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Bierbrauer Martin Hürlimann gestorben

Martin Hürlimann an der Generalversammlung der Hürlimann Brauerei im Juni 1996 in Basel. Keystone

Martin Hürlimann ist unerwartet im Alter von 77 Jahren verstorben. Der frühere Patron der gleichnamigen Traditionsbrauerei hatte sich vehement, aber vergeblich gegen die Fusion mit Feldschlösschen und die Schliessung des Zürcher Betriebs engagiert.

Wie die Familie am Donnerstag (28.12.) mitteilte, ist Martin Hürlimann- Schmidheiny am 24. Dezember im Schlaf verstorben. Als Vertreter der fünften Generation der Gründerfamilie hatte der diplomierte Ingenieur-Agronom und Braumeister die Zürcher Bierbrauerei in den Jahren 1964 bis 1989 selbst geleitet.

Bierbrauer mit Leib und Seele

In diesen Jahren hatte er praktisch die gesamten Firmenanlagen erneuert, neue Biere entwickelt und in 450 m Tiefe die Aqui-Quelle entdeckt. Von 1970 bis 1979 war er zudem als Präsident des Schweizer Bierbrauervereins für einen geordneten Markt eingetreten.

Als Minderheitsaktionär hat der letzte Patron seit seinem Rücktritt zusehen müssen, wie die 160 Jahre alte Traditionsfirma im Sommer 1996 mit Feldschlösschen fusioniert und im September 1997 geschlossen wurde.

Kampf für die Weiterführung der Brauerei

Obwohl Martin Hürlimann selbst mit dem Kauf eines Feldschlösschen-Aktienpakets eine Basis für das spätere Zusammengehen der Nummer 1 und der Nummer 3 im Schweizer Biermarkt gelegt hatte, kritisierte er die 1996 vom Hürlimann-Verwaltungsrat eingeleitete Fusion scharf. Er warnte die Aktionäre, sich von der “Fusionitis” anstecken zu lassen.

Er warf dem Verwaltungsrat insbesondere Unehrlichkeit über die weitere Zukunft der Produktion in Zürich vor. Nur wenige Monate später, im Herbst 1996, kündigte Feldschlösschen tatsächlich das Ende der Brauereien Hürlimann, Gurten und Cardinal sowie den damit verbundenen Abbau von 680 Stellen an.

Auch diesen Entscheid versuchte Hürlimanns Familie zusammen mit den Gewerkschaften vergeblich zu verhindern. “Finanzjongleure kennen die Gesetze des Biermarktes nicht”, hielt der ehemalige Patron dem Management vor. Wer die eignen Mitarbeiter als sogenanntes “Human Capital” verkenne, könne auch von den Konsumenten keine Biermarkentreue erwarten.

Gegen Verkauf der Feldschlösschen-Getränkesparte

Noch vor wenigen Monaten trat Hürlimann ein letztes Mal gegen den Verwaltungsrat der Feldschlösschen-Hürlimann-Gruppe an. Zusammen mit anderen Minderheitsaktionären stimmte er im Mai – wiederum ohne Erfolg – gegen den Verkauf der Getränkesparte.

Seit seinem Rücktritt als Firmenchef nahm Hürlimann zahlreiche mit der Bierbrauerei verbundene Verwaltungsrats-Mandate wahr.

swissinfo und Agenturen


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