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Arbeitslosigkeit auf höchstem Stand seit 6 Jahren

Im Dezember mussten in der Schweiz knapp 163'000 Menschen den Weg in ein Arbeitsamt antreten. Keystone

Im Dezember waren in der Schweiz 162'835 Personen oder 4,1% der arbeitsfähigen Bevölkerung arbeitslos, im Jahresschnitt waren es 3,7%.

In den 12 Ländern mit Euro-Währung lag die durchschnittliche Arbeitslosenzahl im November bei 8,8%, und verharrt damit seit einem Jahr auf stabilem Niveau.

Effektiv lag die Arbeitslosigkeit in der Schweiz im Dezember aber höher als die knapp 163’000 registrierten Personen. Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) suchten im Dezember fast 230’000 Personen eine Stelle.

Eingeschlossen sind in dieser Zahl auch diejenigen, die im Dezember beispielsweise einen Kurs einer Regionalen Arbeitsvermittlung (RAV) besuchten, in den Ferien weilten oder aber ausgesteuert sind.

Im Schnitt waren 2003 in der Schweiz 145’687 Personen als arbeitslos registriert. Das entspricht einer Quote von 3,7%. Höher war sie letztmals im Jahr 1998 mit 3,9% Arbeitslosen gewesen.

Überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen sind Ausländer und Jugendliche. Mit 6,9 beziehungsweise 4,7% lagen ihre Quoten im vergangenen Jahr deutlich über dem schweizerischen Mittel.

Optimismus beim Bund

Trotz des neuen Höchststandes im Dezember zeigte sich seco-Chef Jean-Luc Nordmann am Donnerstag vor den Medien optimistisch, zumindest was die wirtschaftliche Entwicklung im angelaufenen Jahr betrifft. “Der Aufschwung hat begonnen. Das Ziel ist es, dass er möglichst nachhaltig sein wird, und dass möglichst Viele davon profitieren können”, sagte er.

2004: Gute Aussichten für die Konjunktur…

2003 sei für den Arbeitsmarkt in der Schweiz kein gutes Jahr gewesen, bilanzierte Nordmann. Als erfreuliche Nachricht zum Jahresbeginn bezeichnete er die Senkung der Prämien für die Arbeitslosenversicherung. Diese entziehe der Wirtschaft etwa 1,2 Mrd. Franken weniger.

Ausserdem sind laut Nordmann die Konjunkturaussichten in der Schweiz im Gefolge des Aufschwungs der Weltwirtschaft gut. Die Konjunkturforscher des Bundes rechnen 2004 mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1,5%. Der Wechselkurs in den Euro-Raum sei gut, sagte Nordmann weiter. Gewisse Probleme könnte jedoch die Dollarschwäche darstellen.

…und auch die Arbeitslosenzahlen

Mit der positive Konjunkturentwicklung ab Frühling sollten laut Nordmann auch die Arbeitslosenzahlen wieder sinken. Damit dürfte der Schnitt im laufenden Jahr zwar etwa gleich aussehen wie 2003, aber mit klar umgekehrten Trend. Konkret rechnet das seco im Jahresdurchschnitt 2004 mit 152’000 Arbeitslosen und einer Arbeitslosenquote von 3,9%. Für 2005 und 2006 geht das seco von weiter sinkenden Arbeitslosenzahlen aus.

Auch mehr Ausgesteuerte

Die Zahl der Ausgesteuerten erhöhte sich im vergangenen Jahr weiter. Im Oktober wurden gemäss den neusten Zahlen der Arbeitslosen-Versicherungskassen 3178 Menschen ausgesteuert. Im September waren es 2984 gewesen.

Weitere Leistungskürzungen bei der Arbeitslosenversicherung wären nach Ansicht von Nordmann aus allgemein politischen und sozialpolitischen Gründen verfehlt. Hingegen sollten Konjunkturimpulse und Prämienreduktionen bei der Arbeitslosenversicherung verstärkt werden.

Ausgleichsfonds im Minus

Der Ausgleichsfonds der Arbeitslosenversicherung schliesst 2003 mit einem Verlust in der Höhe von 800 Mio. Franken ab. Im Vorjahr war noch ein Überschuss von 2 Mrd. Franken erwirtschaftet worden.

Reaktionen

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Dezember hatte nach Ansicht von Experten saisonale Gründe. Bevor sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt beruhige, müsse sich Wachstum einstellen, so der Tenor.

Saisonal bedingt sei der Anstieg im Dezember normal, sagte Serge Gaillard, Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) am Donnerstag.

Dieser Haltung schloss sich auch Ruth Derrer-Balladore an, Sprecherin des Arbeitgeberverbands (SAV): “Im Januar erwarte ich keinen Rückgang der Arbeitslosenzahlen.”

Die Dachorganisation der Arbeitnehmenden schliesslich, Travail.Suisse, mahnte zur Geduld. Selbst wenn die Wirtschaft um ein bis zwei Prozent wachse, entspanne sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt erst um ein Jahr verzögert.

swissinfo und Agenturen

Die Arbeitslosenquote in den 12 Ländern mit Euro-Währung lag im November im Schnitt bei 8,8%.
Damit ist sie seit rund einem Jahr stabil.
Der Schnitt in den 15 Ländern der Europäischen Union (EU) lag bei 8%.
Die höchste Arbeitslosigkeit im November verzeichneten Spanien (11,3%), Frankreich (9,5%) und Deutschland (9,3%).
Die niedrigsten Quoten gab es in Luxemburg (3,9%), Österreich (4,5%) und Irland (4,6%).

Im Dezember waren in der Schweiz knapp 163’000 Personen arbeitslos, das sind 4,1% der Bevölkerung.

Die Arbeitslosenquote war seit 6 Jahren nicht mehr so hoch.
Überdurchschnittlich betroffen sind Ausländer und Jugendliche, mit 6,9 beziehungsweise 4,7%.

Nach den Kantonen Genf und Waadt beantragt auch der Jura eine Verlängerung der Taggeld-Zahlungen für Arbeitslose von 400 auf 520 Tage. Im Jura beträgt die Arbeitslosenquote 5%.

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