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Beginn des Abenteuers für den Katamaran “sun21”

Ein Solar-Katamaran auf den Spuren von Christoph Kolumbus. Sun21

In Basel ist "sun21", der erste für eine Atlantik-Überquerung modifizierte solarbetriebene Katamaran, im Beisein von Aussenministerin Micheline Calmy-Rey gestartet.

Die Reise wird voraussichtlich sechs Monate dauern. Im Mai 2007 sollte das ungewöhnliche Fahrzeug in New York ankommen.

“Sie sind mutige Pioniere”, beglückwünschte die Schweizer Aussenministerin die Besatzung des 14 Meter langen und sechs Meter breiten solarbetriebenen Katamarans.

Micheline Calmy-Rey unterstrich vor einigen hundert Gästen und Schaulustigen die Bedeutung erneuerbarer Energien angesichts der zur Neige gehenden Erdölvorräte. Nachhaltigkeit sei ein “Gebot der Vernunft und der globalen Solidarität”, und auch scheinbar weit entfernte Prozesse hätten direkten Einfluss auf das Leben in der Schweiz.

Anschliessend startete das Boot zur Fahrt auf dem Rhein nach Rotterdam, von wo es nach Spanien verschifft werden soll.

Die eigentliche Rekordfahrt über den Atlantik soll Ende November im spanischen Sevilla beginnen und über die Kapverden in die Karibik und dann nach Florida führen. Von dort will die Crew der Küste entlang nach New York fahren, wo das Boot am 8. Mai 2007 vom Bürgermeister der Stadt empfangen werden soll.

Private Trägerschaft

Zur Crew der “sun21” zählen zwei Skipper aus der Westschweiz, ein Basler Arzt und Umweltaktivist, ein Historiker sowie ein Meeresbiologe und Professor an der Universität Basel, der die Fahrt für Studien nutzen will.

Die Seereise ist 7000 Seemeilen lang: Noch nie war laut den Initianten ein Solarboot so lange auf hoher See unterwegs. Das Projekt der ersten Atlantiküberquerung in einem Solarboot wird vom privaten Verein “transatlantic21” getragen.

Mit diesem Projekt wollen die Promotoren zeigen, dass die Solarenergie auch in der Schifffahrt ein grosses Potenzial besitzt. Denn ihrer Ansicht nach könnte ein Grossteil der Fracht- und Freizeitschiffe mit erneuerbarer Sonnenenergie betrieben werden.

Nach ihrer Atlantiküberquerung soll die “sun21” zweckmässig weiterverwendet werden. So könnte sie in ein Exkursionsschiff umgewandelt werden. Entschieden ist aber noch nichts.

Und wenn die Sonne mal nicht scheint?

Um ohne herkömmlichen Treibstoff auszukommen, ist das vierzehn Meter lange und sechs Meter breite Schiff mit Solarzellen, Batterien und Elektromotoren ausgerüstet. Das Boot fährt somit praktisch geräuschlos und ist im Unterhalt äusserst bescheiden.

Der “sun21” funktioniert auch ohne Sonnenlicht. Fotovoltaik-Anlagen genügt zur Stromproduktion bereits Tageslicht. Ausserdem wird die Hälfte der produzierten Energie in Batterien gespeichert. So fährt der Katamaran nachts mit Batteriestrom weiter. Bei anhaltender Bewölkung wird das Tempo reduziert.

Gebaut worden war das Boot bei Yverdon, Kanton Waadt, von der Westschweizer Firma MW-Line. Schiffe mit derselben Konstruktion verkehrten bereits während der Schweizer Landesausstellung Expo.02 auf den Juraseen.

Voraussichtlich 2011 will der Westschweizer Ballon-Rekordpilot Bertrand Piccard in einem Solarflugzeug zu einer Erdumrundung starten. Eine weitere Idee, die ebenfalls in der Romandie ihren Ursprung hat, sieht eine Weltreise in einem kombinierten Solar-Wasserstoff-Schiff vor.

swissinfo und Agenturen

Im Bereich der mit Sonnenenergie betriebenen Transportgefährte hat die Schweiz bereits eine gewisse Erfahrung.

Seit fünf Jahren navigiert der grösste solarbetriebene Katamaran der Welt auf dem Bielersee. Rund 24’000 Personen hat er seit seiner Inbetriebsetzung befördert.

2008 sollte PlanetSolar in die Testphase kommen. Es handelt sich um ein ausschliesslich von erneuerbaren Energien angetriebenes Schiff, mit dem eine Weltumrundung versucht werden soll. Solarstrom für die Antriebsmotoren und eine Brennstoffzelle für die Naviagtions-Instrumente.

Bertrand Piccard, der mit Brian Jones als erster Mensch die Erde mit einem Fesselballon umrundet hat, arbeitet an der Entwicklung eines solarbetriebenen Flugzeugs. Der erste Flug des Prototypen dürfte 2008 stattfinden. Langzeitziel ist die Umrundung der Erde.

Seit 20 Jahren entwickelt das Team Swisspirit Solarfahrzeuge. 1990 und 1996 gewann es die World Solar Challenge in Australien, eine Art Weltmeisterschaft der Automobile mit Solarantrieb. 2007, wird das Schweizer Team wieder am Wettbewerb in Australien teilnehmen.

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SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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