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Abacha-Gelder: UBS gerügt

Bei den 'Abacha-Geldern' handelt es sich um den bisher grössten Fall von Fluchtgeldern ausländischer Potentaten in der Schweiz. swissinfo.ch

Die Eidgenössische Banken-Kommission (EBK) rügt die UBS. Diese hatte Fluchtgelder des verstorbenen nigerianischen Diktators Sani Abacha zu lange nicht entdeckt.

Die Schweizer Grossbank UBS hatte die rund 60 Mio. Dollar aus dem Abacha-Umfeld erst im vergangenen Januar entdeckt. Die Aufsichtsbehörde EBK hat laut Mitteilung vom Montag der grössten Schweizer Bank deswegen eine Rüge erteilt und eine Vor-Ort-Kontrolle angeordnet.

Mangelnde Sorgfaltpflicht

Die UBS habe nicht die erforderliche Sorgfalt walten lassen und die Pflicht verletzt, die wirtschaftlichen Hintergründe der 1996 eingegangenen ungewöhnlichen Bankbeziehung abzuklären, heisst es in der Verfügung der EBK.

Zudem habe die UBS die frühere Suche nach allfälligen Geschäfts-Beziehungen zur Familie Abacha nicht mit der nötigen Sorgfalt durchgeführt.

Kontrollen überprüfen

Die EBK bescheinigte der Grossbank zugleich, sie habe ihre internen Regeln und Kontrollen inzwischen wesentlich ausgebaut. Von der Umsetzung und vom Funktionieren dieser bankinternen Bestimmungen wollen sich die Bankenaufseher aber persönlich überzeugen.

Die EBK ordnete deshalb gemäss der Mitteilung für das nächste Jahr eine Vor-Ort-Kontrolle unter Beizug der externen bankengesetzlichen Revisionsstelle der UBS an.

UBS akzeptiert Kritik

Die Grossbank UBS hat die Kritik der EBK akzeptiert. Wie UBS-Sprecher Christoph G. Meier am Montag sagte, bedauert die UBS selber, diese unerwünschte Geschäfts-Beziehung nicht im Vornherein verhindert oder früher entdeckt zu haben.

Grösser Fall von Potentaten-Geldern

Die Affäre um die Abacha-Gelder ist im Herbst 1999 geplatzt. Es handelt sich um den betragsmässig grössten Fall von Fluchtgeldern ausländischer Potentaten in der Schweiz.

Nach einer umfassenden Untersuchung der EBK gegen 19 Banken, waren 6 Institute, darunter 3 der Credit Suisse Group, scharf gerügt worden. Der UBS war damals noch ein einwandfreies Verhalten bescheinigt worden.

Banken und Behörden reagierten auf die Ruf schädigende Affäre mit einer Verstärkung der Sorgfaltspflichten im Umgang mit Potentatengeldern. Vergangene Woche veröffentlichte die EBK einen Entwurf für eine neue Verordnung, mit der die Schrauben weiter angezogen werden sollen.

Milliarden-Vergleich

Nigeria und der Abacha-Clan haben im vergangenen April auf Initiative der Schweiz einen Vergleich um die Abacha-Gelder abgeschlossen, bei dem der nigerianische Staat mehr als eine Milliarde Dollar aus der Schweiz, Grossbritannien, Luxemburg, Jersey und dem Fürstentum Liechtenstein zurückerhalten soll.

swissinfo und Agenturen

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