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ABB noch nicht über dem Berg

Das erste Quartal 2002 war für ABB erfreulicher als Analysten erwartet hatten. Keystone Archive

Die ABB steckt noch im Tal. Für das erste Quartal 2002 verzeichnete der Konzern gegenüber 2001 einen Gewinneinbruch. Und die Asbest-Klagen sind noch nicht vom Tisch.

Nach den jüngsten Turbulenzen rund um die Liquiditätslage der ABB hatte man gespannt auf die Quartalszahlen des Konzerns gewartet. Zwar erlitt ABB nun im ersten Quartal 2002 gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang des Gewinns um 17% auf 114 Mio. Dollar. Auch bei den Bestellungen gab es einen Rückgang.

Analysten abwartend

Mit dem Quartalsabschluss übertraf der Konzern die Erwartungen der Analysten. Diese hatten im Vorfeld der Publikation vom Mittwoch mit einem Einbruch des Gewinns um 60% auf rund 34 Mio. Dollar gerechnet.

Nach Präsentation der Quartalszahlen erklärten einige Analysten nun, dass ABB die Erwartungen nur wegen tieferen Restrukturierungs-Kosten übertroffen habe. Der Bestellungs-Rückgang verheisse nichts allzu Gutes.

Weniger neue Asbest-Klagen

Bei den Asbest-Klagen scheint sich die Lage derweil nicht weiter verschärft zu haben. Im ersten Vierteljahr 2002 seien 14’300 neue Klagen eingereicht worden, sagte ABB-Finanzchef Peter Voser. Das seien 5% weniger als im Vorquartal.

Im gleichen Zeitraum habe ABB insgesamt 13’300 (Vorjahresquartal 8000) Klagen beilegen können, davon über die Hälfte ohne Geld zu bezahlen. Die Prozesskosten vor Versicherungsrückzahlungen seien auf 51 (37) Mio. Dollar gestiegen.

Allerdings sei es nicht möglich, von der Entwicklung im ersten Quartal auf das Gesamtjahr 2002 zu schliessen. Ende März seien noch rund 94’000 Klagen hängig gewesen.

Die Rückstellungen für Asbest-Klagen lässt ABB unverändert. Anfang 2002 hatte der Konzern diese Position markant auf 940 Mio. Dollar aufgestockt.

Höhere Nettoverschuldung

Kräftig gesunken ist das Betriebsergebnis, nämlich um 30% auf 235 Mio. Dollar. Enttäuschend entwickelte sich laut Analysten auch der Auftragseingang, der um 19% auf 5,523 Mrd. Dollar schrumpfte. Der Umsatz sank um 4% auf 5,149 Mrd. Dollar.

Die Nettoverschuldung erhöhte sich im ersten Quartal 2002 auf 4,487 (Ende letztes Jahr 4,077) Mrd. Dollar. Trotz dieser Zunahme bestätigte ABB, dass das Unternehmen beim Schuldenabbau um mindestens 1,5 Mrd. Dollar bis Ende 2002 im Zeitplan liege.

Umsatz auf Vorjahres-Ebene erwartet

Um die Schulden abzubauen, hatte ABB schon im Februar den Verkauf von Firmenteilen angekündigt. Nun hiess es, ABB wolle bis 2003 den Bereich Building Systems mit einem Umsatz von rund 2,5 Mrd. Dollar verkaufen und sich auf die Strom- und Automations-Technologie konzentrieren.

Für das ganze laufende Jahr rechnet ABB mit einem gehaltenen Umsatz. Die Betriebsgewinnmarge (EBIT) dürfte zwischen 4 und 5%liegen. Sie soll bis 2005 auf 9 bis 10% zunehmen. Die Kostenbremse sollte im zweiten Quartal 2002 zu einem besseren Ergebnis führen, sagte Konzernchef Centerman.

Die Börse reagierte positiv. Die ABB-Aktie stand bei Handelsschluss um 6,7% höher als am Vortag.

swissinfo und Agenturen

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