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100 Jahre Verband der Maschinenindustrie

Die Maschinenindustrie ist der grösste Arbeitgeber der Schweiz. Keystone

Der Arbeitgeberverband der Maschinenindustrie gibt sich für die Zukunft des Werkplatzes Schweiz zuversichtlich.

Der Verband hat am Freitag in Zürich sein 100-jähriges Bestehen gefeiert.

Johann Schneider-Ammann, Präsident der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie rief die Gäste aus Politik und Wirtschaft dazu auf, sich für den Werkplatz Schweiz einzusetzen, den Zugang zu den wichtigen Exportmärkten zu sichern und Eigenverantwortung sowie Unternehmertum zu stärken.

Entscheidend für die Zukunft der Schweizer Maschinenindustrie sei die Zustimmung zum erweiterten Personenfreizügigkeits-Abkommen, über das am 25. September abgestimmt wird. Nur so seien die bilaterale Europapolitik der Schweiz und der Marktzugang für die Exportwirtschaft auch in Zukunft gesichert.

Pionierrolle in der Sozialpolitik

Arbeitgeber und Arbeitnehmer der Maschinenindustrie haben in der Schweizer Sozialpolitik eine Pionierrolle gespielt: Sie schlossen 1937 das erste Friedensabkommen, das den Weg zur Sozialpartnerschaft frei machte.

Der jahrzehntelange Arbeitsfriede auf dem Werkplatz Schweiz sei nicht gottgegeben. Es habe fast vier Jahrzehnte gebraucht, bis das Vertrauen zwischen dem ASM und den Gewerkschaften so weit entwickelt gewesen sei, dass 1937 das Friedensabkommen in der schweizerischen Metall- und Maschinenindustrie möglich geworden sei.

Damit habe eine Periode mit bis zu 140’000 Streiktagen pro Jahr ihr Ende gefunden, sagte Schneider-Ammann. Seit damals sei der soziale Friede ein Schweizer Markenzeichen auf den Weltmärkten, von dem nicht nur die GAV-Firmen profitierten, sagte Schneider-Ammann.

Arbeitsfrieden – der Schlüssel zum Erfolg

Das Friedensabkommen sei beispielhaft gewesen für die sozialpartnerschaftlichen Vereinbarungen in vielen anderen Branchen, sagte der Schweizer Wirtschaftsminister Joseph Deiss. Streiks gehörten in der Schweiz zu den sehr seltenen Ereignissen.

Das Schweizer Modell sei erfolgreich. Es habe laufend verbesserte Arbeitsbedingungen gebracht und den Gesetzgeber von pauschalen Regelungen abgehalten, sagte Deiss.

“Ich bin überzeugt, dass die schweizerische MEM-Industrie ohne ihre guten Arbeitnehmer-Beziehungen weder die grossen Boomzeiten der 50er und 60er Jahre erlebt, noch die zahlreichen Umstrukturierungen seit den 80er Jahren bewältigt hätte”, sagte Schneider-Ammann.

Mehr Flexibilität beim GAV

Dabei sei die Industrie deutlich produktiver geworden. Die Exporte hätten teuerungsbereinigt von 41,6 Mrd. im Jahre 1995 auf 59 Mrd. Fr. im letzten Jahr zugenommen. Bluten mussten allerdings die Angestellten, deren Zahl im gleichen Zeitraum von 300’000 auf 265’000 sank. Jedes Jahr nehme der Personalbestand um 2 bis 3% ab.

Gelinge es, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, “wird es in der Schweiz weiterhin eine Industrie geben. Wenn nicht, werden die Abwanderungstendenzen verstärkt”, sagte Schneider-Ammann. Im internationalen Wettbewerb gebe es keine Besitzstandgarantie.

Schiksalsfrage Personenfreizügigkeit

“Deshalb will der ASM in den kommenden Verhandlungen einen GAV erreichen, der den Firmen mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit gewährt und Mehrkosten strikte vermeidet”, sagte Schneider-Ammann. Die Gespräche sollen noch im August beginnen.

Die Abstimmung im Herbst über die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf die neuen EU-Länder bezeichnete Bundesrat Deiss als Schicksalsfrage für die Schweizer Industrie. Auf dem Spiel stehe der Zugang zu den wichtigsten Exportmärkten, wo die Schweiz zwei Drittel aller Ausfuhren absetze, sagte Schneider-Ammann.

swissinfo und Agenturen

Die Maschinen, Elektro- und Metallindustrie beschäftigte ende März in der Schweiz 300’392 Personen.

Sie generiert 42% der Exporte, was einem Betrag von 56 Mrd. Franken entspricht.

65,1% der Exporte gehen in die Länder der Europäischen Union und der Europäischen Freihandelszone.

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