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Besatzung für Hiflyer-Unfall verantwortlich

Der Hiflyer am 23. Juli 2004, kurz vor dem tödlichen Unfall. Keystone

Der Unfall des Fesselballons Hiflyer im Verkehrshaus Luzern mit einer Toten und zwölf Verletzten ist auf Fehler der Ballonbetreiber zurückzuführen.

Das Büro für Flugunfall-Untersuchungen hält fest, dass die Verantwortlichen “trotz erkennbar kritischen Wetterbedingungen”, noch zwei Extraflüge durchführten.

Am 23. Juli 2004 wurden bei einem Unfall mit dem Fesselballon “Hiflyer” im Verkehrshaus Luzern eine indische Touristin getötet und fünf weitere Fahrgäste verletzt.

Der Ballon war beim Aufsteigen von einer Wind-Böe erfasst und gegen eine Halle gedrückt worden. Die Frau fiel aus der Gondel und wurde auf das Hallendach geschleudert. Nun liegt der Untersuchungsbericht über den Unfall vor.

Überladen

Der Hiflyer war bei seiner Unglücksfahrt überladen; zudem stieg er trotz zu hoher Windgeschwindigkeit auf. Zu diesem Schluss ist das Büro für Flugunfalluntersuchungen (BFU) gekommen.

Das BFU hält in seinem am Donnerstag veröffentlichten Untersuchungsbericht fest, die Besatzung des Fesselballons habe sich “trotz erkennbar kritischen Wetterbedingungen” noch zu zwei Extrafahrten entschlossen.

Die Unglücksfahrt wurde darauf mit einem zu geringen freien Auftrieb gestartet, weil der Ballon überladen war.

Beim Aufstieg geriet der Hiflyer in eine starke Windböe. Während 20 Minuten wurde der Ballon hin und her geschleudert.

Dabei beschädigte das Halteseil die Bodenabdeckung der Passagiergondel, worauf eine indische Touristin aus dem Ballongondel stürzte und ums Leben kam. Zwölf Personen wurden verletzt.

Neuer Ballon

Die Verkehrshaus-Leitung beabsichtigt – trotz Unfall – mit einem komplett neuen Ballon und einer neuen Passagiergondel den Fesselballon-Betrieb per Frühjahr 2006 wieder aufzunehmen.

Voraussetzung dafür ist, dass die technischen und betrieblichen Sicherheits-Massnahmen auch wirtschaftlich vertretbar sind. Nachdem der Unfallbericht nun vorliegt, sollen die Sicherheitsempfehlungen analysiert und gemeinsam mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt ausgearbeitet werden.

Anschliessend soll eine Analyse der marktwirtschaftlichen Chancen und Risiken vorgenommen werden. Ein neuerlicher Betrieb mit einem neuen Fluggerät wäre so gesehen zur Saisoneröffnung 2006 möglich.

Seit 2000 unfallfrei in Betrieb

Der Fesselballon war im Oktober 2000 als neue Attraktion des Verkehrshauses erstmals in die Lüfte gestiegen. Der mit Helium gefüllte und am Boden verankerte Ballon ist 36 Meter hoch. Er hat einen Durchmesser von 22 Metern und wird durch ein 2,2 cm dickes Stahlseil gehalten und gesteuert.

Der Fesselballon transportierte jeweils 25 bis 30 Personen. Er stieg in wenigen Minuten auf eine Höhe von 120 bis 140 Metern und eröffnete einen Rundblick auf Luzern. Bis zum Unfall verlief der Hiflyer-Betrieb ohne Zwischenfälle. 2003 waren rund 30’000 Personen mit dem Fesselballon geflogen.

Mehr Besucher

Das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern wurde im vergangenen Jahr von insgesamt rund 780’000 Personen besucht. Das sind gut 56’000 Besucher mehr als 2003. Dies, obwohl der Publikumsmagnet Hiflyer nach dem Unglück im Juli stillgelegt wurde.

swissinfo und Agenturen

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