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Auch Schweizer Firmen träumen von Gold

Keystone

Schweizer Unternehmen hoffen, dank der Olympischen Spiele in Peking auf eine Goldgrube zu stossen. Sie wollen den grössten Sportanlass der Welt nutzen, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen.

Die Schweiz ist in Peking offiziell mit einem Gästehaus, dem House of Switzerland, präsent. Es ist Treffpunkt für das Schweizer Olympia-Team, aber auch Werbe-Plattform für verschiedenste Unternehmen wie die Grossbank UBS und Luzern Tourismus.

Die Olympischen Spiele in China sind für viele Firmen eine ideale Gelegenheit, sich und ihre Produkte zu präsentieren und zugleich ihre Beziehungen mit einem der grössten und am schnellsten wachsenden Märkte zu verstärken.

Mit einem House of Switzerland hatte die Schweiz erstmals bei den Olympischen Winterspielen in Nagano 1998 Präsenz markiert. Es diente vor allem als Ort, wo sich Schweizer Athleten mit Fans und Publikum treffen konnten. In Peking werden die Athleten allfällige Medaillen-Erfolge im Haus der Schweiz feiern und dort ihre Medienkonferenzen durchführen.

Business immer wichtiger

Heute steht die Einrichtung unter Ägide der staatlichen PR-Agentur Präsenz Schweiz und dient auch als Plattform für den Wirtschaftsstandort und die Tourismus-Destination Schweiz. Einen besonderen Platz nimmt in Peking die Zentralschweiz ein: Mit zwölf Partnern aus der Wirtschaft hat Luzern Tourismus einen Auftritt im House of Switzerland.

“Unternehmen haben die Gelegenheit, die Schweiz als touristische und geschäftliche Destination vorzustellen. Sie können Gäste bewirten oder ihre Firmen präsentieren”, sagt Manuel Salchli von Präsenz Schweiz gegenüber swissinfo.

“Ein attraktives Argument ist, dass das Haus der Schweiz offen zugänglich ist für die Allgemeinheit, die dort auch Schweizer Athleten wie Roger Federer treffen kann. Das wird zum Bild der Schweiz als offenes und einladendes Land beitragen.”

Goldene Gelegenheiten

Schindler, der in Luzern angesiedelte Aufzughersteller, will die Olympischen Spiele dazu nutzen, seine Beziehungen mit China, die auf 1980 zurückgehen, weiter zu festigen.

“Kontakte mit chinesischen Politikern, Unternehmern und Geschäftsleuten bieten uns eine Gelegenheit, das Bild unseres Unternehmens in China zu verstärken und auszuweiten”, sagt Schindler-Sprecher Riccardo Biffi. “Es ist eine neutrale Plattform für Kontakte zwischen Geschäftsleuten, ähnlich wie beim Golf spielen.”

Die Spiele in Peking bieten verschiedensten Schweizer Unternehmen Möglichkeiten für offizielle Auftritte. So wird Uhrenhersteller Omega wiederum zuständig sein für die offizielle Zeitmessung. Die im Bildungsbereich tätige EF Group (Education First) kam bei Sprachkursen zum Zuge.

Bei den Einrichtungen für die Spiele konnte die ABB im Bereich Energieversorgung für die olympischen Stätten Verträge an Land ziehen, während Schindler Rolltreppen und Aufzüge lieferte.

Dazu kommt das von den Schweizer Stararchitekten Herzog und de Meuron gestaltete Paradestück der Spiele, das als “Vogelnest” bekannte Nationalstadion, in dem die wichtigsten Wettbewerbe stattfinden.

Zurückhaltung bei den Kleinen

Weniger Interesse an einer Präsenz in Peking zeigten kleinere Schweizer Firmen, nicht zuletzt aus logistischen Gründen und dem relativ engen Zeitrahmen. “Es gibt Unternehmen, die im Zulieferbereich Geschäfte tätigen konnten. Insgesamt war das Interesse aber nicht überwältigend”, sagt Beat Bürgi vom Swiss Business Hub der Osec in Peking.

“Wahrscheinlich erachteten Schweizer Firmen das Investment mit Blick auf den kurzen Zeitrahmen, in dem sie ihre Produkte zeigen könnten, als zu hoch”, vermutet Bürgi.

Dass Peking den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2008 erhielt, ist in gewissen Kreisen wegen Chinas Menschenrechts-Bilanz auf Kritik gestossen. Schindler-Sprecher Biffi denkt, dass sich solche negativen Schlagzeilen nicht auf geschäftliche Beziehungen auswirken.

“China ist das grösste Land der Welt und wird bald grosse Auswirkungen auf Europa haben”, sagt er. “China macht einen massiven Wandel durch und hatte in letzter Zeit mit gewissen Schwierigkeiten zu kämpfen. Doch auch Europa hatte im Verlauf seiner Entwicklung negative Aspekte überwinden müssen. Der Westen betrachtet diese Dinge mit anderen Augen als die Chinesen.”

swissinfo, Matthew Allen
(Übertragung aus dem Englischen: Rita Emch)

Die Olympischen Sommerspiele 2008 finden vom 8. bis 24. August in China statt. Die Paralympics folgen vom 6. bis 17. September.

Herz der Olympischen Spiele ist Peking. Daneben finden in sechs weiteren Orten Anlässe statt, so in Hongkong (Reiten) und Schanghai (Fussball).

Knapp 11’000 Athleten und Athletinnen werden in 302 Wettkämpfen in 28 Sportarten um die Medaillen kämpfen. Bei den Paralympics nehmen 4000 Athleten und Athletinnen an 471 Wettkämpfen in 20 Sportarten teil.

Der Entscheid, die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2008 an China zu übertragen, hat wegen Chinas Menschenrechts-Bilanz, vor allem was Tibet angeht, Kontroversen ausgelöst.

Daneben gibt es auch Bedenken wegen der schlechten Luftqualität. Dies führte unter anderem zum Rückzug des Schweizer Teams im Dressurreiten.

Erstmals gabs ein House of Switzerland 1998 bei den Olympischen Winterspielen im japanischen Nagano. Es war in erster Linie ein Ort, an dem das Publikum die Schweizer Athleten und Athletinnen treffen konnte.

Für die Winterspiele 2002 in Salt Lake City (USA) übernahm Präsenz Schweiz die Federführung für den Betrieb des House of Switzerland. Vier Jahre später, bei den Winterspielen in Turin, war der Kanton Wallis Schwerpunkt des Schweizer Auftritts.

In Peking stellt Luzern Tourismus die Attraktionen des Kantons und der Region Innerschweiz vor, zusammen mit 12 Sponsoren-Firmen.

Das House of Switzerland wird auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern eingerichtet und liegt am Rande des Stadtzentrums in einem Künstlerviertel. Das Budget beträgt 4,6 Mio. Franken.

Das Schweizer Gästehaus umfasst ein Restaurant, eine Lounge und den Expo-Park, wo die Schweizer Firmen ihre Produkte präsentieren werden. Auf Grossbildschirmen können Besucher und Besucherinnen die Wettbewerbe mitverfolgen.

Zudem richtet die SRG SSR Idée Suisse, die Muttergesellschaft von swissinfo, ein TV-Studio ein.

Zu den Olympischen Spielen vom 8. bis 24. August 2008 in Peking bringt swissinfo News, Porträts der Schweizer Stars, Interviews und Hintergründe über und aus China.

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