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Ascom: Fast 400 Millionen Verlust

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Der Umbau des High-Tech-Konzerns hat viel gekostet. Dies und die Marktschwäche im 2. Halbjahr 2001 liess Ascom tief in die Verlustzone rutschen.

Der Ascom Konzern ist ein international tätiges Schweizer Hightech-Unternehmen mit weltweit über 9’000 Mitarbeitenden. Als Nummer 3 im Markt der Transport Revenue Systeme hält Ascom eine global wichtige Stellung. Weltweit gehört das Unternehmen zu den bedeutenden Anbietern von Stromversorgungsanlagen und -geräten.

Ascom ist technologisch vor allem wegen seiner speziellen Daten- und Sprachübertragung über Stromleitungen, “Powerline” genannt, im Gespräch. Gerade in der Dritten Welt könnte damit, falls es wirklich funktioniert, billig der Anschluss ans Internet und all seine Kommunikationsvorteile eingeläutet werden.

Im Vorjahr noch mit Gewinn

Der Verlust fürs Geschäftsjahr 2001 kommt zwar nicht überraschend, doch es fiel deutlicher aus als erwartet: Analysten waren im Vorfeld von einem weniger hohen Verlust ausgegangen. Noch im Jahr 2000 hatte Ascom einen Gewinn von 67 Mio. Franken erwirtschaftet.

Den Verlust begründet das Unternehmen mit hohen Sonder- und Einmalkosten als Folge des fundamentalen Umbaus des Konzerns. Zudem habe der Zusammenbruch der Märkte im zweiten Halbjahr auf das Ergebnis durchgeschlagen.

Der Umsatz betrug 2001 wie im Vorjahr 3,143 Mrd. Franken. Der Betriebsverlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) belief sich auf 338,3 Mio. Franken, nach einem Gewinn von 75,4 Millionen im Vorjahr.

Weniger Schulden, weniger Eigenkapital

Die Nettoverschuldung des Konzerns konnte gegenüber Juni 2001 von 669 Mio. Franken auf 631 Mio. reduziert werden, wie der Konzern weiter mitteilte. Allerdings weist die Zürcher Kantonalbank darauf hin, dass man nicht wisse, wie nachhaltig dieser Abbau sei.

Ascom betonte, die Devestitionen seien im Gang (Verkauf von Unternehmensteilen). Allerdings konnten wegen dem schwierigen Wirtschafts-Umfeld die ursprünglich geplanten Erlöse nicht erreicht werden. Dennoch sagte Verwaltungsrats-Präsident Fred Rüssli, ein Zuwarten wäre nicht zu verantworten gewesen: “Ohne Veränderung hätten wir keine Chance gehabt, gesund aus der Krise herauszukommen.”

Die Eigenkapitalquote reduzierte sich auf 20,7 (Vorjahr: 35,1) Prozent. Die Finanzierungs-Situation sei stabil, heisst es. Die Bankkredite in der Schweiz im Umfang von 378 Mio. Franken seien im Dezember in ein Stillhalte-Abkommen und einen Überbrückungs-Kredit überführt worden und damit gesichert.

Keine grossen Erwartungen

Für das laufende Jahr erwartet Ascom kaum eine Besserung. Im ersten Semester rechnet der Konzern erneut mit einem negativen Betriebsergebnis sowie einem leicht reduzierten Umsatz. Ein leichter Aufschwung dürfte sich frühestens im zweiten Halbjahr einstellen.

Rückblick: Unzählige Umstrukturierungen

Die Ascom-Gruppe entstand 1983; es war ein Zusammenschluss der Solothurner Autophon, der Berner Hasler, des Telekommunikations-Bereichs der Zellweger Uster und des Funkbereichs der BBC Baden. Die Anfangsjahre waren geprägt von Umstrukturierungen. Die Chefs wechselten entsprechend häufig.

Von der überstürzten Ausland-Expansion Anfang 90er Jahre hat sich das Unternehmen noch immer nicht erholt. Damals stand der stark ausgebaute Konzern am Rande des Abgrunds, die Verschuldung war auf Rekordhöhe.

Fokussierung und Devestition lauteten schon seit längerem die Stichworte. Dies lief für die Mitarbeitenden allerdings schmerzlich ab: Im Sommer 2001 gab Ascom bekannt, jede zehnte Stelle (das heisst insgesamt 1100 Arbeitsplätze, 400 davon in der Schweiz) würden gestrichen. Dieser Abbau ist nun abgeschlossen: Eine weitere Reduktion der Arbeitsplätze sei nicht geplant, so der Ascom-Konzernchef Urs T. Fischer.

Heftig ins Trudeln geriet der Konzern vor einigen Monaten, als Gerüchte über massive Liquiditäts-Probleme die Aktien in den Keller fallen liessen. Hier konnte Fischer allerdings beruhigen.

Zwei Haupt-Aktionäre stehen hinter Ascom: Die Erben des verstorbenen Investors Müller-Möhl (20%) sowie die Stiftung Hasler-Werke (17%).

swissinfo und Agenturen

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