AOM und Air Liberté wollen streiken
Die Gewerkschaften der AOM/AirLiberté rufen ihre Mitglieder für Dienstag (24.04.) zum Streik auf. Dies im Vorfeld der morgigen Generalversammlung der SAirGroup , die sich mit ihren Beteiligungen an den französischen Fluggesellschaften übernommen hat.
Gewerkschaftsführer Eric Decarro begründete den Aufruf zum Streik unter anderem damit, dass das Personal nicht die Last der Fehler der Manager tragen wolle.
Bis jetzt ist wenig bekannt über die Pläne der SAirGroup im Zusammenhang mit den französichen Fluggesellschaften. Doch der Financier und Mehrheitsaktionär von Air Liberté und AOM, Ernest Seillière, rechnet damit, dass die SAirGroup den beiden Fluggesellschaften 500 Mio. französische Franc (115 Mio. Franken) zuschiessen wird.
Damit erhielten die Air Liberté und die AOM eine Gnadenfrist von zwei Monaten. Auf Europe1 sagte Seillière, er habe am Montagabend mit der SAirGroup gesprochen und sei sich zu “70 oder 80 Prozent” sicher, dass die SAir ihre Verantwortung wahrnehmen werde.
Klarheit am Mittwoch
Die Generalversammlung vom Mittwoch wird in dieser Sache Klarheit bringen. Mario Corti, der Mann an der Spitze des SAir-Konzerns, hat entsprechende Entscheide angekündigt.
Es wird die grösste Generalversammlung in der Geschichte der Swissair sein, die am Mittwoch-Nachmittag in der Werft III auf dem Flughafengelände in Zürich stattfindet: 19’000 Aktionäre haben sich angemeldet, kommen werden voraussichtlich rund 10’000. Die SAirGroup stösst schon rein organisatorisch an ihre Grenzen.
Bund und Kantone verweigern Entlastung
Hitzig dürfte es am Anlass selber zu und her gehen. Der Verwaltungsrat des Flugverkehrskonzerns steht unter massivem Druck: Einerseits wird gegen ihn strafrechtlich ermittelt, offen geredet wird auch über Verantwortlichkeits-Klagen. Bund und mehrere Kantone haben andererseits bereits angekündigt, dass sie dem Verwaltungsrat die Decharge nicht erteilen werden.
Front gegen das Aufsichtsgremium der SAirGroup macht auch eine Aktionärsschutz-Vereinigung rund um den Anwalt Hans-Jacob Heitz. Die Vereinigung fordert an der Generalversammlung eine Sonderprüfung – eine richterlich eingesetzte Untersuchung also, die die Konzernspitze viel Zeit und Nerven kosten wird.
Unzufriedene Aktionäre
Gründe für die Unzufriedenheit der Aktionäre gibt es genug: Die Titel sind an der Börse im Sinkflug, der Konzern ist mit einem Verlust von 2,9 Mrd. Franken tief in die roten Zahlen abgerutscht und die kostspielige Expansionsstrategie ist gescheitert.
Mario Corti geniesst zwar als einziger auf dem Verwaltungsratspodium das Vertrauen der Aktionäre. Er soll schliesslich die SAir wieder auf Kurs bringen. Dennoch dürfte es auch für Corti schwer sein, auf alle drängenden und bislang unbeantworteten Fragen zu antworten.
swissinfo und Agenturen
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