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Aktion Nez rouge in Gefahr

Freiwillige fahren Leute nach Hause, die etwas über ihren Durst getrunken haben und deshalb aufs Autofahren verzichten. Keystone

Die Stiftung Nez rouge muss definitiv ohne die 150'000 Franken auskommen, die sie sich vom Fonds für Verkehrssicherheit erhofft hatte.

Damit kämpft die Stiftung nach eigenen Angaben einmal mehr ums Überleben.

Bei der Aktion Nez rouge werden jeweils während Festtagen Leute nach Hause gefahren, die etwas über ihren Durst getrunken haben. Der Fonds für Verkehrssicherheit (FVS) hatte vor Jahresfrist ein Gesuch von Nez rouge für 150’000 Franken abgelehnt und mit dem fehlenden präventiven Charakter der Aktion begründet.

Diesen abweisenden Entscheid hat der Bundesrat nun am Mittwoch gegen den Rekurs von Nez rouge geschützt. Die Regierung wies auch auf die beschränkten Mittel hin.

Der FVS begrüsse zwar den Beitrag von Nez rouge zur Verminderung der Verkehrsunfälle während der Festtage, teilte Nez rouge am Mittwoch mit, dennoch habe der Bundesrat den Rekurs abgewiesen.

“Enttäuscht und erstaunt”

Die Stiftung sei über den Entscheid des Bundesrates enttäuscht und erstaunt. “Der Bundesrat stellt damit die grösste Aktion in der ganzen Schweiz in den Bereichen der Prävention, der Sensibilisierung und der Verkehrssicherheit in Frage.”

Dieser Entscheid enttäusche die 45’500 Freiwilligen von Nez rouge umso mehr, als damit deren Engagement desavouiert und deren Motivation erstickt werde.

Rolf Moning, Sprecher der Schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU), erklärt sich das Nein des Bundesrats mit der neuen Politik des Fonds für Verkehrssicherheit. “Der FVS verlegt sich neu vermehrt auf Schwerpunkte. Auch bei uns hat der FVS nicht alle Projekte unterstützt, beim TCS auch nicht.”

Er schliesse aus dem Nein des Bundesrats, dass dieser jetzt die neue Politik des Fonds unterstütze. “Nez rouge sagt selber, sie könnten wohl neue Sponsoren finden. Diese Stiftung, deren Arbeit wir sinnvoll finden, dürfte also wegen diesem Nein nicht sterben.”

Grosses Interesse

Das Angebot von Nez rouge stösst offensichtlich auf Interesse: Über die letzten Weihnachts- und Neujahrstage liessen sich 16’554 Fahruntüchtige von Nez-rouge-Freiwilligen nach Hause fahren.

Dies bedeutete gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme um 17,4% und damit einen neuen Rekord.

swissinfo und Agenturen

Die Aktion Nez rouge entstand 1984 in Québec, Kanada.

Die Idee gefiel dem Kantons-Arzt im Jura: Die erste Schweizer Operation Nez rouge fand 1990 in diesem Kanton statt.

In den Jahren darauf breitete sich Nez rouge in der Romandie aus. Seit 1994 gibt es Nez rouge auch in der Deutschschweiz und seit 1996 im Tessin. Damit wurde die Bewegung national.

Die Aktion Nez rouge ist bei 87% der Bevölkerung bekannt.

1990: 97 Nez rouge-Transporte im Jura.

2003: 7186 Transporte in der gesamten Schweiz.

2004: 6110 Freiwillige haben 8272 Transporte durchgeführt und 16’554 Personen nach Hause gefahren. Insgesamt sind sie 318’577 km gefahren.

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