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ABB-Asbest-Vergleich nimmt weitere Hürde

ABB zeigt sich über die Entscheidung von US-Bezirksrichter Alfred Wolin "hoch erfreut". Keystone Archive

ABB hat mit ihrem Asbest-Vergleich einen wichtigen Etappensieg erzielt. Ein US- Bezirksrichter stimmte dem 1,3 Milliarden Dollar schweren Abkommen zu.

Während sich ABB hoch erfreut zeigt, stellen US-Anwälte einen weiteren Rekurs in Aussicht.

ABB-Sprecher Thomas Schmidt zeigte sich am Hauptsitz des Technologie-Konzerns in Zürich hoch erfreut über das Urteil. US-Bezirksrichter Alfred Wolin habe rasch und auf beeindruckende Weise seine Verantwortung wahrgenommen, erklärte ABB-Sprecher Thomas Schmidt. Wolin halte den milliardenschweren Vergleich für fair und ausgewogen. Die Argumente der Gegner habe er abgewiesen.

Der Bezirksrichter bestätigte damit einen Entscheid des zuständigen US-Konkursgerichts im US-Teilstaat Pennsylvania vom Juni. Trotzdem ist das Abkommen noch immer nicht unter Dach: Steve Kazan, ein Anwalt der Gegner, hat in New York bereits angekündigt, man werde gegen den Entscheid Wolins rekurrieren.

Altlast in den USA

Die Asbest-Klagen gegen ABB sind ein Erbe aus der Übernahme der Combustion Engineering im Jahr 1990. Die US-Firma hatte früher Heizkessel für Kraftwerke hergestellt und dabei das gesundheitsschädliche Asbest eingebaut. Der Vergleich basiert darauf, dass Combustion Engineering in Konkurs geht.

Die Erlöse aus dem Verkauf der Firmenaktiva von etwa 800 Mio. Dollar sollen den Grundstock für einen Entschädigungsfonds bilden. Den Rest – 400 bis 500 Millionen Dollar – muss ABB selbst beisteuern.

Der Vergleich wurde in langen Verhandlungen mit den Anwälten von mehr als 100’000 tatsächlich und potenziell Asbest-Geschädigten ausgehandelt. Ist der Vergleich einmal unter Dach, ist ABB eine Last los, die wie ein Damoklesschwert über dem Konzern hängt.

OGP-Verkauf rückt näher

Der Vergleich könnte den Weg für den Verkauf des ABB-Konzernbereichs Öl, Gas & Petrochemie (OGP) im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar ebnen. Mit dem Erlös will ABB Schulden tilgen, die sich Ende März auf 8,2 Milliarden Dollar beliefen. Davon werden im nächsten Jahr zwei Milliarden Dollar fällig.

Es ist das erklärte Ziel von ABB-Präsident und -Konzernchef Jürgen Dormann, diesen Konzernteil noch in diesem Jahr abzustossen. Bislang gab es Verhandlungen mit drei Interessenten. Falls die Konjunktur besser wird, kann ein späterer Verkauf sogar einen positiven Einfluss auf den Preis haben.

Die Wirtschaftsnachrichtenagentur Dow Jones Newswires meldete am Donnerstag, die britische Investitionsgesellschaft Candover sei an dem Konzernteil interessiert und zur Zahlung von rund einer Milliarde Dollar bereit. Zudem könnte das Unternehmen Chicago Bridge & Iron NV (CBI) rund 300 Millionen Dollar für die ABB-Tochter Lummus Global bieten.

Kontroverse der Anwälte

Kazan, der Anwalt der Vergleichsgegner, mahnte, der ABB-Bereich OGP sei nicht vollständig frei von gewissen Asbest-Risiken, die mit der Konzerntochter Lummus zu tun hätten.

“Diese Entscheidung bedeutet, dass Lummus nicht frei von allen Haftungen im Zusammenhang mit Asbest verkauft werden kann. Wer diesen Posten kauft, akzeptiert erhebliche Risiken”, sagte Kazan.

ABB-Anwalt David Bernick verwarf diesen Einwand als “absolut falsch”. Richter Wolin habe bei seiner Entscheidung alle vorherigen Gerichtsbeschlüsse in dem Fall berücksichtigt.

Silberstreif am Aktienhimmel

Der angeschlagene Technologiekonzern war im vergangenen Jahr in grosse finanzielle Schwierigkeiten geraten. Trotz anhaltenden Verlusten im ersten Halbjahr meldete ABB am vergangenen Dienstag Fortschritte im Kerngeschäft. Der Börsenkurs der ABB-Aktien erholte sich in den vergangenen Tagen stark.

swissinfo du Agenturen

1,3 Mrd. Dollar soll ABB an Asbest-Opfer der 1990 übernommenen Firma Combustion Engineering zahlen.
Anwälte der Geschädigten wollen den Entscheid von US-Bezirksrichter Wolin weiterziehen.

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