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Auslandbanken machen blühende Geschäfte

Die amerikanische AIG Private Bank ist eine der grossen ausländischen Banken in der Schweiz. AIG Private Bank

Die Auslandbanken in der Schweiz konnten letztes Jahr ihren Gewinn markant steigern, wie der gesamte Bankensektor. Sie legten um 28 Prozent zu.

Laut ihrem Verband bleibt die Schweiz ein attraktiver Finanzplatz, trotz der immer grösser werdenden internationalen Konkurrenz.

Die Auslandbanken in der Schweiz haben 2005 erneut kräftig zugelegt. Der Jahresgewinn der 150 Institute nahm um 28% auf 2,363 Mrd. Fr. zu. Das Volumen der verwalteten Vermögen stieg um 17% auf 873 Mrd. Franken.

“Mehr Gewinn, höhere Beschäftigung und Bestätigung der Auslandbanken als bedeutender Wirtschaftsfaktor”, lautete am Montag das Fazit für das Geschäftsjahr 2005 von Martin Maurer, Geschäftsführer des Verbands der Auslandsbanken in der Schweiz (VAS).

Mehr als 15% der Nettoeinnahmen der Schweizer Bankenindustrie seien von den Auslandbanken erzielt worden, betonte Maurer. “Die Grossbanken UBS und Credit Suisse sind in der Schweiz sehr bekannt, doch die Auslandsbanken haben eine Identität, die ausländische Investoren besser kennen”, sagte er gegenüber swissinfo.

“Investoren aus Südamerika werden ihr Geld vermutlich eher bei einer spanischen Bank anlegen, als bei der UBS”, erklärte er. “Das Vertrauen im Private Banking hat in der Schweiz eine lange Tradition. Die Leute wissen, dass sich die Banken hier an dieses Prinzip halten.”

Mehr Personal

Die Banken konnten auch im Personalbereich zulegen: Die Zahl der Beschäftigten stieg im letzten Jahr um 3%. Dies unterstreiche das Bekenntnis der Auslandbanken zum Finanzplatz Schweiz.

Rund 3000 der über 20’000 bei Auslandbanken beschäftigten Personen arbeiteten für eine Tochtergesellschaft oder Zweigniederlassung im Ausland.

Mit ihrem Gewinn und einer um 12% gestiegenen Wertschöpfung hätten die ausländischen Bankinstitute 2% zum Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz beigesteuert, hiess es weiter. Mit einem Anteil von 45% aller in der Schweiz tätigen Banken stelle die Gruppe der Auslandbanken die Nummer drei auf dem einheimischen Finanzplatz, sagte Maurer weiter.

Bei den verwalteten Vermögen betrug der Zufluss an Neugeld 6%. Die Eigenkapitalrendite habe mit 10,3% einen seit den späten 1990er-Jahren nicht mehr erzielten Höchstwert erreicht. Das Aufwands-Ertragsverhältnis verbesserte sich auf 62,8%.

Die grösste Auslandbank in der Schweiz ist nach wie vor die HSBC Private Bank mit rund 140 Mrd. Fr. verwaltetem Vermögen. An zweiter Stelle folgt BSI Bank, die ehemalige Banca della Svizzera Italiana, mit 52 Mrd. Franken. Ihren Sitz in Zürich haben 69 Institute, 50 in Genf und 16 in Lugano.

Kauflust

Der Finanzplatz Schweiz bleibe für die Auslandbanken weiterhin interessant. Er sei das Kompetenzzentrum im Private Banking, weshalb die ausländischen Banken dieses Geschäftsfeld zunehmend von der Schweiz aus führen würden, erklärte Verbandspräsident Alfredo Gysi.

Entsprechend würden die Institute hier auch nach Akquisitions-Möglichkeiten Ausschau halten. Doch zurzeit gebe es auf dem Markt nur Kauf- und keine Verkaufswillige, was sicherlich auch mit der guten Geschäftslage zusammenhänge.

Diese könnte sich nach Ansicht von Verbands-Vizepräsident und Chef der AIG Private Bank Edurardo Leemann ändern, wenn die Märkte in eine Baisse eintreten sollten. Daneben würden die regulatorischen Anforderungen für die einzelnen Institute weiter steigen.

Deshalb könnten Banken, die nicht mehr über die kritische Grösse verfügen, ein Zusammengehen mit einem anderen Institut suchen. Nach Ansicht von Leemann hat der Konsolidierungsprozess in der Schweizer Bankenwelt eben erst richtig begonnen.

swissinfo und Agenturen

Der Verband der Auslandsbanken in der Schweiz (VAS) wurde 1972 gegründet.

Das Ziel ist die Wahrung und Förderung der gemeinsamen Interessen seiner 150 Mitglieder.

Die meisten der ausländischen Finanzinstitute befinden sich in Zürich, Genf und Lugano.

Der Grossteil dieser Banken stammt aus Nordamerika oder Europa.

85% von ihnen sind im Bereich Private Banking tätig.

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