vorstellen, dass auch der eine oder andere Rat einen Blick ins Spiel oder auf die Debatte im Mini-Nationalrat wirft, um zu sehen, was die Jugend zu den aktuellen politischen Fragen meint”, sagt Ständeratspräsident Peter Bieri.

swissinfo, Alexander Künzle

Die Ausstellung “Bundesplatz 3” im Käfigturm in Bern dauert vom 21. März bis 21. Oktober (Wahlsonntag).
Sie zeigt, wie Wahlen, Parlament und Volksrechte funktionieren.
Sie ist vor allem für Gruppen und Schulklassen der Oberstufe geeignet.
Diese bereiten gemeinsam und spielerisch in Kommissionen Themen und “Geschäfte” vor und stimmen im nachgebauten Parlaments-Raum ab.
Das Ganze ist internet-gestützt (www.bundesplatz3.ch).
Der Eintritt ist gratis.

Die Ausstellung heisst “Bundesplatz 3”, weil sich im Oktober entscheiden wird, welche Volks- und Kantonsvertreter für die kommende Legislaturperiode ins Parlamentsgebäude (Bundeshaus) am Bundesplatz 3 einziehen werden.

Die Ausstellung will auch die Schweizer Bevölkerung zur Teilnahme am Urnengang motivieren.

Wichtigste Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler, also die künftigen Wähler.

Das Budget der Ausstellung beträgt 120’000 Franken.

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